
Die Medienanstalten haben auf den Medientagen München ihre aktuelle Studie zu den „Video Trends 2025“ vorgestellt – mit einem klaren Befund: Kurzvideos entwickeln sich zunehmend zu einem relevanten Kommunikationsraum für gesellschaftliche Themen und politische Meinungsbildung. Doch das bringt neue regulatorische Herausforderungen mit sich.
Längst geht es nicht mehr nur um Unterhaltung. Plattformen wie TikTok, Instagram Reels oder YouTube Shorts werden von immer mehr Menschen genutzt, um sich zu informieren – besonders in jüngeren Zielgruppen. Knapp ein Drittel der Befragten gibt an, regelmäßig Kurzvideos zu schauen, um sich über aktuelle Themen zu informieren. Während bei den 14- bis 29-Jährigen über 90 Prozent mindestens eine der Plattformen nutzen, sind es in der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren bereits mehr als 50 Prozent.
Unterhaltung mit Nebenwirkungen
Trotz der wachsenden Bedeutung für politische Inhalte bleibt Unterhaltung der Hauptgrund für die Nutzung: 58 Prozent der Befragten nennen sie als Hauptmotivation, 42 Prozent suchen gezielt Entspannung. Gleichzeitig empfinden viele ihre eigene Nutzung als überzogen – insbesondere Jüngere. In der Altersgruppe der 14- bis 19-Jährigen geben 72 Prozent an, TikTok häufiger zu nutzen, als sie eigentlich möchten. Bei Instagram Reels sind es 65 Prozent.
Einfluss auf die Wahlentscheidung
Besonders auffällig ist der Einfluss von Kurzvideos auf die politische Meinungsbildung: Rund die Hälfte der Bevölkerung ab 14 Jahren konsumiert zumindest gelegentlich Inhalte zu politischen oder gesellschaftlichen Themen über die genannten Plattformen. Während des Bundestagswahlkampfs 2025 haben mehr als die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer entsprechende Inhalte gesehen – zumeist ungeplant über den Feed. Für jede fünfte Person hatten diese Inhalte einen relevanten Einfluss auf die Wahlentscheidung.
Allerdings stammen die politischen Inhalte dabei oft nicht von klassischen journalistischen Quellen. Parteien und einzelne Politikerinnen und Politiker rangieren in der Relevanz deutlich vor Medienhäusern. Journalistische Kurzvideo-Angebote erreichten in der Wahrnehmung der Nutzenden nur Platz fünf.
Falschinformationen bleiben ein Risiko
Gleichzeitig bleibt der Umgang mit Desinformation eine Herausforderung. Auf TikTok gaben 68 Prozent der Nutzenden an, bereits auf Falschinformationen gestoßen zu sein. Bei Instagram Reels sind es 57 Prozent, bei YouTube Shorts 55 Prozent. Jüngere zeigen sich in der Selbsteinschätzung medienkompetenter – doch nur 45 Prozent aller Befragten sind laut Studie sicher in der Unterscheidung zwischen seriösen und unseriösen Informationen.
Regulierer fordern Standards für Vielfalt und Transparenz
Für die Landesmedienanstalten ergibt sich daraus ein klarer Handlungsauftrag. „Mit der steigenden Nutzung über alle Altersgruppen hinweg rücken Fragen wie die der Vielfaltssicherung, der Transparenz algorithmischer Systeme und der Auffindbarkeit verlässlicher Informationen in den Fokus“, erklärt Dr. Eva Flecken, Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten. „Kurzvideos sind längst nicht mehr nur ein Unterhaltungsphänomen für zumeist jüngere Menschen, sondern ein zunehmend meinungsbildender Kommunikationsraum, der klare Transparenz- und Vielfaltsstandards erfordert.“
Auch Dr. Thorsten Schmiege, Präsident der BLM, warnt vor fehlendem Kontextverständnis: „Mit Instrumenten der Regulierung, aber auch der Medienkompetenz schaffen wir die Voraussetzung dafür, Informationswege nachvollziehbar und Quellen überprüfbar zu machen.“
Alle Details zu den Video Trends der Medienanstalten finden sich hier: https://faktenimpulse.de/2025/10/01/video-trends-2025/













