Gut vernetzt und international

Hamburg gilt als die Hochburg der Werbefilmproduktion und gehört zu den führenden Fernsehstandorten. Neben den Filmmetropolen Berlin und München hat die Elbmetropole stets auch eine bedeutende Rolle für die Kinofilmproduktion gespielt. Attraktiv sind Stadt und Umland vor allem auch für internationale Produktionen. So entstehen in diesem Jahr die John le Carré Verfilmung „Marionetten“ und zwei Animationsspielfilme in Hamburg.

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Gut vernetzt und international

In der Elbe-Metropole wurden einige Szenen für den James Bond-Film „Der Morgen stirbt nie“ gedreht. Jo Wright kam 2010 für den Actionthriller „Wer ist Hanna“ mehrere Drehtage in die Hansestadt und Roman Polanski ließ für den Thriller „Ghosted“ vor zwei Jahren Sylt wie Martha’s Vinyard aussehen. In diesem Sommer bringt die Zentropa Entertainment aus Berlin US-Aktrice Kim Basinger mit der Koproduktion „Petit“ nach Hamburg. Und als Highlight des Jahres wird der britische Regisseur Anton Corbijn den John le Carré-Thriller „Marionetten“ mit Oscarpreisträger Philip Seymour-Hoffmann in der Hauptrolle in Hamburg verfilmen.

Der Hamburger Produzent Malte Grunert, der vor einigen Jahren mit Studio Hamburg Filmproduktion die „Drei Fragezeichen“-Detektivbücher fürs Kino verfilmt hatte, sorgt mit seiner Produktionsfirma dafür, dass dieser internationale Kinofilm komplett in der Hansemetropole gedreht wird. Insgesamt drei Jahre Entwicklungszeit hat der Produzent in dieses Projekt, in das aktuell auch die Berliner Senator Film als Koproduzent eingestiegen ist, investiert. Grunert will das Produktionsbüro seiner Firma Amusement Park in Hamburg so klein wie möglich halten. Mit Erftal Film hat er einen Geschäftspartner ins Boot geholt, mit dem er gemeinsam internationale Kinofilme produzieren will. In Planung sind ein Spionagethriller („Unser Mann in New York“), den Studenten-Oscar-Preisträger Florian Baxmeyer inszenieren soll sowie die Verfilmung des Romans „Stain on the Snow“ („Der Schnee war schmutzig“) nach einem Roman von Georges Simenon, wofür der schottische Regisseur David Mackenzie vorgesehen ist. Als wichtige Standortfaktoren, um große Kinoprojekte nach Hamburg und Schleswig-Holstein zu holen, fungieren die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein und die Film-Commission-Büros der beiden Länder. Insbesondere die Zusammenlegung der beiden regionalen Länder-Förderungen erleichtert die Akquisition von Kinofilmen.

Hinsichtlich der Höhe der öffentlichen Fördermittel kann die Zweiländerförderung allerdings nicht mit Standorten wie Berlin, München oder NRW mithalten, was in den vergangenen Jahren auch dazu geführt hat, dass Kreative insbesondere in die Hauptstadtregion abgewandert sind. Neben der Attraktion der Schauplätze muss Hamburg andere Dinge in die Waagschale werfen, um die ansässigen Kinofilmproduzenten wie die Wüste Filmproduktion, Michael Eckelts Riva Film oder die Fatih Akin-Produktionsfirma Corazon am Standort halten und attraktive Produktionen in die Region holen zu können. Große Diversität in der audiovisuellen Branche Hamburgs Stärke liegt in einer gewachsenen Diversität der audiovisuellen Branche mit einer breit gefächerten Dienstleister-Szene insbesondere auch auf dem Sektor der digitalen Animations- und Kreativstudios. Für die Ausbildung des Nachwuchses sorgen die Animation-School und mit der HfbK und der HMS gleich zwei Filmhochschulen. Eine breite und innovative Kurz- und Experimentalfilm-Szene sowie ein vielfältiger Dokumentarfilm-Bereich erneuern sich immer wieder durch deren Absolventen, die regelmäßig interessante und auch international beachtete und ausgezeichnete Filme drehen.

So ging der Studenten-Oscar im vergangenen Jahr an HMS-Absolventen. Die Kooperation mit der internationalen, besonders europäischen Filmproduktions- und Filmförderungsszene ist seit den 80er Jahren fest verankert und hat sich seitdem intensiv weiter vernetzt. In diesem Jahr feierten mit dem von Riva Film koproduzierten Spielfilm „I Anna“ sowie der deutsch-norwegischen Koproduktion „Gnade“ von Matthias Glasner gleich zwei in Hamburg geförderte Spielfilme Berlinale-Premiere. Beide drehten auch je eine Woche im Atelier von Studio Hamburg.

Ein Augenmerk legt die Förderung auf die ansässigen Animationsfilm-Produzenten. Derzeit entstehen zwei internationale Animationsprojekte fürs Kino, die zu großen Teilen auch am Standort produziert werden und Arbeitsplätze generieren: Eine Millionen Euro Förderung allein aus Hamburg geht an den Familienfilm „Ooops! Noah ist weg“, der von den Kreaturen erzählt, denen es nicht gelang, mit auf die Arche zu kommen. Rund 7,5 Millionen Euro beträgt das Budget des internationalen Stereo3D-Animationsfilms, den Produzentin Emely Christians mit Ulysses Film Produktion und Studio Rakete in Hamburg produziert und realisiert. Mit der Förderung des Animationsfilms „Out Of The Woods“ (750.000 Euro) soll auch die lokale Produktionsfirma TRIKK 17 auf ihrem Weg ins internationale Business begleitet werden. Der Stop Motion Animationsfilm in 3D über drei Mäuse auf der Flucht vor einer miesen Rattenbande entsteht in Koproduktion mit dem schottischen Produzenten Bob Last („The Illusionist“). Nicht nur diese beiden Produktionen zeigen die Bedeutung der Animation und digitalen Bildproduktion in Hamburg.

Die ansässige Hamburg Animation School bildet die Studenten in Animationstechniken aus insbesondere auch für den Bedarf der ansässigen Werbefilmszene und richtet gemeinsam mit der Hamburger Handelskammer bereits zum siebten mal in diesem Jahr den Hamburg Animation Award aus. Die Boomtown an der Elbe musste allerdings in jüngerer Zeit auch Rückschläge hinnehmen, denn zwei Animationsfirmen meldeten in den beiden vergangenen Jahren Insolvenz an. In diesem Jahr wollen die Initiatoren des Animation Award im Anschluss an die Preisverleihung eine Netzwerkveranstaltung anbieten. Auf dem Animation Jam sollen Kreative aus den Bereichen Animationsfilm, Games, Werbung und Postproduktion zusammen gebracht werden. Das Branchen übergreifende Zusammenwachsen der digitalen Kreativwirtschaft soll neben der Internationalisierung der Produktion zu einem weiteren wichtigen Produktivfaktor werden.
Bernd Jetschin
(MB 07/08_12)

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