Effizienter Workflow

Die Postproduktion hat sich durch die Stereoskopie maßgeblich verändert. Die CinePostproduction GmbH hat aus diesem Grund einen Stereo 3D-Workflow für Animations- und Realfilme entwickelt, der ein effizientes und komfortables Arbeiten mit einem exzellenten Bildergebnis möglich macht. Daniele Siragusano, Supervisor & Stereographer des Unternehmens, erläutert hier die Funktionsweise.

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Effizienter Workflow

Daniele Siragusano, Supervisor & Stereographer der CinePostproduction ist bereits seit zehn Jahren mit dem Thema Stereo3D befasst. Er gehört zu den maßgeblichen Entwicklern eines Stereo 3D-Workflows für Animations- und Realfilme des zur Bavaria-Gruppe zählenden Postproduktionsunternehmens. Das gedrehte Material wird hierbei wie im traditionellen Film „befundet“ – bei Stereo 3D jedoch zusätzlich auf seine Stereocharakteristika hin. Siragusano erläutert: „Die beiden Stereo-Halbbilder werden nach dem ‚Three Symmetry’-Prinzip, also in Bezug auf zeitliche, geometrische und farbliche Symmetrie, beurteilt und für den Kreativschnitt korrigiert. Falls am Set Fehler auftreten hat die Produktionsfirma die gleiche Reaktionszeit wie bei Filmmustern.

Dank der eigens vorkorrigierten Muster kann der Schnitt an einem normalen HD-Schnittplatz erfolgen, entweder am Avid oder Final Cut Pro. Ein spezielles Stereo-Display am Ausgang des Schnittplatzes ist alles, was benötigt wird, um in Stereo zu schneiden. So kann sich der Cutter voll auf den kreativen Schnitt konzentrieren – dank Reduktion der technischen Komplexität.“ Die final verwendeten stereoskopischen Bilder würden nach dem Conforming dann eine spezielle Anpassung, Stereosweetening genannt, benötigen, welche ebenfalls nach dem „Three Symmetry“ Prinzip erfolgt. Die linken und rechten Bilder seien anschließend ideal zueinander angeglichen. Im nächsten Schritt wird die finale Stereo-Korrektur, das Depth Grading, im Kontext des Schnitts und der Geschichte durchgeführt. „Stereographer, Regisseur und DoP modifizieren absolute und relative Parallaxe, damit sich im Raum alles dort befindet wo es sein soll“, erklärt Siragusano. Tiefen-Sprünge im Schnitt würden nivelliert („Shot-Flow“). „So wird die Sequenz als Szene wahrgenommen – nicht als eine Aneinanderreihung einzelner Einstellungen.

Natürlich kann man auch Einfluss auf die Tiefe einzelner Elemente oder die relative Tiefe der Szene nehmen. Dann wird die Einstellung schnell zum VFX-Shot und sehr komplex“, betont Siragusano. Speziell hier habe die CinePostproduction in enger Zusammenarbeit mit Soft- und Hardware-Herstellern einen Workflow entwickelt, der in Bezug auf seine Bildqualität und die Einflussmöglichkeit der Kreativen auf die Tiefengestaltung einzigartig sei.
Eine Frage, die immer wieder auftaucht ist, ob sich Stereo-3D-Kinofilme, die für die große Kinoleinwand konzipiert und gedreht wurden, auch auf deutlich kleineren Displays etwa auf LCD-Monitoren in guter 3D-Qualität darstellen lassen. Siragusano meint: „Ja, man kann – mit Einschränkung und etwas Modifikationsaufwand.“ Man müsse nur das Bild in seiner Tiefenposition verändern, um denselben visuellen Größen- und Tiefeneindruck zu erwecken.

„Wenn im Kino ein Darsteller zum Beispiel vor der Leinwand im Zuschauerraum positioniert wird, dann kann dieser groß, ja sogar riesig wirken. Wenn die gleiche Einstellung ohne Modifikation auf einem Fernseher gezeigt wird und der Schauspieler vor dem Fernseher steht, dann setzen wir den Menschen ins Verhältnis mit dem Fernseher. Die Folge: Der Schauspieler wird als Miniaturisierung oder als Liliputaner wahrgenommen, da er ja kleiner ist als der Fernseher“, meint der CinePostproduction-Stereographer. Dieses Problem sei jedoch einfach zu lösen. Siragusano: „Man muss den Schauspieler hinter die Fernseherebene stellen, denn dann wird der Fernseher zum Fenster und die Skalierung wirkt auf einmal plausibel. Der Lilliputismus Effekt bleibt aus.“
Man könnte also meinen, dass die 3D-Anpassung der Kino- zur TV-Darstellung lediglich eine fixe Veränderung der Tiefenposition darstellt. „Leider ist das nicht ganz so einfach, da wir Menschen nahe Tiefe, innerhalb unserer Armreichweite, aus Erfahrungswerten anders wahrnehmen als weiter entfernte Tiefe“, erklärt Siragusano. Deswegen sei die Depthgrading Anpassung von Kino zu TV eine Mischung aus mathematischen Überlegungen und wahrnehmungsgesteuerten Entscheidungen. Aufgabe des Stereographers in der Postproduktion sei es, das Kino Depthgrading am 3D-Monitor so zu modifizieren, dass die Intention des Regisseurs auch im Medium Fernsehen deutlich.
Eckhard Eckstein
(MB 12/10_01/2011)

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