TV-Markt ohne dominante Player

Die Fernseh- und Videoindustrie bleibt vielfältig und geprägt von diversen Partnerschaften und Kooperationen. Das war das Fazit einer Panel-Diskussion, die in Kooperation mit Deloitte während der MEDIENTAGE MÜNCHEN die Zukunft der TV- und Videobranche beleuchtete. Alle Experten waren der Ansicht, dass auch in fünf bis zehn Jahren kein dominanter Player den Markt kontrollieren werde, sondern viele Akteure – TV- und Content-Anbieter sowie Plattformen – in Koexistenz agieren.

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TV-Markt ohne dominante Player

Als Diskussionsgrundlage hatte Alexander Mogg, der den Bereich Telekommunikation, Medien und Technologie bei Deloitte leitet, eine neue Deloitte-Studie über Zukunftsszenarien für die TV- und Video-Branche 2030 vorgestellt. In vier Szenarien illustrierte er, welche extremen Entwicklungsopti- onen für die TV- und Videolandschaft denkbar wären und wie sich die heutigen Player diesen stellen könnten. Szenario eins beschreibt einen „Universal Supermarket“, in dem einige wenige große Plattformanbieter den Markt kontrollieren. Vision zwei, genannt „Content Endgame“, sieht die großen Content-Anbieter als künftige „Marktdominierer“. Die dritte Variante könnte laut der Studie ein „Revenge of the Broadcasters“ sein, in dem sich die großen TV-Anbieter der Digitalisierung gestellt haben und wieder stark im Markt präsent sind. Unter dem Motto „Lost in Diversity“ schilderte Mogg einen von vielen Anbietern und Plattformen geprägten, instabilen Markt als viertes Szenario.

Jens-Uwe Bornemann, Director of Media Partnerships Central and Eastern Europe bei Facebook, verneinte ganz klar die Frage, ob Facebook im TV- und Videomarkt als dominierende Plattform vor- stellbar wäre. „Wir sehen uns nicht in Konkurrenz mit Playern wie Apple, Amazon oder Netflix, son- dern als Social Network.“ Alles andere, wie beispielsweise das neue Video-Feature Facebook Watch, sei rein additiv. Allerdings seien weitere Partnerschaften wie die mit ProSieben bei der Cas- tingshow „Voice of Germany“ oder mit Sky und dessen Show „X-Factor“ denkbar. Thomas Henkel, Executive Vice President Strategy bei Sky Deutschland zeigte sich ebenfalls überzeugt, dass auch auf lange Sicht ein Plattform-Wettbewerb stattfinden werde. „Kooperationen werden immer wichti- ger, sei es den Content oder die Technik betreffend“, betonte er und kündigte die baldige Zusam- menarbeit mit Netflix auch in Deutschland an. Ein Markt mit zu vielen Anbietern werde seiner Mei- nung nach jedoch die Konsumenten überfordern.

Ein Szenario, bei dem einige wenige Content-Anbieter den Markt dominieren, hielten die Experten ebenfalls für unwahrscheinlich. „Es gibt nur wenige, die groß genug sind“, gab Jörg Meyer, Chief Officer Content [&] Consumer bei Zattoo International, zu bedenken. „Ohne Aggregation über ver- schiedene TV-Anbieter hinweg wird das nicht gehen, das ist im Alleingang nicht zu finanzieren.“ Gleichzeitig sah er Zattoo als kleineren B2C- sowie Plattform-Anbieter auch in Zukunft gut aufge- stellt. Kleine TV-Programme mit gerade mal vier Prozent Marktanteil bräuchten für die Verbreitung externe Anbieter.

Eine „Sowohl-als-auch-Strategie“ seines Unternehmens erläuterte Sebastian Romanus, Geschäftsführer des Studio 71 von ProSiebenSat.1. „Wir sind breit aufgestellt, produzieren eigene Inhalte wie beispielsweise Influencer Videos für Plattformen wie YouTube, werten aber auch Content von Pro- SiebenSat.1 aus.“ Wichtig sei dabei, dass Inhalte je nach Zielgruppe auf den richtigen Kanälen präsent sein müssten.

Alle Diskussionsteilnehmer hielten abschließend das vierte Szenario der Studie („Lost in Diversity“) für das wahrscheinlichste, wollten dies jedoch nicht negativ interpretieren. „Das ist das normale Szenario, dabei gibt es nicht den einen richtigen Weg. Es werden viele Kooperationsmodelle entstehen und eine Vielfalt an Partnerschaften weltweit. Da stehen wir noch am Anfang“, prophezeite Facebook-Manager Bornemann. (10/18)

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