Ungeahnte Möglichkeiten

Beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring spielte RTL Nitro auf der ganz großen Social Media Klaviatur. MEDIEN BULLETIN sprach mit RTL Nitro-Marketing-Referent Robin Poell über Strategien und Erfolgsergebnisse.

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Ungeahnte Möglichkeiten

Social Media Kanäle wie Facebook, Twitter, Instagram aber auch der Weg über die eigene Website, App oder gar über eine speziell für eine Veranstaltung aufgesetzte Seite beziehungsweise App gehören bei RTL Nitro mittlerweile zum standardgemäßen Angebot für zusätzliches Material und Angebote. Über diese Verbreitungswege möchte man den Fans die Gelegenheit geben, näher am Geschehen zu sein indem man sie mit hinter die Kulissen nimmt, spontane Gespräche überträgt und ihnen vor allem Kanäle zur Verfügung stellt, wo so viele Informationen und Statistiken wie möglich abrufbar sind, um so auch das detaillierteste Informationsbedürfnis zu befriedigen. Hier bietet das 24-Stunden-Rennen ungeahnte Möglichkeiten für einen kleineren Sender wie RTL Nitro. Da alternative und ergänzende Streams etwa von einzelnen Fahrern oder aus einzelnen Cockpits nicht möglich sind, konzentriert sich RTL Nitro auf eine Begleitung per Social Media.

Zusammen gefasst unter #24hNitro wurden die Feeds auf einer Social Wall auf der Webseite gesammelt, die neben der RTL Nitro-Facebookseite die beiden Verbreitungswege waren. „Damit haben wir uns auf die reichweitenstärksten Plattformen konzentriert, die wir haben“, sagt Robin Poell, Marketing-Referent bei RTL Nitro. Der Vorteil an dem Hashtag war, dass auch Zuschaueranfragen und -postings, die über Instagram oder Twitter kamen auf der Social Wall landeten und beantwortet werden konnten. Bei der ersten Übertragung des Rennens bei RTL Nitro im vergangenen Jahr ging das Social Media-Team nur mit Smartphones auf die Strecke. „Das Team hat damals kaum geschlafen“, erinnert sich Poell. „Wir haben mit drei Leuten gedreht, geschnitten und gepostet, was nicht ganz so einfach war, weil wir nicht immer ein Signal hatten.“ So anstrengend es für die Mitarbeiter auch war und so neu die Erstellung der Inhalte, die sich über kleine Clips, 360°-Videos und Interviews erstreckte, so gut hat es auch funktioniert. „Die Lernkurve für uns war sehr steil“, ist Robin Poell rückblickend äußerst zufrieden mit dem Einsatz 2016: „Dadurch haben wir heraus gefunden, was die Bedingungen vor Ort erlauben, welches Equipment am geeignetsten ist und was der Zuschauer/User möchte.“ Mit dem Social Media-Angebot will der Sender dem Zuschauer einen Mehrwert bieten. Und da es 2016 so gut funktioniert hatte, dass die Mühen des Teams von den Zuschauern gar mit einem Candystorm honoriert wurden, wurde das bewährte Angebot in diesem Jahr lediglich ausgebaut und professionalisiert.

Um dies zu bewältigen, waren dieses Mal fünf Leute und einiges mehr an Technik vor Ort. Damit ist aber keinesfalls gemeint, dass nun die Profi-Kameras und EB-Teams zum Einsatz kamen, das heißt vielmehr, dass die Smartphones der neusten Generation mit normalen GoPro- und GoPro-360°-Kameras sowie zwei mobilen LED-Scheinwerfern ergänzt wurden, dass möglichst kabelgebunden gearbeitet wurde, um zu verhindern, dass es Ausfälle aufgrund belegter Frequenzen gibt, dass Beiträge vorproduziert wurden, die etwa Abläufe hinter den Kulissen erklären oder stimmungsvoll in Time-Lapse-Videos zusammen fassen und dass der Output gleichermaßen erhöht und entspannter produziert werden konnte, weil immer zwei Kollegen in dem Container, der die aus Laptops mit Standardschnittsoftware bestehenden Schnittplätze beherbergte, Beiträge produzierten und via Breitbandanbindung hochluden, während die anderen Material drehten. Denn die eigentliche Herausforderung des Ganzen ist die schiere Länge der Übertragung und die Vorgabe dem Zuschauer in dieser Zeit ständig etwas bieten zu können insbesondere dann, wenn es in der TV-Übertragung gerade etwas entspannter zugeht. Der Titel ist also Programm. Die Wagen sind 24 Stunden mit wechselnden Fahrern auf der Piste. Dies abzubilden ist in erster Linie Aufgabe der Live-Übertragung, spiegelt sich jedoch auch auf Seiten von Social Media. Daher liegt der eigentliche Kern der Arbeit im Aufbau und Erhalt von guten Beziehungen mit Fahrern und Rennställen.

RTL Nitro arbeitet mit Partnerteams zusammen, die intensiver begleitet werden. So war es denn auch kein Problem, dass Reporter Felix Görner während des laufenden Boxenstopps in einer MAZ vormachen konnte wie eigentlich Scheiben und Lampen von toten Insekten gereinigt werden, die dann mit großem Erfolg auf Facebook gepostet wurde. Das sind dann die Momente, in denen Social Media seine volle Stärke ausspielen kann. „Facebook Live etwa lebt von der Nähe zum Fahrer oder den anwesenden Prominenten wie Sabine Schmitz, die auch bei Facebook live interviewt wurde. Da wäre eine HD-Kamera oder eine Steadicam komplett fehl am Platz“, sagt Poell über die Unmittelbarkeit dieses Mediums. Da die Streaming-Rechte bei Vodafone liegen, musste bei den Facebook Live-Sendungen gewissenhaft darauf geachtet werden, dass kein Renngeschehen abgebildet wurde oder im Hintergrund zu sehen war. Bilder, die das Renngeschehen zeigten, wurden grundsätzlich zeitversetzt gezeigt. Vor Start eines jeden Facebook-Live-Feeds, die via LTE übertragen wurden, wurde die technische Qualität der Übertragung auf einem privaten Kanal getestet. Gedreht wurde mit zwei Telefonen. Das eine, mit einem kabelgebundenen Mikrofon mit RTL Nitro Poppschutz, für die Übertragung, das andere war der ‚Knopf‘ im Ohr, mit dem Verbindung zur Regie gehalten wurde. „Das war komplett Rock‘n‘Roll“, sagt Poell begeistert. Als Unterstützung und für Zwecke der Cross-Promotion hat sich RTL Nitro den YouTube-Star J. P. Krämer geholt, einen ausgewiesenen Auto-Fan. Er hat Videos und Facebook-Live-Feeds für seinen eigenen Kanal gemacht und mit #24hNitro getaggt. Sämtliche Social Media-Beiträge standen auch der Redaktion der Live-Übertagung des Rennens zur Verfügung. Auch umgekehrt profitierte das Social Media Team von dem engen Austausch mit der On-Air-Redaktion, das aufgrund der positiven Erfahrungen im Vorjahr ausgebaut worden war. So verwiesen die Moderatoren auf den Hashtag und die Dialogmöglichkeiten via Facebook, beantworteten aber auch Fragen On-Air, die über die Social Media-Kanäle gestellt worden waren.

Thomas Steiger

MB 3/2017

© Robin Poell

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