Wenn ein Tor fällt, schießen nicht nur die Emotionen in die Höhe – auch die Zugriffszahlen auf Livestreams steigen schlagartig. Für Werbetreibende sind diese Momente Gold wert. Doch wie gelingt es, innerhalb von Sekundenbruchteilen personalisierte Werbung an Millionen Zuschauer:innen gleichzeitig auszuliefern? Genau das ist die Spezialität von Yospace. Auf der IBC 2025 sprach Paul Davies, Head of Marketing, über die technischen und strategischen Herausforderungen von Dynamic Ad Insertion (DAI) im Live-Sport.
Werbung in Echtzeit – weltweit skaliert
Yospace gehört zu den Pionieren der DAI-Technologie. Bereits 2011 startete das Unternehmen mit einem Proof-of-Concept bei ITV in Großbritannien. Heute arbeitet Yospace mit internationalen Broadcastern wie RTL Group, Channel 4, TV4 in Schweden, FOX Sports und DirecTV zusammen. Der Fokus: OTT-Streaming – und insbesondere die Herausforderung, bei Live-Events stabile und skalierbare Werbeinfrastruktur bereitzustellen.
„Beim Women’s Euro haben wir in nur 25 Tagen über sechs Milliarden individuell adressierbare Werbespots ausgeliefert“, berichtet Davies. Hinter dieser Zahl steckt ein komplexer technologischer Kraftakt: Jedes Mal, wenn ein Werbebreak ansteht – geplant oder ungeplant –, müssen Millionen Ad Calls in Echtzeit verarbeitet werden. Das ist besonders heikel, wenn spontane Ereignisse wie Tore oder Verlängerungen zusätzliche Werbeunterbrechungen notwendig bzw. möglich machen.
Intelligentes Prefetching statt leere Werbeplätze
Die große Gefahr: Das Ad-Tech-System schafft es nicht rechtzeitig, auf alle Anfragen zu reagieren – und es kommt zu einem „blank slate“, einem leeren Werbeplatz im wertvollsten Moment der Übertragung. Um das zu verhindern, hat Yospace ein intelligentes Prefetch-System entwickelt. „Wir analysieren die Kapazitäten der Ad-Server in Echtzeit und starten die Ad Calls gestaffelt – noch bevor der Werbeblock beginnt“, erklärt Davies. „So geben wir den Systemen mehr Zeit für Entscheidungen, insbesondere bei programmatic bidding.“
Das Unternehmen setzt dabei auf eine enge Verzahnung mit den Ad-Tech-Partnern, obwohl die eigentliche Auktion nicht im eigenen System stattfindet. Gehostet wird die Lösung auf der Akamai Cloud – was globale Skalierung ermöglicht.
Der nächste Schritt: Server-Guided Ad Insertion (SGAI)
Doch bei Yospace blickt man längst über den aktuellen Stand hinaus. Mit Server-Guided Ad Insertion (SGAI) entsteht eine neue Generation der DAI-Technologie – basierend auf offenen Standards wie MPEG-Events und HLS Interstitials. Im Unterschied zur heutigen Server-Side Ad Insertion (SSAI) sollen dabei Player und Server enger zusammenarbeiten.
„SGAI verspricht effizientere Prozesse und eröffnet neue Formate wie Side-by-Side-Werbung oder L-förmige Banner – also Werbeformen, die weniger disruptiv sind und gleichzeitig mehr Monetarisierung erlauben“, so Davies. Noch befindet sich der Standard in der Ratifizierungsphase. Doch Davies rechnet in den nächsten ein bis zwei Jahren mit einem breiten Support in der Branche.
Reifegrad variiert stark
Wie weit der Markt bei Dynamic Ad Insertion tatsächlich ist, hängt laut Davies stark vom jeweiligen Unternehmen ab. „Einige unserer Kunden wie TV4 oder DirecTV betreiben bereits sehr ausgereifte Ad-Operations – mit Live-Dashboards, die in Echtzeit den Wert von Ad-Servern vergleichen“, berichtet er. Andere Broadcaster stehen hingegen erst am Anfang. „Viele müssen erst selbst durch die Pain Points gehen, um zu erkennen, wie komplex DAI wirklich ist.“
Gerade neue Anbieter, etwa im Direct-to-Consumer-Sportbereich, setzen anfangs auf All-in-One-Lösungen mit Subscriptions und einfachem Ad-Modell. Erst wenn die Reichweite wächst, rückt das Thema Werbewertschöpfung stärker in den Fokus – und dann beginnt die Suche nach spezialisierten Partnern wie Yospace.
Werbung als Wachstumshebel
Davies ist überzeugt: Die technische Komplexität sei kein Hinderungsgrund, sondern ein wirtschaftlicher Antrieb. „Wer heute Streaming-Content anbietet, muss die Monetarisierung durch Werbung strategisch mitdenken – sonst verschenkt er Potenzial.“ Yospace will genau in dieser Phase zur Stelle sein: wenn aus einem losen Faden langsam ein Seil wird – und das am Ende zur eigenen Technologieplattform führt.