Zukunftsträchtige Broadcast-Technologien im Fokus

LiveU hat zur ersten Ausgabe des Live Sports Summit nach München geladen. Bei dem Branchentreff standen aktuelle Herausforderungen der Branche und zukunftsträchtige Broadcast-Technologien im Fokus. Innovative Konzepte der Remote-Produktion konnten überzeugen. Dagegen seien 5G- und reine Cloud-Produktionen aktuell eher für bestimmte Nischenanwendungen geeignet.

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Zukunftsträchtige Broadcast-Technologien im Fokus
Panel Diskussion "Die Zukunft des Live Sport-Broadcastings mit (v.l.n.r.) Bart Meeus (Host), Markus Buser (Vodafone), Louisa von Lenthe (Sky), Michael Bracher (DAZN)

LiveU hat Kunden, Interessenten und Pressevertreter am 23. November 2022 zum ersten Live Sports Summit in die Münchener Motorworld geladen. Thema waren aktuelle Herausforderungen in der Live- und Remote-Produktion – insbesondere der Kostendruck und der Wunsch nach immer mehr Inhalten bei gleichzeitiger Einhaltung von Nachhaltigkeitsaspekten wurden diskutiert. Zudem wurde über verschiedene Remote-Produktion Use Cases gesprochen. Tenor der Veranstaltung: Remote-Produktion funktioniert schon heute, es braucht nur den richtigen Anwendungsfall und viele kreative Köpfe, die sich ein passendes Konzept überlegen. 

Ein spannendes Remote-Konzept wurde von Georg Brandes via Live-Schalte vorgestellt. Brandes ist als Production [&] Media Rights Consultant verantwortlich für die Planung und Umsetzung der Produktion von Volleyball World, einer Volleyball-Tour, die pro Jahr 20 Events auf sechs Kontinenten der Welt austrägt und dabei insgesamt 2400 Stunden Content produziert. “Wir haben die Tour 2022 massiv ausgebaut und wesentlich mehr Events live gezeigt. Dementsprechend mussten neue Überlegungen her – klassisch mit Ü-Wagen und SNG anzurücken wäre finanziell nicht machbar gewesen”, erklärt Brandes. 

Im aktuellen Workflow werden vier Kamerasignale vom Spielfeldrand mit einem LiveU LU800 über das LRT-Protokoll in den Schnitt nach Rumänien geschickt. Von dort geht das Bild in das Distributionstool LiveU Matrix Cloud. Parallel wird der Kommentar, ebenfalls remote, über die Plattform Spalk zugesetzt und dann als SRT- oder RTMP-Stream an die Rechtehalter übergeben. 

Zukunftsträchtige Broadcast-Technologien im Fokus

Es habe große Vorbehalte gegenüber einem solchen Workflow gegeben, verrät Brandes. Vor allem die Zuverlässigkeit des öffentlichen Internet (Mobilfunk / lokale ISP) sei ein Faktor gewesen. Aber auch die Videoqualität ob des Transcodings, die Delays und die Absprachen in einem remote arbeitenden Team waren für Brandes ein Unsicherheitsfaktor. Trotzdem habe alles reibungslos geklappt und die Vorteile hätten überwogen. “Die Qualität des Bildes ist fast höher als früher. Das wird uns auch von unseren Broadcast-Partnern gespiegelt”, sagt Brandes und führt aus: “Während wir früher mit acht Megahertz auf dem Satelliten gearbeitet haben, übertragen wir heute mit 15-18 MB/s.” Ein weiterer großer Vorteil sei die Möglichkeit, die Produktion als “Delivery as a Service” zu begreifen. Ansprechpartner seien das Jahr über also weitestgehend konstant und man müsse sich nicht bei jedem Event mit anderen SNG-Teams koordinieren. “Ganz davon abgesehen verringern wir unseren CO2-Fußabdruck wenn SNGs nicht fahren und Kommentatoren nicht reisen müssen”, freut sich Brandes. 

Cloud-Produktion [&] 5G 

Neben Konzepten der Remote-Produktion ging es beim Live Sports Summit auch um Einsatzmöglichkeiten und Grenzen von Cloud-Produktion [&] 5G. Auf dem Panel “Die Zukunft des Live Sport-Broadcastings” war man sich weitestgehend einig, dass es wichtig sei, neue Potentiale in der End-to-End Cloud-Produktion im Auge zu behalten – nicht zuletzt aufgrund der guten Skalierungsmöglichkeiten. Trotzdem sei es für große Projekte oftmals einfach nicht günstiger, auf Cloud-only zu setzen, waren sich Louisa von Lenthe, Director Inhouse Operations bei Sky und Michael Bracher, SVP Programming D/A/CH [&] Italy von DAZN, einig. “Man muss sich auch fragen, ob man die richtigen Leute mit dem passenden Skill-Set hat und ob die Cloud-Systeme auch wirklich miteinander funktionieren, wie sie sollen. Das sind Dinge, die im Vorfeld geklärt gehören”, meint von Lenthe. “Es ist nicht so leicht, von jetzt auf gleich auf Cloud-Infrastrukturen zu setzen. Immerhin gibt es auch Legacy-Produkte, die aktuell in Verwendung sind. Aber wenn neue Cloud-Technologie Sinn macht, ist es wichtig, den Weg dafür zu ebnen”, schließt sich Bracher an. 

Sinn machte für viele Broadcaster zuletzt auch der Test des neuen Telekommunikationsstandards 5G für Produktionsanwendungen. Sowohl DAZN als auch Sky konnten bereits erste Projekte umsetzen und bekundeten Interesse, “5G auch regelmäßiger für Tier 1 Projekte einzusetzen”, sagt Bracher. Experte Markus Buser von Vodafone zeigte sich mit der Entwicklung des neuen Netzstandards für Broadcaster zufrieden: “Die Vorteile sind die großen Datenübertragungsraten und die geringe Latenz. Beides ist für die Kontribution von TV-Bildern enorm wichtig.” Es sei natürlich aber auch klar, dass es sich bei der Implementierung von 5G um einen Prozess handele. Deshalb sei es wichtig, sich in immer größeren Projekten mit den Möglichkeiten der Technologie auseinanderzusetzen. “Vor allem, wenn 5G-Standalone verfügbar ist und man in der Fläche Network-Slices anbieten kann, wird sich noch einiges tun”, freut sich Buser. 

Bild im Text: Georg Brandes, über die seine Erfahrung, die Volleyball World remote zu produzieren. 

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