Voll ausgereizt

Die 8. Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) ist ein Quotenhit im Programm von RTL. Wichtigen Beitrag zum Erfolg leistet die PRO MEDIA TV-Postproduction GmbH in Hürth. Sie setzt erstmals in der DSDS-Postproduktion auf einen komplett bandlosen HD-Workflow auf Basis von XDCAM HD und Avid-Unity-Medianetwork mit Media Composer 5. Die Leistungsfähigkeit der Systeme wird dabei voll ausgereizt.

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Voll ausgereizt

Es war das größte Casting in der Geschichte von Deutschland sucht den Superstar (DSDS). Knapp 35.000 Kandidaten http://www.mebucom.de/backend/articles/edit/2086#sangen von August bis Oktober 2010 in 35 Städten Deutschlands und erstmals auch in der Schweiz und in Österreich vor, um sich für die neue Staffel zu bewerben. Nach den Castings traten die besten 135 Kandidaten im Recall an. In einem mehrtägigen Auswahlverfahren mußten sie ihr Talent unter Beweis stellen – ob im Einzelsingen, in Duetten oder Kleingruppen, auf der großen Bühne oder am Strand unter Palmen auf Sun Island im Ari Atoll der Malediven.

Nur die besten 15 Kandidaten konnten dann um den Einzug in die Liveshows kämpfen. In der ersten großen Auswahlshow werden live die zehn besten Sänger und Sängerinnen gewählt. Die folgenden Mottoshows werden jeweils einmal wöchentlich Samstags um 20.15 Uhr live ausgestrahlt. Die Casting- und Recall-Shows wurden zuvor (ab 8. Januar) Samstags und Mittwochs um 20.15 Uhr bei RTL gesendet.

Die erfolgreiche RTL-Show war bislang für seine Macher nicht nur logistisch eine große Herausforderung, sondern auch redaktionell und produktionstechnisch. In Produktion und Redaktion sind rund 50 Mitarbeiter für die Show im Einsatz. Grundy Light Entertainment (GLE) erledigt den redaktionellen Part und die Hürther PRO MEDIA TV-Postproduction GmbH & Co. KG den technischen Part der Postproduktion. Letztere startete ihre Arbeit am 13. September 2010. Insgesamt wurden zwölf Sendungen von Casting- und Recall-Shows vorproduziert und gesendet bevor es dann am 19. Februar in die erste Live-Show ging. Bis zum Finale Ende April werden jeweils Samstags die Live-Sendungen ausgestrahlt.

Postproduktion bei PRO MEDIA TV-Postproduction

Bei der aktuellen DSDS-Staffel organisiert André Launspach, technischer Leiter der PRO MEDIA TV-Postproduction, bereits zum fünften Mal den Gesamtworkflow und die nötige Technik für die DSDS-Postproduktion.
Basis der eingesetzten Technik ist ein AVID-Unity-Medianetwork mit elf angebundenen AVID Media Composer Suiten, darunter Media Composer Nitris DX und Mojo DX. Zudem kommen bis zu drei ProTools HD-Systeme zum Einsatz. Der für die 8. DSDS Staffel verfügbare Unity-Speicherplatz liegt bei 48 TB. „Alles läuft auf Media Composer 5 und auf aktuellem Unity MediaNet“, berichtet Launspach
Die bei PRO MEDIA verfügbaren AVID-Systeme werden wie folgt genutzt: Sieben Plätze dienen dem Editing, ein Platz wird via Matrox MXO2 Mini als Animations- und Grafik- Workstation mit Adobe After Effects und Photoshop genutzt und ein Platz als Color Correction-, Finishing & Play-Out-Workstation. Zwei AVID Media Composer dienen als Video-Satellite der beiden zur Endmischung der Sendungen eingesetzten ProTools-Workstations. Als Video-Output dienen hierbei zwei Matrox MXO2 Mini. Sie erlauben erstmals in der Media Composer-Geschichte, auch eine „nicht-AVID“-Hardware zur Videoausgabe einzubinden und stehen damit für die neue Offenheit der AVID-Systeme. Nach eigenen Angaben entspricht AVID damit dem Wunsch vieler Anwender, eine kleine, handliche und kostengünstige Lösung für echtes HD-Monitoring.

Alle AVID-Systeme beim DSDS-Projekt können nach Bedarf auch für den Ingest über SONY PDW-U1 XDCAM-Laufwerke verwendet werden. Das komplette System ist über 4Gb/s Glasfaserkabel vernetzt. Ein paralleles Netzwerk erlaubt außerdem Zugriff auf ein umfangreiches Musik- und Sound-Archiv.
Launspach: „Der komplette Workflow basiert durchgehend auf XDCAM HD. Er reicht vom Import der Disks über SONY PDW-U1 Laufwerke, den Schnitt der Kandidaten und Zusammenbau der einzelnen Sendungen, die Farbkorrektur, die ProTools-Mischung bis hin zur Endkonfektionierung. Zum Schluss folgen die Ausspielungen der XDCAM- HD-Disks zurück auf PDW-U1-Laufwerke“.

Technikausbau für HD

Für das aktuelle DSDS-Projekt musste die bei PRO MEDIA vorhandene Technik aufgerüstet werden. „Neuanschaffungen waren nötig, weil dies die erste DSDS-Staffel ist, die wir auf HD produzieren. Wir brauchten insbesondere neue Rechner, um die Performance für die HD-Bearbeitung gewährleisten zu können“, berichtet Launspach. Gerade die MPEG-2 Long GOP-Codierung von XDCAM HD belaste die CPU-Leistung der Rechner recht intensiv.

