MXL – das Top-Thema der IBC 2025

MXL war Top-Thema der IBC 2025. Jens Gnad erklärt, wie der Media eXchange Layer mit RDMA den Medienaustausch in Cloud-Workflows beschleunigt.

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Auf den Gängen der diesjährigen IBC in Amsterdam war es kaum zu überhören: MXL, der Media eXchange Layer, gehörte zu den meistdiskutierten Technologien der Messe. Jens Gnad nahm sich am Stand von AWS die Zeit, das Konzept genauer zu erläutern.

„Die Dynamic Media Facility der EBU hat als Bestandteil den Media eXchange Layer, der dafür da ist, dass Software über Remote Direct Memory Access direkt auf Inhalte im Arbeitsspeicher zugreifen kann“, erklärte er. Normalerweise müssen Mediendaten wie Video oder Audio beim Austausch zwischen zwei Anwendungen über die CPU laufen. Dieser Umweg kostet Rechenzeit und erzeugt Latenz. Mit MXL entfällt dieser Schritt: „Damit wird das Ganze wesentlich schneller. Es ist sogar faster than real time processing möglich.“

Direkter Zugriff statt Umwege

Der Kern von MXL ist der Einsatz von Remote Direct Memory Access (RDMA). Statt Daten über klassische Protokolle zu senden, greifen Anwendungen unmittelbar auf den Arbeitsspeicher einer anderen Instanz zu. Ein Vision Mixer, der in einem Container auf Server A läuft, kann so Bildinhalte direkt aus dem RAM eines Encoders auf Server B beziehen – ohne Kopien, ohne CPU-Last, ohne Netzwerkprotokoll dazwischen. Das macht den Austausch deutlich effizienter und reduziert Verzögerungen.

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Ergänzung zu bestehenden Standards

MXL soll bestehende Technologien nicht ersetzen, sondern sie komplementär ergänzen. SMPTE ST 2110 bleibt weiterhin der Standard für den Transport von Live-Signalen in IP-Netzwerken. Auch Protokolle wie SRT oder PTP-basierte Ausgaben bleiben notwendig, wenn Signale aus einer Containerumgebung herausgeführt werden. MXL schafft aber eine neue Ebene: den schnellen Austausch von Mediendaten innerhalb containerbasierter Infrastrukturen.

Zusammenspiel mit TAMS

Ein wichtiger Baustein bleibt außerdem der Time Addressable Media Store (TAMS), den Jens Gnad ebenfalls erwähnte. Während MXL auf den Austausch flüchtiger Daten im Arbeitsspeicher zielt, kümmert sich TAMS um die strukturierte und dauerhafte Ablage von Inhalten in Form von Daten-Chunks. Beide Technologien greifen ineinander: MXL beschleunigt die Verarbeitung im laufenden Betrieb, TAMS stellt sicher, dass Inhalte archiviert und für weitere Anwendungen wie Schnitt oder Playout verfügbar bleiben.

Potenzial über das Datacenter hinaus

Aktuell ist MXL vor allem für den Einsatz innerhalb einer Maschine oder eines Rechenzentrums vorgesehen. In Zukunft soll es jedoch möglich sein, den Mechanismus auch über mehrere Datacenter-Regionen in der Cloud hinweg zu nutzen. Damit könnte eine Anwendung in einer Region direkt auf die Speicherinhalte einer anderen Region zugreifen – eine Perspektive, die insbesondere für globale Produktionsumgebungen attraktiv ist.

Ein möglicher Paradigmenwechsel

Für Gnad ist MXL ein Symbol für den Wandel in der Branche: „Wir gehen weg von proprietärer Software, die früher sogar proprietäre Hardware war, hin zu einer Infrastruktur, in der Anwendungen direkt aus dem RAM anderer Instanzen arbeiten.“ Statt monolithischer Systeme entsteht so ein vermaschtes Netz von Containern, die sich flexibel organisieren lassen – mit erheblichen Vorteilen bei Geschwindigkeit, Skalierbarkeit und Effizienz.