Hartmut Opfermann, CTO der BFE Studio und Medien Systeme GmbH, beleuchtet in seinem Gastbeitrag die tiefgreifenden Veränderungen in der Broadcast-Branche. Er argumentiert, warum klassische Investitionszyklen den aktuellen Anforderungen nicht mehr gerecht werden – und weshalb der Weg zu mehr technologischer Flexibilität vor allem über softwarebasierte Systeme führt.
Wenn technische Infrastruktur zu schnell veraltet
Dass sich die Broadcast-Branche verändert, ist so wahr, wie es abgedroschen ist. Die entscheidenden Faktoren sind die Breite, Geschwindigkeit und Stetigkeit, mit der sich diese Veränderungen vollziehen.
Es handelt sich eben nicht um eine einzelne, zum Beispiel technische, Innovation, die wir als Branche verdauen müssen, sondern wir werden auf technischer, inhaltlicher, präsentativer Ebene ständig mit neuen Entwicklungen konfrontiert.
Die (gefühlte) Notwendigkeit, all diese Veränderungen mitzugehen oder zumindest darauf zu reagieren – und das zu denselben oder sogar niedrigeren Kosten – erfordert ein bisher ungekanntes Maß an Flexibilität und Wandlungsfähigkeit, die sich in den organisatorischen und technischen Strukturen widerspiegeln muss.
Ein Hochkant-Video, wie es auf manchen modernen Plattformen üblich ist, lässt sich eben mit SDI schlecht übertragen. Und das Aufteilen einer großen in mehrere kleinere Regien muss bei einer klassischen Architektur entweder bereits frühzeitig in der Planung berücksichtigt werden oder kommt vom Aufwand her einem Neubau gleich. Wegen der oben angesprochenen Geschwindigkeit der Veränderung kann aber heute niemand sagen, wie viele und wie große Regien innerhalb des üblichen Investitionszyklus benötigt werden.
Es geht also schon das Denken in diesen mehr oder weniger starren Investitionszyklen fehl. Wir müssen eher zu einer kontinuierlichen Anpassung der Produktionsmittel kommen – zumindest in den Bereichen, in denen auch die Inhalte und Präsentationsformen eine entsprechende Schlagzahl vorgeben.
Softwarebasierte Systeme als strukturelle Antwort
Und hier kommen softwarebasierte Systeme ins Spiel: Diese lassen sich viel leichter und kontinuierlicher ändern als hardwarebasierte Systeme. Und dabei spielt es zunächst einmal eine untergeordnete Rolle, wo sich diese Systeme befinden. Auf diese Frage kann es für unterschiedliche Anwendungsfälle unterschiedliche Antworten geben. Und natürlich sind im konkreten Einzelfall noch Detailfragen wie Latenz, Kosten für Datentransfers und Laufzeit zu klären und zu bewerten. Aber wenn man gelernt hat, Systeme schnell zu ändern, kann man Änderungen auch schnell wieder zurücknehmen – und eröffnet sich damit auch die Möglichkeit, leichter Dinge auszuprobieren.
Technologische Flexibilität braucht neue Denkweise
Es geht also bei der Transformation zu 2110 oder Cloud nicht in erster Linie darum, Kosten zu sparen oder direkt neue Möglichkeiten zu haben, sondern die technologische Voraussetzung zu schaffen, um die kontinuierliche Veränderung der Systeme zu ermöglichen. Und dabei kann es durchaus vorkommen, dass sich das neue System zuerst viel weniger flexibel anfühlt als das alte – insbesondere dann, wenn die alten Arbeitsabläufe 1:1 auf die neue Technologie portiert werden.
Tatsächlich muss diese neue Flexibilität auf allen Seiten (Endnutzer, Systemintegratoren und Hersteller) erst einmal gelernt werden – und auch in den kommerziellen Vereinbarungen reflektiert werden, bevor sich die Vorteile tatsächlich realisieren lassen.
Moderne Steuerung braucht intelligentes Monitoring
So sind viele 2110-Systeme der ersten Generation noch mit relativ statischen SDN-Controllern aufgebaut, die viel Umkonfiguration bei Änderungen am System erfordern. Dies lässt sich zwar bis zu einem gewissen Grad automatisieren. In aktuellen Installationen sollte aber darauf geachtet werden, dass sich die Systeme möglichst selbständig an eine geänderte Umgebung adaptieren – wobei die Vorgänge natürlich immer unter der Kontrolle des Bedieners bleiben sollten.
Aus dieser Anforderung ergibt sich unmittelbar die Notwendigkeit eines umfassenden Überwachungs- und Steuerungssystems. Denn einerseits muss die Flexibilität, die mit den neuen Technologien einhergeht, für den Bediener auf ein handhabbares Maß reduziert werden, um das Risiko von Fehlbedienungen zu minimieren. Andererseits erfordert der hohe Abstraktionsgrad softwarebasierter Systeme Werkzeuge, die bei der Fehlererkennung und -behebung unterstützen.
KSC-Systemfamilie: Plattform für hybride Produktionsprozesse
Und genau hier setzt die KSC-Systemfamilie an: Mit Lösungen wie KSC Core und KSC SinAlarm bietet die BFE eine modulare, skalierbare und anwenderspezifisch anpassbare Plattform, die nicht nur Steuerung und Monitoring intelligent vereint, sondern durch herstellerunabhängige Schnittstellen, intuitive GUIs und automatisierte Logikmodule den Wandel in der Broadcast-Welt nachhaltig unterstützt. Ob klassische SDI-Infrastruktur, IP-basierte Produktion oder hybride Systeme – KSC gibt den Nutzer:innen die Kontrolle zurück, auch in einem sich permanent verändernden Umfeld. Einige spannende Weiterentwicklungen rund um KSC zeigt BFE im September auf der IBC in Halle 8 / Stand 8.B60
Über den Autor: Hartmut Opfermann ist CTO der BFE Studio und Medien Systeme GmbH. Seit über zwei Jahrzehnten beschäftigt er sich mit der technischen Planung und Integration komplexer Produktionsumgebungen – von klassischen SDI-Setups bis zu IP- und softwarebasierten Infrastrukturen. In seiner Rolle bei BFE treibt er die Weiterentwicklung der KSC-Systemfamilie voran und beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Steuerung und Monitoring in dynamischen Broadcast-Szenarien neu denken lassen.
Über BFE: BFE zählt zu den etablierten Systemhäusern im deutschsprachigen Raum – mit zahlreichen realisierten Projekten in Broadcast sowie Medien- und Leitstellentechnik. Mit über 300 KSC-Installationen weltweit bietet das Unternehmen eine herstellerunabhängige Plattform für Steuerung, Orchestrierung und Überwachung in IP-basierten und hybriden Infrastrukturen.