Die Kommission gelangte zu dem Schluss, dass Facebook Messenger und WhatsApp auf dem Markt der Smartphone Apps keine engen Wettbewerber sind, und dass die Verbraucher auch nach dem Zusammenschluss noch eine große Auswahl an alternativen Kommunikationsanwendungen vorfinden. Das neue Unternehmen sei auch nach der Übernahme noch einem ausreichenden Wettbewerb ausgesetzt.
Der für Wettbewerbspolitik zuständige Kommissionsvizepräsident Joaquín Almunia erklärte: „Kommunikations-Apps setzen europäische Bürger in Verbindung und werden immer beliebter. Facebook Messenger und WhatsApp sind zwar zwei der beliebtesten Apps, aber die meisten Menschen nutzen ohnehin mehr als eine App. Wir haben die geplante Übernahme sorgfältig geprüft und sind zu dem Schluss gekommen, dass sie den Wettbewerb auf diesem dynamischen, expandierenden Markt nicht beeinträchtigen wird. Die Endkunden werden auch weiterhin unter zahlreichen Kommunikationsanwendungen wählen können.“
Für die Kommission stellen Facebook Messenger und WhatsApp keine engen Wettbewerber dar. Facebook Messenger sei zwar eine eigenständige App, aber aufgrund seiner Integration in das soziale Netzwerk Facebook für den Nutzer mit einer besonderen Erfahrungsumgebung verbunden. Bei WhatsApp wird der Service über Telefonnummern erbracht, während bei Facebook Messenger ein Facebook-Profil erforderlich ist. „Die Nutzer scheinen die beiden Apps in unterschiedlicher Weise zu nutzen, und viele Nutzer verwenden beide Apps gleichzeitig auf ein und demselben Mobiltelefon“, urteilt die EU, die im Rahmen ihrer Prüfung auf einen dynamischen Markt gestoßen ist, auf dem mehrere Apps wie etwa Line, Viber, iMessage, Telegram, WeChat und Google Hangouts, miteinander konkurrieren.
Der Markt für Kommunikationsanwendungen für Endkunden ist durch Netzeffekte geprägt. Das bedeutet, dass der Wert des Dienstes für seine Nutzer mit der Anzahl der anderen Nutzer zunimmt. Netzeffekte können bewirken, dass ein Unternehmen, das über ein großes Netz verfügt, seine Wettbewerber vom Markt fernhalten kann. Angesichts ihrer Popularität haben sowohl WhatsApp als auch Facebook Messenger bereits große Kundenstämme. In diesem besonderen Fall werden die Netzeffekte jedoch durch eine Reihe von Faktoren abgeschwächt. So stellte die Kommission fest, dass der Markt für Kommunikationsanwendungen für Endkunden ein rasch wachsender Markt ist, der durch kurze Innovationszyklen geprägt ist, in denen die Marktpositionen häufig wechseln. Darüber hinaus ist die Einführung einer neuen App relativ einfach und erfordert nur wenig Zeit und Investitionen. Schließlich können die Verbraucher mehrere Apps gleichzeitig nutzen – was sie auch häufig tun – und problemlos von einer zur anderen wechseln.
In Bezug auf die Dienste für die soziale Vernetzung ergab die Marktuntersuchung, dass die Grenzen der einschlägigen Märkte einem ständigen Wandel unterliegen. Nach Ansicht bestimmter Dritter ist WhatsApp bereits ein soziales Netzwerk, das mit Facebook im Wettbewerb steht. Die Kommission stellte jedoch fest, dass die beteiligten Unternehmen in diesem Bereich, wenn überhaupt, lediglich entfernte Wettbewerber sind. Dies ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass das Angebot von Facebook erheblich facettenreicher ist. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Diensteanbieter, die auch andere Kommunikationsanwendungen für Endkunden anbieten, wie zum Beispiel Line und WeChat. Selbst im Falle einer Integration von WhatsApp und Facebook, die die Position im Bereich der sozialen Netzwerke stärken könnte, wäre der Nettozuwachs an neuen Mitgliedern für das soziale Netzwerk begrenzt, da sich die Nutzerbasis von WhatsApp bereits stark mit der von Facebook überschneidet. (10/14)