Studio Hamburg Media Consult International (MCI) GmbH ist ein international tätiges Systemhaus im Bereich professioneller Broadcast- und Medientechnik. Auf Deutschlands größtem TV-Produktionsgelände in Hamburg ist das Team von über 100 Mitarbeitern jeden Tag mit Kreativität und aktueller Technik konfrontiert. MCI berät, plant und realisiert mit eigenen Kapazitäten den Bau von Fernseh-, Hörfunk-, Medien- und Event-Projekten in aller Welt. Auch die 1995 vom Emir von Qatar gegründete Qatar Foundation vertraute der internationalen Erfahrung von MCI und vergab den Bau des ersten HD-Ü-Wagens für JCC nach Hamburg. Bei dem Wagen handelt es sich um einen Mercedes Benz Actros Sattelschlepper mit einem 14m Sattelauflieger mit einseitigem Auszug, der bei ProVan in Waldlaubersheim seine wüstentauglichen Aufbauten erhielt und von Noske-Kaeser mit vier Klimaanlagen ausgerüstet wurde. Dabei musste neben der hohen Kühlleistung auch besonderes Augenmerk auf sand- und staubgeschützte Frisch- und Kühlluft-Zugänge gelegt werden. Eine netzunabhängige Stromversorgung an jedem Einsatzort garantieren zwei im Fahrzeug integrierte redundante 50kVA Generatoren. Das Gesamtgewicht des HD-Ü-Wagens beträgt 32 Tonnen.
Steuerung über VSM
Der Ü-Wagen ist in vier Bereiche unterteilt: Video-Produktion, Audio-Produktion, Bildkontrolle und den SloMo- und Grafik-Bereich. Außerdem verfügt der Sattelauflieger über einen großen Ladebereich, sodass der HD-Ü-Wagen auch ohne Rüstwagen autark produzieren kann. Die fernsehtechnische Ausrüstung umfasst zehn Sony HDC-1500 Kameras mit Fujinon-Objektiven (von 4,5 Super Weitwinkel bis 100-fach Super-Tele). Die Anbindung der Kameras an den Ü-Wagen erfolgt über OSI-Glasfaserkabel. Außerdem ermöglichen zwei Link Research-HD/SD-Drahtloskamera-Adapter mit einer Frequenzabdeckung von 1,9-2,7GHz eine kabelunabhängige, flexible Nutzung der Sony HD-Kameras.
Die gegenüber DVB-T deutlich verbesserte Übertragungsqualität von LSM-T kann vom Kunden wahlweise genutzt werden. Dabei kommt ein innovativer Rucksack zum Einsatz. Der sportliche Begleiter beinhaltet alles, um bequem vom Rücken zu übertragen und die Kamera selbst leicht zu halten: zum Beispiel einen externen Akkumount inklusive Ein- und Ausschalter, eine stabile Befestigung des Senders im Rucksack und eine Teleskop-Antenne.
In der Videoregie ist ein Sony MVS-8000G Bildmischer mit 3,5 MEs und 8 DVEs installiert und in schallgedämmten Racks eine Quartz-Kreuzschiene mit 96 × 96 Koppelpunkten sowie Sony HDCam-Videorekorder und zwei vernetzte 6-Kanal EVS HardDisk-Rekorder mit EVS IP-Director und EVS CleanEdit. Die Framestores kommen von Evertz und der Schriftgenerator von Avid. Insgesamt 36 Focus Displays von 9 Zoll bis 47 Zoll wurden im Wagen in Kombination mit den VIP Multiviewer-Modulen von Evertz verbaut. Die Displays sind alle mit UMD- und Tally-Optionen ausgestattet und ermöglichen damit die Anzeigen über UPDs (Under-Picture-Display) darzustellen – das spart Kosten und wertvollen Platz im Ü-Wagen.
Der seit vielen Jahren in Hauptschalträumen und Ü-Wagen öffentlich-rechtlicher und privater Rundfunkbetreiber eingesetzte Virtual-Studio-Manager (VSM), wurde auch im HD-Ü-Wagen der Qatar Foundation installiert und erfüllt so die hohen Ansprüche an die Steuerung der im Wagen integrierten Komponenten. Der VSM Controller dient dabei als Master-Applikation für Kreuzschienen (inkl. Tie-Line-Management), Glue-Equipment und Multiviewern (dynamische UMDs/UPDs) und kann außerdem zur Maschinensteuerung von MAZen und HardDisk-Rekordern genutzt werden. Darüber hinaus ist ein Havariekonzept vorhanden, welches über GPI/Os und SNMP Informationen über die angewählten Komponenten anbietet. MCI hat vor kurzem eine Produktpartnerschaft mit den deutschen VSM-Entwicklern abgeschlossen und tritt deshalb ab sofort als Anbieter und Integrator mit speziell geschultem Personal auf.
Clear-Com-Kommandoanlage
Die räumlich separierte Audioregie wird von einem Lawo mc²66 mit 120 Kanälen dominiert und gewährleistet eine durchgängige 5.1 Surround-Sound-Audioverarbeitung mit Klein&Hummel Abhörlautsprechern und Sennheiser-Mikrofonen. Aufgezeichnet wird auf einem Digicart 360 HardDisk-System. Die installierte Eclipse-Kommandoanlage von Clear-Com bietet mit dem aktuellen Software- und Firmware-Stand umfangreiche neue Features: Mit der Version 5 der Konfigurations- und Monitoring-Software ECS können acht Shiftebenen und acht Erweiterungsbedienstellen pro Panel angesprochen werden. Über den integrierten digitalen Signalprozessor wird in jeder Bedienstelle eine umfangreiche Audiomatrix angeboten. Damit können Kommentatorfunktionen, wiederholtes Hören oder mehrerer Audiosignale miteinander gemischt und on- und offline angepasst werden. Durch einen einfachen Klick im ECS kann jedes Panel optional zu einer Supervisorbedienstelle aufgerüstet werden, mit der alle anderen Panels 1:1 in Echtzeit gesteuert werden können. Darüber hinaus ist es im On-Line-Modus möglich, einen Teilnehmer per Drag und Drop auf einer Sprechstelle „fallen zu lassen“, sodass dieser Teilnehmer sofort auf dem Panel angesprochen werden kann. Die Bedienstellen verfügen über Schnittstellen wie Koax, CAT5 (digital und analog) und IP. Über Koax und digitales CAT5 können außerdem zwei Audiowege der Matrix genutzt werden. Die Talk-Back-Einheiten kommen von Sennheiser.
JCC ist „Edutainment“-Fernsehsender
Die „Free-to-Air“-HD-Programme von JCC sind weltweit über Arabsat, Nilesat und Hotbird in 1080i zu empfangen. Der Sender ist Teil der „Education City“ – einem acht Millionen Quadratmeter großen Entwicklungsprojekt in Doha. JCC versorgt arabische Familien rund um den Globus mit Unterhaltungs- und Bildungs-Programmen. Im Mittelpunkt steht dabei, arabischen Kindern andere Kulturen und deren Lebensweisen näher zu bringen und mit den arabischen Werten und Traditionen zu vergleichen, um damit die Leidenschaft für „kreatives Lernen“ zu entwickeln und zu fördern. 40 Prozent der Programme von JCC sind Eigenproduktionen. Mit der Auslieferung des HD-Ü-Wagens an die Qatar Foundation und dem Training der JCC-Mitarbeiter in Doha trägt auch das Team von MCI zu einem besseren Verständnis zwischen der arabischen und der westlichen Welt bei.
Reinhard Penzel (MB 10/08)