Es ist ein kleiner Schritt für ein britisches Unternehmen – und womöglich ein großer für die deutsche Produktionslandschaft: Timeline Television, einer der führenden Dienstleister für Fernsehproduktionen in Großbritannien, gründet eine Tochtergesellschaft in Deutschland. Die Verantwortung dafür übernimmt ein in der Branche bestens bekannter Name: Tom Gehring.
Gehring, jahrzehntelang als Geschäftsführer und technischer Leiter bei namhaften Rental-Firmen wie Genesis Broadcast aktiv, wird die neue Timeline Television Germany GmbH führen. Im Gespräch macht er keinen Hehl daraus, dass ihn das Projekt reizt – auch weil es eine Erweiterung des gewohnten Rahmens bedeutet: „Wir starten in Deutschland klassisch als Rental-Company, mit einem technisch sehr gut ausgestatteten Pool. Aber unser Blick geht weiter, nicht nur über den Tellerrand, sondern auch über Landesgrenzen.“
Mehr als nur ein weiterer Verleiher
Timeline Television ist in der britischen TV-Landschaft eine feste Größe. Gegründet 2006 von Dan McDonnell, beschäftigt das Unternehmen heute rund 150 festangestellte Mitarbeiter und eine ähnliche Zahl an Freelancern. Der Schwerpunkt liegt auf Außenübertragungen (Ü-Wagen), Remot-Produktionen, Studioservices und einem hochmodernen Sendezentrum, das sich über sechs Stockwerke erstreckt. Große Sportproduktionen wie die Formel 1, MotoGP oder internationale Pferderennen gehören zum Kerngeschäft.
Gehring bringt diese Erfahrung mit einem differenzierten Anspruch nun nach Deutschland: „Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz zu bestehenden Anbietern, sondern als sinnvolle Ergänzung. Natürlich wollen wir Lücken füllen. Aber wir setzen dabei auf Zusammenarbeit, nicht auf Verdrängung.“
Strategische Lücke mit Potenzial
Was spricht überhaupt für einen Markteintritt in Deutschland – in einem Umfeld, das bereits über eine dichte Infrastruktur an Produktions- und Rentalfirmen verfügt? Tom Gehring blickt mit Respekt, aber auch mit klarem Optimismus auf den hiesigen Markt. „Die Produktionsinfrastruktur ist hervorragend. Aber im Rental-Segment gibt es Bereiche, in denen wir uns mit unserer Erfahrung gut positionieren können“, sagt er. Neben klassischen Broadcast-Kunden nimmt er dabei insbesondere den wachsenden AV-Sektor in den Blick: „Auch in Stadien oder bei Konzerten werden zunehmend hochauflösende Produktionen gefahren. Nicht jede Produktionsfirma will oder kann dafür gleich selbst investieren.“
Ein zusätzlicher Treiber: der Wandel hin zu Remote- und Hybridmodellen. In Großbritannien habe die Pandemie diesen Umbruch beschleunigt, sagt Gehring. „Corona war dort ein echter Innovationsmotor – viele der damals entwickelten Remote-Strukturen sind heute Standard.“ In Deutschland sei man in vielen Bereichen noch zurückhaltender, aber: „Das wird sich ändern.“
Technik, Erfahrung – und ein langer Atem
Was Timeline in Deutschland anbieten wird, liest sich vertraut: Kameras, Optiken, EVS-Systeme, Bildmischer – also das klassische Equipment, das Produktionen jeder Größe benötigen. „Wir fangen solide an, mit einem sauberen Grundstock“, sagt Gehring. Das Lager sei bereits bestückt, die Infrastruktur stehe, auch wenn die GmbH formal noch in Gründung ist. „Mitte Mai wollen wir einsatzbereit sein.“
Dabei setzt man nicht nur auf Importe aus dem Vereinigten Königreich. Ein Teil des Equipments wird lokal vorgehalten, anderes kann bei Bedarf kurzfristig aus dem Mutterhaus bezogen werden. Die enge Anbindung an die britische Zentrale bleibt bestehen – nicht nur technisch, sondern auch personell: „Support aus UK ist jederzeit verfügbar. Aber natürlich werden wir in Deutschland Schritt für Schritt ebenfalls ein Team aufbauen.“
Kein Schnellschuss, sondern ein Aufbau
Eile oder aggressives Wachstum ist nicht das Ziel. Timeline wolle sich mit Bedacht im deutschen Markt etablieren. „Wir kennen den Markt, und wir wissen, dass man hier nichts übers Knie brechen darf. Aber genau das ist auch unsere Stärke. Wir haben keine externen Investoren im Nacken, sondern bauen organisch auf“, sagt Gehring.
Gleichzeitig sieht er die deutsche Niederlassung als Teil einer größeren Strategie: „Timeline ist ein weltweit operierendes Unternehmen. Nach dem Brexit bringt eine feste Struktur in der EU viele Vorteile – nicht nur für Projekte in Deutschland, sondern auch als Brücke zu anderen Märkten.“ Er spricht von Produktionen in Katar, vom Ironman auf Hawaii – Timeline denkt global, auch aus Deutschland heraus.
Wie groß die deutsche Tochter einmal werden soll? „Das ist derzeit noch Glaskugel-Lesen“, sagt Gehring. Aber wenn es nach ihm geht, wird Timeline auch hierzulande bald eine feste Größe.
Tom Gehring ist erreichbar unter [email protected] oder telefonisch unter +49 178 5180800.