Hybride für die Zwischenphase

Das Encoding von Videomaterial ist eine Schlüsseltechnologie bei der Übertragung über das Internet Protocol. Auf der IBC 2014 zeigten Hersteller Lösungen mit Kompressionsverfahren, die für die Übergangsphase zwischen dem heutigen H.264-Standard (Advanced Video Coding, AVC) und dem kommenden High Efficiency Video Coding (HEVC) ausgelegt und auch schon im Feld erprobt sind. Das Encoding spielt indes nicht nur in der Distribution eine wichtige Rolle, sondern auch bei der Produktion. Innovative Ansätze sollen zum Beispiel die Möglichkeiten beim Digital Satellite Newsgathering erweitern.

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Hybride für die Zwischenphase

Für die meisten Aussteller ging es nach der IBC 2014 Schlag auf Schlag weiter. Die Experten von ATEME etwa, die auf der Show in Amsterdam mit Red Bull, Eutelsat und IDC das Projekt „Wings to 4k” gezeigt hatten, waren danach sofort bei den Asian Games in Südkorea intensiv mit den Ergebnissen von Feldtests und Live-Übertragungen beschäftigt. „Für die terrestrische Live-Übertragung und Wiederholungen produzierten die führenden, koreanischen Rundfunksender KBS, SBS und MBC die Aufnahmen von einigen Wettbewerben in Ultra HD“, berichtete Mike Antonovich, Senior VP & GM Americas bei ATEME. Der Encoder TITAN des US-Unternehmens, der den neuen Komprimierungsstandard High Efficiency Video Coding (HEVC) unterstützt, wurde bei diesem Sportereignis mit bewegten Motiven vor besondere Herausforderungen gestellt.

„Die Entwicklungsarbeit endet nicht“, sagte Antonovich mit Blick auf die geplanten Verbesserungen bei der Qualität der Videos, der effizienten Nutzung von Bandbreiten oder der Zuverlässigkeit der Encoding-Systeme. Schließlich befindet sich der Markt noch in der Pionierphase: Wohl erst gegen Ende des Jahres soll die Produktion von Decoder Chipsets mit HEVC für TV-Geräte, Set-top-Boxen und andere Endgeräte spürbar erhöht werden, erwartet der ATEME-Manager. Bekanntlich wurden bei der NAB 2014 die ersten Anwendungen mit dem Verfahren vorgestellt, das auch als H.265 bekannt ist und seit 2006 entwickelt wird. Derzeit am weitesten verbreitet ist H.264, bekannt auch als MPEG4-AVC (Advanced Video Coding).

In der wohl noch einige Jahre dauernden Übergangsphase unterstützen nun viele Hersteller sowohl H.264 als auch H.265. Elemental Technologies aus Portland, Oregon, zum Beispiel stellte auf der IBC die Video-Distributionsplattform Delta vor, die beide Codecs unterstützt. Zum Funktionsumfang des Systems zählen zudem Just-in-Time (JIT) Packaging, Origin Services, Intelligent Caching, die dynamische Werbeeinblendung und die Verschlüsselung End-to-End. „Die Plattform reduziert die Komplexität bei der Distribution für Multiscreen und ermöglicht es, jeglichen Input in jede Form von Output verwandeln und dabei einen sicheren Videotransport in hoher Qualität zu erreichen“, hebt Keith Wymbs, Chief Marketing Officer von Elemental Technologies hervor. Delta wurde auf der IBC nicht nur als herausragende Lösung mit dem IABM Design & Innovation Award geehrt, sondern auch als Teil der Feldversuche von Turner Sports sowie den Wiener Staatsopern mit dem IBC Innovation Award ausgezeichnet. Sogar der Finalist BBC setzt auf die Architektur von Elemental Technologies.

