Die ersten Europaspiele gehören weltweit zu den größten Multisport-Events des Jahres. Das European Olympic Committees (EOC) hatte die Veranstaltung der ersten europäischen Kontinentalspiele im Dezember 2012 beschlossen und deren Ausrichtung an Aserbaidschan vergeben. Über 6.000 Athleten aus 49 Ländern nahmen in 20 Sportarten (16 olympische und vier nicht-olympische) mit 18 Sportstätten an dem Event teil.
Entsprechend umfangreich war auch die TV-Produktion des Events angelegt. Der TV-Produktionsumfang der 17-tägigen Sportveranstaltung lag bei 1.200 Stunden. Live übertragen wurden davon alle Medaillenentscheidungen einschließlich aller Halbfinal- und Finalbegegnungen. Dazu wurde täglich eine Highlight-Berichterstattung geboten. Die Produktion erfolgte durchgehend in High Definition (HD). Mit der Produktion der Europaspiele hatte der Veranstalter Baku European Games Operation Committee (BEGOC) das 1996 von Manolo Romero gegründete spanische Unternehmen International Sports Broadcasting (ISB) beauftragt. Bei den Europaspielen war ISB auch für die Übertragung der Eröffnungs- und Schlußveranstaltung im Victory Celebration Plaza zuständig sowie für Planung, Bau und Betrieb des International Broadcast Centers (IBC) und für die Vermarktung der Übertragungsrechte der Europaspiele weltweit. ISB war in der Vergangenheit unter anderem Hostbroadcaster von sieben Olympischen Spielen. „Wir sind glücklich schon viele der weltgrößten Sportevents übertragen zu haben und dabei die einzigartige Gelegenheit hatten, ihre Bedeutung zu steigern“, meinte Romero. „Wir sind deshalb auch fest davon überzeugt, dass die Europaspiele eines der nächsten großen Sportereignisse in der Welt sein werden.“
In Deutschland wurden die Europaspiele exklusiv von SPORT1 übertragen. Als „Offizieller Broadcast Partner“ berichtete der Sender an allen 17 Wettkampftagen über 100 Stunden live und bot zudem eine Rundum-Berichterstattung auf allen Plattformen an. Live gesendet wurde täglich sechs Stunden lang von 14 bis 20 Uhr. Nach 23 Uhr wurden 30 Minuten lang die Highlights des Tages gezeigt. Dazu gab es auf Sport1.de rund 400 Videos vom Event zu sehen. Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Exekutiv-Mitglied der Vereinigung der Europäischen NOKs, erklärte im Vorfeld des Events: „Eine Übertragung im frei empfangbaren Fernsehen ist ein wichtiger Schritt, um Baku 2015 in Deutschland zum Erfolg werden zu lassen.”
Im Mai hatte Olaf Schröder, Vorsitzender der Geschäftsführung von SPORT1, im Rahmen eines Sport1-Medientags, die umfangreiche Berichterstattung der Europaspiele und das SPORT1-Team für Baku vorgestellt. Ihr Debüt vor der Kamera feierte Moderatorin Nele Schenker, die zusammen mit Anett Sattler live aus Aserbaidschan berichtete. Im Studio führten Katja Wölffing und Daniela Fuß im Wechsel durch die Übertragungen. Der zweifache Silber-Medaillengewinner bei den Olympischen Spielen in London 2012, Marcel Nguyen, war als SPORT1-Experte bei den Turn-Übertragungen. Insgesamt berichteten zwölf Kommentatoren für SPORT1 vom Multisport-Event der olympischen Nationen und Athleten Europas. Schröder erklärte am Sport1-Medientag: „Die Europaspiele werden nicht nur für die knapp 6.000 Athleten eine spannende Premiere, sondern auch für SPORT1. Wir werden das Multisport-Event auch multimedial abbilden – mit einer Rundum-Berichterstattung über alle Plattformen. Mit einem kompetenten Team vor und hinter der Kamera werden wir 17 Tage lang vor allem die deutschen Athletinnen und Athleten bei den Wettkämpfen begleiten und täglich alleine im Free-TV rund sechs Stunden live aus Baku berichten.“ Rund 45 Stunden der Europaspiele waren frei empfangbar auf SPORT1 zu sehen. Der Großteil der Berichterstattung auf den Kanälen von SPORT1 wurde live gesendet, darunter auch die Eröffnungs- sowie die Schlussfeier. Außerdem gab es auf allen Plattformen Zusammenfassungen der Highlights. Die Europaspiele in Baku wurden auch wieder durch zahlreiche Produktionsdienstleister und Techniklieferanten unterstützt. Dazu gehörte unter anderem LMC (LiveMotionConcept). Als Subunternehmen von ISB produzierte LMC die Mountainbike-Wettbewerbe, Beach-Volleyball und Beach-Soccer. Eingesetzt wurden dabei auch die Antilope High Speed-Kameras des Unternehmens. Wie bei Großevents üblich waren aus Deutschland auch wieder Riedel und Lawo mit ihren technischen Lösungen präsent. Von AÜ-Dienstleistern waren unter anderem HD Signs, Mediatec und Bivolul am Start. Und Mit der Bereitstellung von Video- und Audio-Equipment für 19 Wettbewerbs- und drei Nicht-Wettbewerbsorte der Europaspiele hatte BEGOC die Euromedia Company beauftragt. Dazu gehörten große LED Screens, Soundsysteme, Kontroll-Equipment, PA-Systeme, Kabelstrecken und drahtgebundene Kommunikationssysteme. Der Dienstleister war auch mit der Betreuung von Werbekampagnen und Erstellung von Werbespots für die Europaspiele beauftragt.
Eingesetzt wurden bei der Europaspiele-Produktion unter anderem auch 15 Panasonic AJ-PX5000G 2/3-Zoll P2 HD-Schulterkameras. Bereitgestellt wurden sie vom Rental-Unternehmen Bexel Global Broadcast Solutions, Teil der Production Services Business Unit der Vitec Group. Bexel hat erst kürzlich zwölf PX5000G erworben und damit nun insgesamt 25 AVC-ULTRA-Kameras von Panasonic im Bestand. Tom Dickinson, Chief Technology Officer von Bexel Global, erklärte: „Die PX5000G ist modern und vielseitig. Sie kann sowohl in 1080/720 und in 1080/60p, 30p und 24p aufzeichnen und ist umschaltbar von 59.94Hz auf 50Hz. Damit ist sie die ideale Kamera für internationale Events wie die Europaspiele. Die PX5000G ist für uns ein Gewinn bei Sport-TV- und Dokumentarfilm-Produktionen. Unsere zusätzlichen Investionen in diese Kamera war eine naheliegende Entscheidung.”
Xeltec aus Madrid hat Hostbroadcaster ISB TV zu den Europaspielen mit sechs Carbonite-Mischern von Ross Video ausgerüstet. Laut Xeltec hat ISB mit den Mischern das internationale Signal für einzelne Regionen und Broadcaster kundenspezifisch angepasst. Xeltec hat auch die Operator-Schulungen für den Einsatz der Ross-Mischpulte in Baku durchgeführt.
Die nächsten Europaspiele sollten eigentlich 2019 in den Niederlanden stattfinden. Dort hat man aber aus Kostengründen, zwei Tage vor dem Beginn der ersten Europaspiele in Aserbaidschan, einen Rückzieher gemacht. Nun haben Russland und die Türkei ihr Interesse bekundet. Die Entscheidung, wer den Zuschlag bekommt, soll in Kürze fallen.
Eckhard Eckstein
MB 4/2015