MCI unterstützt den MDR bei der Modernisierung seines Regiekomplexes in Leipzig und ist für die Umsetzung des Teilprojektes 1, Nachrichtenregie, verantwortlich. Dieses Teilprojekt umfasst die Erneuerung einer von insgesamt drei Fernsehregien sowie die Konzeption, Planung und Inbetriebnahme einer neuen – den Regiekomplex umfassenden – Infrastruktur sowie die Integration einer Viz Mosart Regieautomation und die Anbindung an das Redaktionssystem. Die Kernkomponenten des Regiekomplexes wurden bereits für die folgenden Teilprojekte vorbereitet.
Im Sommer 2020 hat MCI mit der Umsetzung begonnen. Die Planung der gesamten Infrastruktur beinhaltete von Anfang an die nahtlose Integration aller Leipziger Regien, die separat ausgeschrieben wurden. Um den täglichen Betrieb aufrechtzuerhalten, wurde die neue Regie parallel zu den drei bestehenden Regien installiert.
Unterschiedliche Produktionsmodi
Die neue Regie ist für drei Betriebsarten ausgelegt. Die erste ist ein klassischer Produktionsmodus, der dem bisherigen ähnelt. Der Hauptanwendungsfall ist die automatisierte Produktion. Darüber hinaus ist ein hinsichtlich der besetzten Produktionsrollen nochmals reduzierter Breaking News-Betrieb möglich, der ein „On Air gehen“ in den Nachtstunden ermöglicht, in denen nur eine kleine Crew vor Ort ist. In den beiden letztgenannten Betriebsarten wird die Produktion durch das Regieautomationssystem Viz Mosart unterstützt und gesteuert. Die Rundowns werden mit dem bestehenden Redaktionssystem OpenMedia erstellt, das im Rahmen des Projekts um das Plugin Studio Director 2.0 sowie die notwendigen MOS-Schnittstellen erweitert wurde. Eine Herausforderung stellte die zeitlich parallele, schrittweise Einführung von OpenMedia am Standort Leipzig dar.
Kerntechnologien der neuen Regie
Weitere Kernkomponenten sind ein Sony XVS-7000 Multiformat Bildmischer mit fünf Mischebenen, von denen eine für eine zusätzliche Webregie genutzt wird. Eine Imagine Platinum IP3 Regiekreuzschiene übernimmt das Signalrouting für Video- und Audiosignale und ist darüber hinaus mit umfangreichen De-Embedding- und Multiviewer-Funktionen ausgestattet. Über das netzwerkbasierte Audiosystem von Lawo erfolgt die Signalverteilung mittels Ravenna Audiostreams innerhalb des Regiekomplexes und der Studios. Für die Audiomischung kommt ein Lawo MC²56 Mischpult zum Einsatz. Die Regiekreuzschiene und das Lawo Audiosystem sind bidirektional miteinander verbunden, um Audiosignale auszutauschen. MCI plante gemeinsam mit dem MDR und dem Hersteller die für das Audiosystem notwendige Netzwerkinfrastruktur und die PTP-Synchronisation innerhalb der redundanten Audionetze. Um den Rechnerzugriff von verschiedenen Arbeitsplätzen aus zu gewährleisten, wurde ein KVM-System der Firma Ihse installiert. Mit 288 Ports verfügt das System über ausreichende Ressourcen für eine flexible Nutzung der angeschlossenen Quellen.
Ergänzt wird die Technik durch ein KSC Core System, das nicht nur die übliche Regiebedienung übernimmt, sondern auf „Knopfdruck“ die komplette Regie 4 für eine Betriebsart einstellt. Die Realisierung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Hersteller BFE.
Das bereits beim MDR etablierte Ventuz-Grafiksystem wird in der Regie 4 mit sechs physikalischen Grafikkanälen betrieben. Damit können verschiedene Overlay-Grafiken eingespielt und mehrere Content-Flächen im Studio (real und virtuell) mit Grafiken versorgt werden.
Im Rahmen des Projekts wurde in Zusammenarbeit mit Ventuz, Vizrt und MCI eine Steuerungsschnittstelle für das Grafiksystem entwickelt und implementiert, die es Mosart ermöglicht, das Playout auf allen Grafikkanälen zu steuern. Ergänzt wird das Grafik-Playout durch Grafik-Makros, die ebenfalls von Mosart aufgerufen und gesteuert werden. Ventuz wurde außerdem um eine neu entwickelte Websocket-Schnittstelle zum KSC Core erweitert, so dass der KSC das Grafiksystem auf einen von drei Betriebsmodi oder verschiedene Redundanzmodi einstellen kann.
Produktion mit Regieautomation
MCI begleitet den MDR durch den gesamten Veränderungsprozess – von der klassischen Produktion hin zu einer neuen Produktionsweise mit Regieautomation.
In der ersten Projektphase wurde von MCI in Zusammenarbeit mit dem MDR und den Herstellern der Kernkomponenten eine Feinspezifikation für die Gesamtanlage erstellt. Es folgte die Installation und Inbetriebnahme der Regie und ihrer Infrastruktur. Die Basisinstallation von Mosart war ebenfalls Teil dieses Projektabschnittes und wurde ebenfalls komplett von MCI durchgeführt. Den Abschluss dieses Projektteils bildete im April 2022 der Test der Anlage, mit dem die Qualität für den nächsten Projektteil festgestellt wurde.
Hier folgte der Kern des Changeprozesses mit der Entwicklung des Workflows, der Erfassung der endgültigen Tätigkeitsprofile des technischen und redaktionellen Personals, dem Showdesign für alle MDR AKTUELL (TV) Formate.
Da neben Mosart auch der Studio Director 2.0 zum Einsatz kommt, um den Bedienkomfort zu erhöhen, musste das Show Design auf zwei Ebenen bzw. zwei Systemen stattfinden. Zum einen auf der technischen Ebene, welche die Konfiguration der Mosart Templates beinhaltet. Zum anderen auf der Ebene des Studio Director Templates, wodurch die technischen Aspekte des Show Designs mit den Aspekten der Benutzerführung in Einklang gebracht werden mussten. Das Showdesign und dessen Umsetzung in Mosart und OpenMedia wurde durch das interdisziplinäre Automations-Team (kurz A-Team) von MDR und MCI durchgeführt.
Im weiteren Projektverlauf erfolgte die Schulung und Einarbeitung des technischen und redaktionellen Personals durch MCI und die Hersteller der Kernkomponenten.
Obwohl das Projekt noch weitere Schritte umfasst, sind die ersten TV-Ausgaben von MDR AKTUELL mit der neuen Produktionsweise bereits on air. MCI unterstützt den MDR weiterhin in Form von Schulungen und der Begleitung des On-Air-Setzens weiterer Sendeformate.