Umfassende Live-Erfahrungen aus Versuchsprojekten kann auch Envivio vorweisen. Das US-Unternehmen aus San Francisco präsentierte auf der IBC die neuesten Versionen der Software Muse und Guru für Kompression und Management von Videodaten. Die Systeme bewiesen auf der Show ihre Praxistauglichkeit im Zusammenspiel mit Set-top-Boxen von Sagemcom und Technicolor sowie TV-Geräten von Samsung bei Live-Vorführungen mit 10-bit Ultra-HD HEVC. Als neue Funktion hat der US-Hersteller das Livestream-Switching entwickelt. „Zu fest gesetzten Zeiten kann nun nahtlos auf verschiedene Videoquellen zugegriffen und etwa eine Werbeeinblendungen eingefügt werden“, erklärte Stefan Niesen, Vertriebsdirektoe West, Zentral- und Nord-Europa von Envivio. Zusammen mit Dolby wurde in Amsterdam auch die Kombination aus Dolby AC-4 und HEVC gezeigt. Zudem belieferte Envivio eine Reihe von Messeständen mit Inhalten in UltraHD HEVC, darunter die Vorführungen von Irdeto, STMicroelectronics oder Broadcom. Mit der Cloud-basierten Lösung Nuage präsentierte Envivio ferner ein Komplettsystem für die Betreiber von Pay-TV.

Auf die Lösung ViBE EM4000 premium HD/SD Encoder von Thomson Video Networks setzt etwa der Pay-Sender Foxtel in Australien, der nun seine DTH-Video-Plattform modernisiert und dazu auch den NetProcessor 9040 Multiplexer und Video Prozessor, Amethyst sowie das XMS Network Management System von Thomson einsetzt. Für den ViBE XT1000 Xtream Transcoder wurde das Unternehmen mit Hauptsitz in Cesson-Sévigné mit dem IBC 2014 Best of Show Award ausgezeichnet. Die Lösung ist besonders auf die HD-Anforderungen von OTT-Diensten, Kabel und Telekommunikationsunternehmen zugeschnitten. Damit erhält die Unternehmensphilosophie „Behind Every Screen” von Thomson erste Lorbeeren.

„TV Everywhere” heißt der Slogan, mit dem Imagine Communications im Bereich der Komplettlösungen für die verschiedenen Verbreitungswege und Monetarisierungsmöglichkeiten wirbt. Auf der IBC 2014 stellte das US-Unternehmen einen umfassenden Ansatz vom Media Ingest über innovative Werbemöglichkeiten bis zur Abonnentenabrechnung vor. SelenioFlex Live, das Imagine-Angebot für Live- oder Linear-Multiscreen-Encoding, basiert in diesem Rahmen auf dem Zenium Workflow Manager und bietet sich für die Übertragung des herkömmlichen Fernsehprogramms ebenso an wie für OTT-Services.

Auch das Brot- und Butter-Geschäft mit AVC war ein zentrales Thema auf der IBC 2014. Für Digital Satellite Newsgathering (DSNG) konzipiert sind etwa die beiden neuen Multi-CODEC-Kompressionslösungen von Adtec Digital in Nashville. Der EN-30 beispielsweise unterstützt HD/SD AVC und MPEG 2 4:2:0 Encoding, der RD-30 ist ein Integrated Receiver Decoder für HD MPEG 2/MPEG 4 4:2:0, der auch als Multi-CODEC Decoder/IRD angeboten wird.

Appear TV aus Norwegen präsentierte erstmals den neuen High VQ (Video Quality) Encoder für die XC5000 Series Platform. Die Lösung eignet sich sowohl für Broadcasting als auch OTT- und Multiscreen-Inhalte. Bei der Distribution von Live-TV entfällt damit der Einsatz von verschiedenen Encoding-Systemen für die unterschiedlichen Verbreitungswege. Durch die Integration in das XC5000-Chassis kann der neue Encoder mit anderen Modulen direkt vernetzt werden. „Descrambling, Audio Leveling, Scrambling und Multiplexing sind somit innerhalb einer Einheit möglich“, sagte Katrine Sørum von Appear TV.

Eine Innovation zeigte auch Harmonic auf der IBC 2014: Der neue Ellipse 3202 Contribution Encoder für Digital Satellite Newsgathering (DSNG) ist das erste Gerät mit einem integrierten Modulator, der den Standard DVB Carrier ID (DVB-CID) zur Reduzierung von Interferenzen sowie die Spezifikation DVB-S2X für verbesserte Leistung unterstützt. Der Enconder verfügt über alle Standard-Outputs inklusive IP und DVB-ASI, womit sich die Lösung auch besonders für die Fixed Line Contribution etwa in Stadien eignet. Nach der IBC landete das Unternehmen aus San Jose dann einen Coup: Verschiedene Satellitenbetreiber weltweit entschieden sich für Ellipse 3202, um DVB-CID zu testen. Die Versuche werden immerhin durch die Satellite Interference Reduction Group (IRG) organisiert.

Michael Stadik

MB 7/2014

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