Am Eröffnungstag der IFA 2010 in Berlin fand die traditionelle Pressekonferenz der Deutschen TV-Plattform statt. Im 20. Jahr ihres Bestehen konnte Vorstandsvorsitzender Gerhard Schaas eine positive Bilanz ziehen. “Mit zehn neuen Mitgliedern allein in diesem Jahr und vier aktiven Arbeitsgruppen zu hochaktuellen Themen der Medienbranche ist der Verein für die nächsten 20 Jahre gerüstet”, erklärte er. Schaas appellierte eindringlich, gemeinsam und im offenen Dialog das digitale Fernsehen weiter voranzutreiben – auch durch die „koordinierte Einführung neuer Technologien auf der Basis von Standards“.
Ein Musterbeispiel für die Einführung neuer Standards ist laut Schaas das hochauflösende Fernsehen HDTV, das inzwischen zum Alltag in etwa zehn Millionen deutscher Haushalte gehöre. “Leider zeigen aber aktuelle Entwicklungen, dass Unternehmen Innovationen möglichst schnell und oftmals ohne auf Standards zu warten einführen – was die Schubkraft des Marktes bremsen und die Verbraucher verunsichern kann”, betonte er.
So könne etwa die Fragmentierung von Hybrid-TV Systemen einen Massenmarkt für Geräte erschweren und die Einführung breitenwirksamer, attraktiver Inhalte Angebote für die Konsumenten behindern.
Aus diesem Grund, so Schaas, setzt sich die Deutsche TV-Plattform für die Einführung hybrider Fernsehsysteme auf Grundlage eines einheitlichen Standards ein, wie er kürzlich mit HbbTV geschaffen wurde. Schaas, Mitglied des Vorstands der Loewe AG, plädierte daher unter Verweis auf die Arbeitsgruppen der Deutschen TV-Plattform dafür, dass sich alle an der Wertschöpfungskette Beteiligten mit ihrem Sachverstand aktiv gemeinsam für das Weiterkommen der Branche einbringen. “Denn nur gemeinsam können wir für die Branche nachhaltiges Wachstum erreichen”, erklärte er.
Weitere Schwerpunkte der Pressekonferenz der Deutschen TV-Plattform am IFA-Eröffnungstag waren die Perspektive der Terrestrik, die weitere Digitalisierung der
deutschen TV-Haushalte, 3DTV sowie die Zukunft der Medienverteilung. Die Weiterentwicklung von DVB-T steht aufgrund der Verknappung von Frequenzen derzeit auf dem Spiel. Erst kürzlich war geeignetes Spektrum aus dem UHF-Band zu Gunsten von Mobilfunk-Diensten (LTE) vergeben worden. Dabei ist DVB-T der einzige Rundfunkübertragungs-Standard, der eine mobile Nutzung des Mediums Fernsehen nahezu uneingeschränkt ermöglicht.
Bei der Digitalisierung zeichnet sich Bewegung ab. Die Abschaltung der analogen Satellitenübertragung zum 30. April 2012 verleiht der Branche deutliche Impulse und lässt eine beschleunigte Umstellung auch der Kabelhaushalte erwarten.
In einem zukunftsweisenden Vortrag zeigte Prof. Ulrich Reimers auf, dass die Nutzung von sogenannten White Spaces des Frequenzspektrums die gesamte Branche vor neue Herausforderungen, aber auch Chancen stellen wird – etwa für die lokale Verteilung von HDTV-Signalen innerhalb von Haushalten. (09/10)