Gutes Angebot für Netzbetreiber

Die Eutelsat visAvision GmbH ist dabei, die Attraktivität der Kabel-Plattform KabelKiosk durch die Erweiterung des HDTV-Programm-angebots und durch die Einführung von interaktiven Applikationen auf Basis von HbbTV zu verbessern. MEDIEN BULLETIN sprach mit Eutelsat visAvision-Geschäftsführerin Martina Rutenbeck über die Ausbaupläne.

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Gutes Angebot für Netzbetreiber

Eutelsat visAvision hat die Einführung von HbbTV-Applikationen auf dem KabelKiosk angekündigt. Wann ist das soweit?

Mit einigen Programmanbietern, deren Programme wir über die KabelKiosk-Plattform verbreiten, haben wir erweiterte HbbTV-Anwendungen als Showcases realisiert. Auf der IFA 2010 wurden diese erstmals vorgestellt. Unser Vorteil ist, dass wir den Uplink selbst betreiben und damit die Technik komplett in der Hand haben. Dadurch können wir bei HbbTV Red Button Funktionen problemlos umsetzen. So wie die Programmanbieter sich dies vorstellen und so, wie es auch funktionell am besten in unser Portal passt.
Die Einführung bzw. Realisierung der HbbTV-Angebote ist zum Jahresanfang 2011 geplant. Dies hängt natürlich davon ab, dass es bis dahin tatsächlich Endkunden-Empfangsgeräte für HbbTV gibt.

Wie ist da der Stand der Dinge?

HbbTV-Boxen für das Kabel gibt es im Moment noch nicht, es gibt aber verschiedene Entwicklungen. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten Monaten einige auf den Markt kommen werden. Wir haben eine Kooperation mit VideoWeb geschlossen und sind derzeit dabei, gemeinsam eine HbbTV-Box zu entwickeln. Sie soll in den nächsten Monaten auf den Markt kommen.

Ohne HbbTV-Box wird nicht gestartet?

HbbTV-Anwendungen funktionieren natürlich ebenso auf den sogenannten Connect-TVs. Das sind Fernseher mit Internetanschluss, die auch den Zugang auf Portale ermöglichen. Hierbei braucht man nicht unbedingt eine Box. Wir machen den HbbTV-Start dennoch von der Verfügbarkeit der HbbTV-Box abhängig. Wir möchten, dass alle Endkunden HbbTV-Nutzungsmöglichkeiten haben.

Was ist die Besonderheit an Eutelsats HbbTV-Angebot?

Da man sich in Deutschland und in Frankreich endlich auf diesen Standard verständigt hat, sind alle entsprechenden Applikationen kompatibel zueinander. Was unser Angebot von anderen unterscheidet ist die Ausrichtung an den Interessen sowohl der Programmanbieter als auch der Kabelnetzbetreiber. Das heißt, das Portal beinhaltet neben der Vorstellung von Programmhighlights Seiten, die von den Kabelnetzbetreibern mit Informationen gefüllt werden können. Etwa mit Inhalten die lokal notwendig und wichtig sind. Dafür sind spezielle Seiten und Frames vorgesehen.
HbbTV-Anwendungen realisieren wir direkt mit den Programmanbietern, deren Inhalte auf der Plattform übertragen werden. Die großen Sender haben gerade eigene Portale angekündigt und auch die kleinen haben vielfach Mediatheken. Über unser Portal können wir hierauf Verlinkungen herstellen.

Ist die KabelKiosk-Plattform als solche „gebrandet“?

Wir bieten sie als KabelKiosk- oder als White-Label-Lösung an. Der Kabelnetzbetreiber kann diese also im eigenen Erscheinungsbild gestalten. Von dieser Einstiegsplattform kann der Endnutzer frei auf die unterschiedlichen Plattformen der Sender wechseln.
Im Gegensatz zu vielen anderen Lösungen ist es für uns sehr wichtig, dass von unserer Plattform aus jede beliebige Internetadresse angewählt werden kann. Der Endkunde hat so die Freiheit, das komplette World Wide Web zu nutzen. Wir bieten ihm zugleich eine feste Struktur an, in der er sich bewegen kann, wenn er dies will. Hier findet er in der ersten und zweiten Clickstufe die Inhalte der Programmanbieter, die mit der KabelKiosk-Plattform zusammen arbeiten. Dies dient der einfachen Nutzbarkeit und Übersichtlichkeit. Die Bedienung bei HbbTV als Bestandteil der Spezifikation ist sehr einfach. Über die Cursertasten und über die Befehle ok und rückwärts kann ich praktisch alle Funktionen abrufen. Gerade die Bedienerfreundlichkeit, die mit diesem Standard einhergeht, ist ein sehr positiver Punkt.

Ein kleiner Kabelnetzbetreiber, der eigene HbbTV-Inhalte anbieten will, kann das auf der KabelKiosk-Plattform problemlos machen?

Er kann seine Inhalte in dem Rahmen aufsetzen, den wir ihm bieten. Es war ein wesentliches Ziel, ihm dies so einfach wie möglich zu machen. Struktur und Gliederung sind vorhanden. Über diese Punkte muss er sich keine Gedanken mehr machen.

