Ganz besonderes Werkzeug

Grass Valley hat auf der IBC 2012 die neue LDX-Kamerareihe mit den Modellen LDX Première, LDX Elite und LDX WorldCam vorgestellt. Ausgestattet sind die Kameras mit einem brandneuen CMOS-FT-Bildsensor (Xensium-FT) und Global-Shutter-Funktion. Weiteres Highlight bei Grass Valley: die Integration seiner Kamera-systeme in Riedels MediorNet-Netzwerke.

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Ganz besonderes Werkzeug

Klaus Weber, Grass Valleys Direktor für Kamera-Produktmarketing, präsentierte auf der IBC 2012 stolz die neue LDX-Kamerareihe seines Unternehmens. Sie besteht aus den drei Modellen LDX Première, LDX Elite, und LDX WorldCam mit Magnesiumgehäuse. Das Ausstellungsstück in Amsterdam war verchromt. „Das ist eine komplett neue Kamerageneration. Die Modellvarianten unterscheiden sich hauptsächlich durch die Formatunterstützung aber auch durch andere Ausstattungsmerkmale“, berichtete Weber.

Die LDX Première als Einstiegsmodell unterstützt 1080i und 720p, die LDX Elite zusätzlich die SF-Formate mit 25 und 30 Frames – gedacht für Film-Style-Aufnahmen – und die LDX Worldcam schließlich alle Formate inklusive 1080p.

Die Besonderheit an der LDX-Kamera ist, dass die Hardware vollkommen identisch ist und sich die Kameraköpfe nur durch die eingesetzte Software unterscheiden. „Das bedeutet, dass der Anwender jederzeit von einem Modell auf das andere umrüsten kann. Der Kunde braucht nur das Modell zu kaufen, das seinen heutigen Anforderungen entspricht und kann bei sich ändernden Anforderungen, die Kamera entsprechend anpassen“, erklärte Weber. „Das bietet sehr viel Flexibilität bei Investitionen.“ Die LDX-Kamera verwendet eine komplett neue Bildsensor-Generation. „Dabei handelt es sich um einen FT CMOS Sensor, bei uns intern als Xensium FT bezeichnet. Der verbindet alle Vorteile der CMOS-Sensoren mit den Vorteilen der CCD-Sensoren. Das heißt, die Möglichkeit sehr schnell Bilder auszulesen, geringe Stromaufnahme, Digital/Analog-Wandler direkt auf dem Chip integriert, höchstmögliche Auflösung etc.“, betonte Weber. Der eingesetzte CMOS FT sei vor allem aber mit dem Global Shutter ausgestattet, der bislang nur bei CCDs Verwendung fand. „Der Global Shutter sorgt dafür, dass Rolling-Shutter-Effekte eliminiert werden. Zudem ermöglicht er hohe Ausleseraten. Das Fehlen der Global-Shutter-Funktionalität war bislang der einzige Knackpunkt, der gegen CMOS-Sensoren gesprochen hat“, meinte Weber.

Ein weiterer Vorteil der neuen Kamerareihe sei die verlustfreie Formatumschaltung zwischen 1080i und 1080p. Weber: „Das heißt, gleiche Lichtempfindlichkeit in beiden Formaten. Dadurch ist es erstmals möglich, 1080p-Produktionen zu machen, ohne zusätzliches Licht setzen zu müssen. Dieser eine Punkt allein macht die neue Kamera zu einem ganz besonderen Werkzeug. Selbst in 1080i ist sie lichtempfindlicher als jede andere CCD-Kamera auf dem Markt.“ Die LDX kann bei 1080i und bei 1080p mit Blende 12 arbeiten. Bei 1080p schaffen die meisten anderen Kameras laut Weber gerade mal Blende 8. „Das bedeutet für die LDX im 1080p-Modus 133 Prozent mehr Lichtempfindlichkeit“, erklärte er.

Darüber hinaus wurden viele ergonomische Dinge und Bedienfunktionen an der LDX-Kamera verbessert. So gibt es nun eine verstellbare Schulterstütze und einen seitlichen Griff, um die Kamera bei Aufnahmen aus der Froschperspektive oder aus der Hüfte besser führen zu können. Dazu kommen neue nützliche Features wie eine „Pick Me“-Funktion, mit der der Kameramann mit einem Tastendruck ein Kommando an die Regie absetzen kann, um dort zum Beispiel an einer Monitor-Wand ein Tally zu aktivieren. Bei einer Live-Sport-Aufnahme kann er so dem Regisseur signalisieren, dass er gerade etwas besonders Spannendes vor der Linse hat. „Die Kamera verfügt über einen neuer Farbsucher mit hoher Auflösung und über weitere systemintegrierte Details, die sie von allen anderen auf dem Markt unterscheidet“, sagte Weber. Sie arbeite ferner mit den neuen 3G-Übertragungssystemen von Grass Valley und könne so sehr flexibel über Triax und Glasfaser in jeder Kombination übertragen. Erster Besitzer der neuen Kamera sind seit Ende September 2012 die EuroMedia Group in Frankreich, zu der auch Nobeo in Köln gehört, und Eu Movil, eine Ü-Wagen-Tochter des größten spanischen Broadcast-Dienstleisters Mediapro. Laut Weber soll die LDK 8000er Kamerareihe von Grass Valley weiter im Programm bleiben. „Ich gehe aber davon aus, dass alle weiteren Kamerageschäfte mit der LDX gemacht werden“, meint er. Preislich sollen die neuen Kameramodelle nur leicht über denen der LDK-Baureihe liegen.

