Die Intendantinnen und Intendanten der ARD haben sich auf eine gemeinsame Radiostrategie verständigt, mit der sie auf die Vorgaben des neuen Reformstaatsvertrags reagieren. Auch wenn dieser Staatsvertrag derzeit noch der Ratifizierung durch die Länderparlamente bedarf, zeichnen sich bereits deutliche Einschnitte im Hörfunkangebot der ARD ab: Mindestens 16 terrestrische Programme müssen laut politischer Vorgabe bis zum 1. Januar 2027 eingestellt oder in kooperativen Formen überführt werden.
Politischer Druck fordert tiefgreifenden Umbau
Der Reformstaatsvertrag, dessen Inhalte auf eine Neuausrichtung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks abzielen, gibt den Landesrundfunkanstalten einen engen Rahmen vor: Bis Anfang 2027 sind Anpassungen am bestehenden Auftrag vorzunehmen – insbesondere im Bereich der Radioprogramme. Die Länder haben die Möglichkeit, die Zahl der beauftragten Hörfunkwellen deutlich zu reduzieren. Eine Verpflichtung, die maximale Anzahl an Wellen aufrechtzuerhalten, besteht nicht.
Diese Vorgaben erfordern nicht nur organisatorische, sondern auch programmliche Konsequenzen. Klar ist bereits jetzt: Es wird Programmangebote geben, die künftig entfallen.
Drei Säulen der neuen Radiostrategie
Die von der Audioprogrammkonferenz der ARD (APK) unter Leitung von Jan Weyrauch, Programmdirektor bei Radio Bremen, erarbeitete Strategie basiert auf drei zentralen Maßnahmen:
- Streichung einzelner Programme: Vor allem Programme, die ausschließlich über DAB+ verbreitet werden, stehen zur Disposition. Welche Formate konkret betroffen sind, wurde noch nicht öffentlich benannt.
- Kooperationen zwischen Sendern: Hörfunkwellen mit ähnlichen thematischen Profilen – etwa im Bereich Kultur, Information oder Unterhaltung – sollen künftig verstärkt länderübergreifend zusammenarbeiten und gemeinsame Programmangebote entwickeln.
- Digitaler Umbau: Die ARD Audiothek soll als zentrale Plattform für Audioangebote deutlich gestärkt werden. Die Audioprogrammkonferenz prüft, welche Formate sich für eine rein digitale Verbreitung eignen, sodass deren terrestrische Ausstrahlung eingestellt werden kann.
Regionale Nähe bleibt Leitprinzip
Trotz der anstehenden Kürzungen betont die ARD, dass die regionale Verwurzelung ihrer Radioprogramme weiterhin oberste Priorität habe. „Prämisse aller Überlegungen war, das zu erhalten, was die ARD Hörfunkwellen erfolgreich und besonders macht: die enge Verbundenheit mit und regionale Nähe zu den Hörerinnen und Hörern“, so Jan Weyrauch.
Mit derzeit täglich rund 33 Millionen Hörerinnen und Hörern bleiben die ARD-Radiowellen eine zentrale Säule der öffentlich-rechtlichen Medienlandschaft. In einem zunehmend fragmentierten Markt sehen die Sender im digitalen Umbau eine Chance, neue Zielgruppen zu erreichen und das Profil ihrer Angebote zu schärfen.
Weiteres Vorgehen liegt bei Ländern und Gremien
Da der öffentlich-rechtliche Hörfunkauftrag in der Zuständigkeit der einzelnen Bundesländer liegt, ist nun ein abgestimmtes Vorgehen zwischen Sendern, Aufsichtsgremien und Landespolitik notwendig. Nur durch einen solchen Schulterschluss lassen sich die Reformziele bis Anfang 2027 umsetzen.
Ob die geplanten Maßnahmen ausreichen werden, um den politischen Erwartungen und publizistischen Anforderungen gleichermaßen gerecht zu werden, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Sicher ist jedoch: Der ARD-Hörfunk steht vor einem der größten Umbrüche seiner Geschichte.