Darin hatte Moskau-Korrespondent Udo Lielischkies unter anderem über den Tod von zwei Anwohnern in Krasnoarmeysk im Osten der Ukraine berichtet. Diese seien durch die „Kugeln der neuen Machthaber“ gestorben. Der Korrespondent hat diese Darstellung nach erneuter Recherche nun korrigiert, teilte ARD-aktuell am Mittwoch mit. In der Tagesthemen-Sendung vom 1. Oktober sowie auf tagesschau.de wurden die Informationen richtiggestellt. Tagesthemen-Moderator Thomas Roth hat sich bei den Zuschauern entschuldigt.
Die erneute Sichtung des gesamten Filmmaterials und nochmalige Überprüfung der Fakten durch den ARD-Korrespondenten haben ergeben, dass die tödlichen Schüsse seinerzeit der falschen Seite zugeordnet wurden. Richtig ist, dass die Schützen einem ukrainischen Freiwilligen-Bataillon zuzuordnen sind, also nicht den Separatisten. Der Beitrag wurde bereits aus der Mediathek entfernt.
Kai Gniffke (Foto), Erster Chefredakteur von ARD-aktuell hat ebenfalls Stellung bezogen: „Wir nehmen den Fehler sehr ernst. Dieser wurde aufgrund der Eingabe eines Zuschauers entdeckt. Die kritische Begleitung von Zuschauern ist hilfreich. Bei allem Bemühen um eine präzise Darstellung können Korrespondenten, die in Kriegsgebieten unter Zeitdruck arbeiten, auch Fehler unterlaufen. Wichtig ist uns, dies offen anzusprechen.“ Gniffke sieht die tägliche Aufgabe für die Nachrichtensendungen der ARD auch darin, ausgewogen und in kritischer Distanz zu allen Seiten zu berichten. „Unsere Zuschauer sollen sich von Kriegsregionen ein eigenes Bild machen können. Dafür riskieren unsere Korrespondenten viel, sie begeben sich in Gefahrensituationen, um Informationen selbst prüfen zu können. Die Kriegsberichterstattung bleibt eine der schwierigsten journalistischen Herausforderungen.”
Die Reputation der öfffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen hat durch die Kritik vor allem an der Ukraine-Berichterstattung der ARD über Tagesschau und Tagesthemen deutlich Kratzer bekommen. In einem Blog-Beitrag hat Kai Gniffke bereits Fehler eingeräumt. Die Richtigstellung des falschen Beitrags kommt zum rechten Zeitpunkt, um die Glaubwürdigkeit und Kompetenz der ARD-Nachrichtenproduktion im Fernsehen wieder zu stärken. Insbesondere Berichte aus Krisengebieten dürfen sich nicht durch Einseitigkeit und Voreingenommenheit hervortun. Gegenüber der schnellen und dauerpräsenten Newszirkulation im Internet liegt die Chance für öffentlich-rechtliche Berichterstattung in der Glaubhaftigkeit und Qualität der Recherche. Trotz Aktualitätsdruck und Schnelligkeit der Nachrichtenproduktion, an diesen Qualitätsmaßstäben muss sich Tagesschau und auch Tagesthemen weiter messen lassen. (10/14)