Grass Valley zeigt auf der IBC neben Kameraneuheiten auch seine Komplettsysteme für Live-Broadcast und Videoproduktion, Mischer, Serversysteme, vernetzte Speicherlösungen sowie Routertechnologie. Mit der Systemsoftware Stratus bietet Grass Valley eine modulare Software Architektur, die in den Bereichen Archivierung, Metadaten-Management und Conforming nach Angaben des Unternehmens weiter verbessert werden konnte. Mit Stratus schlägt Grass Valley auch die Brücke zu den Newsroom Systemen ENPS, Octopus oder iNews, die komplett integrierbar sind. Erweitert wurde zudem die Netzwerkfähigkeit für Teamworkflows. Vorgestellt wurde von Grass Valley auch die neue Version der NLE-Software Edius, die in die hauseigene Server-Plattform K2 Summit integrierbar ist und insbesondere für schnelle Time to Air-Produktionen in Newsrooms und Nachrichtenstudios entwickelt wurde. Auch Neuerungen der Edius-Schnittsoftware wurden präsentiert. Dazu gehört etwa die native Unterstützung von RAW-Materialien digitaler Kameras wie der Red sowie ein 3D-Bearbeitungsset. Zudem verkündete Grass Valley zur IBC die Absicht, seine Codecs verstärkt für Fremdapplikationen bereit zu stellen. Zum freien Download angeboten werden HQ/HQX-Codecs, eine QuickTime-Version von Grass Valleys HQ- und 8-Bit/10 Bit-HQX-Codec.

MediorNet-Integration

hat in Kooperation mit Grass Valley eine Lösung zur direkten Integration von Grass Valley Kameras in MediorNet Netzwerke entwickelt. Sie wurde als Prototyp auf der NAB 2012 gezeigt und nun als marktfertige Version auf der IBC. MediorNet ist ein glasfaser-basiertes Echtzeitnetzwerk für HD-Video-, Audio-, Kommunikations- und Datensignale. Die Integrationslösung basiert auf der neuen MediorNet MN-GV-2 Karte und erlaubt, alle 3G basierten Grass Valley Kameras und Basestation – inklusive der LDK-Serie und der auf der IBC neu vorgestellten LDX-Reihe – direkt über das MediorNet-Netzwerk zu betreiben. Dies bietet den bidirektionalen Transport der Kamerasignale inklusive der eingebetteten Audio und Telemetrie-Kontrolldaten über MediorNet. Dank MediorNet Netzwerkstruktur lassen sich die Kameras frei jeder Basestation und jeder CCU im Netzwerk zuweisen und erlauben so ein hohes Maß an Flexibilität und minimieren so den Verkabelungsaufwand bei Konfigurationsänderungen. Mit Hilfe von MediorNets Point-to-Multipoint-Funktionalität lassen sich die Signale einer Kamera gleichzeitig zu unterschiedlichen Ausgängen routen. „Auf diese Weise wird die Grass Valley Kamera zu einem integrierten Bestandteil der MediorNet Backbone-Lösung und trägt dazu bei Produktions-Setups, Sport-Übertragungen oder Festinstallationen flexibler und einfacher zu gestalten“, erklärte Riedel Marketing-Direktor Andreas Hilmer.

Die MediorNet MN-GV-2 Karte verfügt über zwei Grass Valley 3G-Ports, an die sich sowohl Kameras oder Basestation anschließen lassen. Die Grass Valley Karte unterstützt alle Video und Sync-Formate von 3G-basierten Grass Valley Kamera-Systemen.

„Wir haben schnell erkannt, welch großes Potential in dem von Riedel entwickelten Integrationskonzept für unser Kamerasystem steckt und die Arbeiten an der Realisierung deshalb intensiv unterstützt“, berichtete Weber in Amsterdam. Die MediorNet-Integration stelle für sein Unternehmen ein sehr wichtiges Alleinstellungsmerkmal dar. Eckhard Eckstein
(MB 10/12)

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