Diese Dateien stammten aus einer früheren Migration eines SD-Videobandarchivs. Wie sich heraus stellte, waren 8.000 Stunden Videomaterial von den Fehlern betroffen, sodass diese nicht mehr nutzbar waren. Eine nochmalige Überspielung der Videobänder sollte aus Kosten- und Aufwandsgründen vermieden werden. Es gab jedoch keine Software am Markt, die diese fehlerhaften Dateien hätte reparieren können. Nach längerem Suchen wurde der ORF bei der Firma Cube-Tec International fündig. Im Rahmen einer Voruntersuchung wurde eine repräsentative Auswahl der fehlerhaften MXF-Dateien von Cube-Tec analysiert. Die Cube-Tec Ingenieure konnten die verschieden Fehlerursachen nachstellen und die auftretenden Fehlerarten klassifizieren. In einem weiteren Schritt wurde eine angepasste Version des MXF Legalizer erstellt und die Automatisierbarkeit der Fehlerbehebung erfolgreich nachgewiesen.
Die in verschieden Kombinationen auftretenden Fehler liegen sowohl im MXF-Container als auch im MPEG-Datenstrom und werden mit dem neuen Verfahren vollautomatisch erkannt. Mit Hilfe des neuen Verfahrens könnten die Fehler gezielt behoben und die MXF-Dateien in ein vollständig standardkonformes Format überführt werden. Dies wäre sonst nur durch eine Neueinspielung möglich gewesen. Weder ein Re-Encoding oder Re-Wrapping hätte bei diesen Dateien funktioniert. Ein Transcoding war auf Grund des einhergehenden Qualitätsverlustes jedoch a priori ausgeschlossen. Zur Nachkontrolle werde jede einzelne reparierte MXF-Datei zusätzlich vollautomatisch mit der IRT MXF Analyser Software auf Standardkonformität untersucht. Erst nach der automatischen Auswertung und Prüfung werden die MXF-Dateien für die Langzeitarchivierung freigegeben. Eine weitere Überprüfung der MXF-Datei zu jedem Zeitpunkt sei nun ohne großen Mehraufwand möglich. Der Reparaturfortschritt und die Ergebnisse der Nachuntersuchungen werden in einem konsolidierten monatlichen Report an den ORF gemeldet. Aufgrund der großen Datenmenge findet die hier beschriebene MXF-Reparatur bei einem durch den ORF beauftragten Dienstleister statt und werde per Fernzugriff von Cube-Tec Service-Mitarbeitern kontinuierlich überwacht.
Aufgrund der in dem Projekt gewonnenen positiven Erfahrungen und der stetig steigenden Anzahl an MXF-Problemfällen hat der ORF neben den bereits bestehenden QC-Lösungen zusätzlich den Cube-Tec MXF Legalizer erworben, um die interne Qualitätssicherung im ORF weiter zu verbessern. Hochqualifizierte technische Mitarbeiter sollen nicht mehr durch die häufigen MXF-Fehlerrecherchen und die langwierigen Überprüfungen der MXF-Interoperabilitätsprobleme blockiert werden.
„Der Wildwuchs an diversen Dateiformaten, Codecs und Wrappern führt zu großer Unsicherheit betreffend die zukünftige Verwendbarkeit von Videodateien“, erklärt Roman Meßmer (Produktionssysteme Projetierung beim ORF), der auch davon spricht, dass bei der Bestandssicherung in Dateiform ein besonderer Augenmerk auf Langzeit-Kompatibilität gelegt werden muss. „Wir haben nun mit Cube-Tec einen hochspezialisierten Anbieter gefunden, der im Bereich Datei-Qualitätsmanagement mit geeigneten, interessanten Lösungen aufwarten kann.“
Durch sein ständig aktualisiertes Regelwerk, lernt MXF Legalizer ständig neue Fehlerfälle vollautomatisch reparieren zu können“, erklärt Jörg Houpert, technischer Leiter bei Cube-Tec International. „Eine automatische Reparatur von MXF-Files ist mit Abstand die kostengünstigste Methode den Umgang mit MXF-Files unter Kontrolle zu bringen. MXF Legalizer ist das Ergebnis einer mehrjährigen Entwicklung und intensiver Mitarbeit in den verschieden Standardisierungsgremien.“
Auf der IBC wird Cube-Tec seine neuen Medienarchiv-Lösungen vorstellen am Stand 5.C41 in Halle 5. (9/13)