Hybrid-TV und trimediale Produktion im EBU-Fokus

Die European Broadcast Union (EBU) hat auf ihrer 67. Generalversammlung am 1./2. Dezember in Genf beschlossen, 2012 die Einführung des Hybrid-TV in europäischen TV-Haushalten voran zu treiben. An gleicher Stelle warb Herbert Tillmann, Direktor Produktion und Technik des Bayerischen Rundfunks (BR), für mehr Engagement in Sachen trimedialer Produktion.

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Hybrid-TV und trimediale Produktion im EBU-Fokus

Über 20 EBU-Mitglieder haben eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Hybrid-TV-bzw. Connected-TV-Einführung 2012 vereinbart. Dadurch soll das komplette Potential der neuen Empfangstechnologien besser genutzt werden können. Hybrid- bzw. Connected-TV verbinden das traditionelle TV-Erlebnis mit Zusatzinformationen und Applikationen aus dem Internet. Dadurch soll das Gesamtangebot einen deutlichen Mehrwert erhalten. Die EBU-Mitgleider sind der Ansicht, dass nur hoch qualitative und kreative Inhalte die Hybrid-Technologie in den TV-Haushalten voran bringen können. Bei ihrer Entwicklung seien flexible, grenzüberschreitende Anstrengungen nötig.
Die EBU-Mitglieder, die das Hybrid-TV-Projekt unterstützen, sprachen sich für den Einsatz von offenen Standards wie HbbTV, MHP und MHEG5 aus.
Die EBU will am 3. Februar 2012 einen „Creative Content Workshop“ veranstalten, auf dem sich EBU-Mitglieder über ihre Erfahrungen und Ideen mit Blick auf hybride Applikationen austauschen können. Eine neue „Interactive Group“ bestehend aus kreativen Fachleuten der EBU-Mitglieder wird die Diskussion über hybride Innovationen und die Präsentation von „Best Practice“-Beispielen leiten.

Herbert Tillmann, Direktor Produktion und Technik des Bayerischen Rundfunks (BR), hielt auf der 67. EBU-Generalversammlung einen vielbeachteten Vortrag zur trimedialen, kosteneffektive Produktion. Er warb damit für ein gemeinsames Vorgehen der EBU-Mitglieder bei der Planung entsprechender Produktionsmethoden. Im MEDIEN BULLETIN-Interview (siehe MB 12/2011_1/2012) erklärte er: „Bei der EBU ist das Thema trimediale Bearbeitung noch nicht richtig angekommen. Die ganze technische Plattform, die man dazu braucht, – was auch wieder auf Standards hinaus läuft, – ist da noch nicht im Fokus.“
Als Verbindungsmann zwischen ARD und EBU wolle er den Anstoß dafür gegeben, dass sich die EBU zu mehr trimedialem Engagement bekennt. „Wenn die EBU als Community eine klare Position zum Thema Trimedialität bezieht, werden wir auch von den Herstellern ernster genommen und besser unterstützt“, betonte er.

In seinem Vortrag vor der EBU-Generalversammlung schlug Tillmann einen Umstieg zur trimedialen Produktion in zwei Phasen vor. Die gegenwärtig getrennten Medien-Produktionsinseln TV, Hörfunk und Online mit jeweils eigenen Aktivitäten in den Bereichen Planung, Content Management und Produktion sollten in einem ersten Schritt zunächst nur in den Bereichen Planung und Content Management trimedial ausgerichtet werden. Die einzelnen Produktionsbereiche hätten dann über ein gemeinsames Archiv Zugriff auf alle Inhalte. Der Materialaustausch lasse sich durch ein gemeinsames Content Management-System und die abteilungsübergreifende Planung durch ein integriertes Newsroom-System vereinfachen. In einem weiteren Schritt könnte dann eine voll integrierte Medien-Plattform realisiert werden, bei der auch die einzelnen Produktionsbereiche zur trimedialen Produktion zusammen geführt würden.

Die EBU, so Tillmann on Genf, könnte die Mitgliedssender in vielfacher Weise aktiv auf dem Weg in die Trimedialität begleiten. Dabei gelte es unter anderem Vorschläge für das nötige Change Management zu machen, ebenso wie für integrierte Arbeitsprozesse, geeignete Content Management-Systeme und andere Technologien und Lösungen für die Interoperabilität von TV, Radio, Online und Archive. Die EBU müsse klare technische Anforderungen an trimediale Produktionsprozesse formulieren. Sie sollten Maßstab für Produktentwicklungen von Herstellern und Lösungsanbietern sein. Tillmann forderte die EBU-Mitglieder auf der 67. Generalversammlung in Genf zu einem verstärkten Engagement und zu einem gemeinsamen Vorgehen bei der Einführung trimedialer Produktionen auf. (12/12)