Muss dieser Service extra bezahlt werden?

Wir werden ein Grundangebot im Rahmen der existierenden Verträge bereitstellen. Extrakosten gibt es dabei keine. Wenn wir jedoch aufwändige Applikationen extra programmieren müssen, dann wird man diesen Zusatzaufwand natürlich abrechnen. Aber grundsätzlich sind alle Grundfunktionalitäten mit den heutigen Verträgen abgedeckt. Für uns ist es eine Dienstleistung, die wir zusätzlich bereitstellen wollen. Interaktivität ist ein wichtiges Thema. Es ist daher nur logisch, dass wir dieses in unser Portfolio mit einbinden.

Verhilft der Mehrwert durch HbbTV dem KabelKiosk zu mehr Akzeptanz beim Kabel-Kunden?

Erste HbbTV-Showcases haben wir schon vor einem Jahr auf der IFA 2009 gezeigt, unser erstes Produkt dann auf ANGA Cable in diesem Jahr. Das Thema HbbTV ist im Markt etabliert. Das Interesse der Kabelnetzbetreiber an dieser Art von Service ist eindeutig vorhanden. Wir haben inzwischen schon mehrere Projekte in Vorbereitung, die wir mit einzelnen Netzbetreibern starten wollen. Das Thema erhält einen zusätzlichen Schub dadurch, dass Netzbetreiber Info-Kanäle teilweise selbst betreiben, oftmals aufwändig und trotzdem in vielen Fällen wenig effizient. Auf Basis der IP-Technologie lassen sich diese Dinge heute wesentlich rascher und leichter umsetzen, sehen professioneller aus und können ganz im Sinne der Endkunden schneller aktualisiert werden. Dieser Vorteil wird deutlich
gesehen – auch von den Wohnungswirtschaftunternehmen.

Wie entwickelt sich das KabelKiosk-Geschäft allgemein?

Insgesamt auf der klassischen Schiene – sprich lineares TV – sehr gut. Wir schalten im November mit FOX HD und National Geographic HD weitere HD-Programme auf. Zudem sind wir daran interessiert, im linearen TV-Bereich Programmangebote zu optimieren und zu ergänzen.

Wie viel HD-Programme werden es denn bis Ende des Jahres sein?

Aktuell sind es zwölf HD-Programme. Auf 14 kommen wir auf jeden Fall. Darunter sind auch fünf Free-TV-Sender.

Welche Relevanz hat 3DTV für den KabelKiosk?

Das ist eine Frage, die wir auch an die Programmanbieter richten. Es kommt darauf an, welche 3D-Inhalte die Anbieter planen. Im Moment sind 3D-Übertragungen am stärksten mit Events verbunden. Einzelne Sender denken über 3D-Ausstrahlungen nach. Diese wird jedoch nur über einen HD-Stream möglich sein. Bei einem SD-Stream lässt sich die nötige Bandbreite nicht so schnell hochfahren. Ein SD-Sender hat in der Regel nicht mehr als 4,5 Mbit/s. Bei 3D braucht man schon 12 bis 15 Mbit/s.

Das heißt auch die HD-Sender brauchen auch mehr Bandbreite.

Nicht unbedingt. Die meisten senden ja im Bereich zehn bis elf Mbit/s. Dort könnte man schon 3D-Events unterbringen, indem man dann die Bandbreite kurzfristig für diesen Sender in einem bestimmten Zeitraum im Rahmen des statistischen Multiplexings erhöht. 3D-Inhalte stellen wir derzeit hauptsächlich auf unserem 3D-Demokanal ein, den wir über 9° Ost betreiben und der schon seit März 2009 auf Sendung ist. Dieser Kanal wird im Handel und bei vielen einzelnen Kabelnetzbetreibern genutzt.
Lauf GfK stehen in deutschen Haushalten bislang 40.000 3D-fähige Fernseher. Auf dieser Reichweite kann kein Anbieter einen TV-Sender aufbauen, einzelne Events sind natürlich möglich. Dies bleibt sicherlich in den nächsten zwei Jahren so. Meine persönliche Meinung: 3D kommt erst dann als Massenprodukt zum Tragen, wenn es eine 3D-Technologie ohne Brille gibt. Dafür braucht man dann allerdings jedoch wieder einen neuen Fernseher.

Bei der 3D-Übertragung der Tennisspiele von den US-Open und davor von den French-Open hat Eutelsat mit Panasonic kooperiert. Was steckt dahinter?

Es geht hierbei vor allem um die technologische Abstimmung. Wir wollen sicherstellen, dass die Übertragung, so wie wir sie fahren, kompatibel zu den Endgeräten ist.

Was sind die wichtigsten Zukunftsthemen für den KabelKiosk?

Die Kernthemen sind ganz klar der weitere Ausbau des HD-Angebotes und die Markteinführung des HbbTV-Portals als eigenes Produkt.
Eckhard Eckstein
(MB 12/10_01/2011)

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