PRO MEDIA hat seine AVID Workstations aufgerüstet und ist auf die Dual Quad HP Z800-Serie umgestiegen. „Wir haben zwar einen ordentlichen Sprung gemacht was die Performance der Rechner betrifft aber letztlich sind die Renderzeiten etc. durch das HD Format nur minimal gegenüber SD verbessert worden, weil sich ja auch die Anzahl der Bildpunkte von SD auf HD um den Faktor 5 erhöht hat. Da ist der geschaffene CPU-Vorsprung dann schnell aufgebraucht“, meint Launspach. Die Umstellung auf den komplett filebasierten HD-Workflow für die 8. DSDS-Staffel verlief nach Angaben des Technikchefs von PRO MEDIA problemlos. Es mussten ein paar Anpassungen gemacht werden, die unter anderem das Contentmanagement-System betrafen. „Die Redaktion von GLE arbeitet auf einem Redaktionssystem, das ursprünglich für die bandbasierte Arbeit programmiert worden ist. Das musste so geändert werden, dass beim Ingest des Proxy-Materials in das Redaktionssystem auch die Metadaten-Informationen von den XDCAM HD Disks mit abgespeichert werden. Ziel war es, nur die nach redaktionellen Bedürfnissen ausgewählten Clips den Media Composern zu übergeben“, erklärt Launspach.

Insgesamt fallen bei der 8. DSDS-Staffel 1.700 XDCAM HD Disks mit rund 1.500 Stunden Rohmaterial an. „Diese Inhalte kann man nicht alle komplett in das System laden. Wir müssen sie auf das reduzieren, was hinterher dann auch tatsächlich redaktionell benötigt wird“, sagt Launspach.
Die von der Redaktion ausgesuchten Clips oder Clipteile werden beim Transkribieren in das Redaktionssystem so exakt verschlagwortet, dass man hinterher sehr einfach im Archiv nach allen Details und Aussagen einzelner Kandidaten suchen kann. Dieses Redaktionssystem ist speziell auf die Bedürfnisse von Grundy Light Entertainment geschrieben worden und im Laufe der Jahre immer an die sich ändernden Anforderungen angepasst worden.

Bindeglied zwischen Kunde und Technikanbieter

PRO MEDIAs Technischer Leiter sieht sich als „eine Art Bindeglied zwischen Kundenwunsch und den Möglichkeiten, die AVID uns zur Verfügung stellt“.
Eine enge Kooperation mit AVID sei auch deshalb nötig, weil in diesem Umfang und mit einer so hohen Schnittanzahl noch niemand zuvor in XDCAM HD gearbeitet hat, meint er. „Es gibt immer noch ein paar Speicherprobleme was die Rechner betrifft. Der Media Composer ist leider noch nicht in einer 64-bit- sondern nur 32-bit-Version verfügbar, was dazu führt, dass wir sehr schnell eine sehr hohe Speicherauslastung in den einzelnen Rechnern haben. Vor allen Dingen auch, weil immer alles Material auf allen Rechnern im Zugriff sein muss.
Das verlangt eine Performance, die auch von AVID ursprünglich nicht so erwartet wurde. Wir reizen die AVID-Systeme im Moment bis zum Letzten aus“, erklärt Launspach.

Die 8. Staffel DSDS ist das erste Projekt, das PRO MEDIA mit Media Composer 5 produziert. Auch wurde erstmals mit Windows 7 in der 64 Bit Version gearbeitet.
Nicht nur die hohe Zahl der Schnitte, sondern auch die der eingesetzten Effekte bei DSDS zehren an der Speicherauslastung. „Der Media Composer nutzt den Speicher nicht so effektiv aus wie wir uns das wünschen. Immer wieder erreichen wir Grenzen, wo Neustarts erforderlich sind“, erklärt Launspach. „Die Anzahl der Effekte nimmt von Staffel zu Staffel immer stärker zu. Die erste Testsendung, die ich von der 8. Staffel bekommen habe, hatte auf 55 Minuten 2.700 Videoeffekte“. Auf der Media Composer Timeline würden die Cutter oft mit bis zu sechzehn Videospuren arbeiten. Teilweise seien pro Videospur viele „genestete“ Effekte übereinander gelegt. „Es gibt nicht viele Produktionen, die den Media Composer dermaßen in Anspruch nehmen“, betont Launspach.

Guter AVID-Support

Er lobt auch den guten Support von AVID: „Ich bin im ständigen Kontakt mit AVID-Mitarbeitern und berichte denen auch über unsere Erfahrungen. Wir bieten AVID mit DSDS eine Art Feldtest, der sehr gut zeigt, wie ein System an die Grenzen seiner Belastbarkeit geführt werden kann. Und das interessiert AVID natürlich sehr. Ich pflege mit AVID eine Kommunikation auf kurzen Wegen, wofür ich sehr dankbar bin. Man sieht auch, dass AVID sich in den letzten Jahren gegenüber Kundenwünschen sehr geöffnet hat. AVID hört heute mehr auf das Feedback im Markt als noch vor Jahren“, meint er.

Sehr positiv berichtet der PRO MEDIA-Technikchef über die neue Media Composer 5-Software. „Deren Veröffentlichung war ein ganz großer Wurf von AVID und liefert heute ausgezeichnete Argumente gegen Final Cut Pro von Apple, das von einigen ja nach wie vor als Schnittsoftware der Zukunft angesehen wird. Ich möchte aber, ehrlich gesagt, ein solches Projekt wie DSDS nicht mit Final Cut Pro stemmen müssen. Das wäre mir viel zu heikel“, betont er. Bei AVID liege schließlich das Kerngeschäft auf dem Video- und Audio-Editing.

Offen für andere Formate

Bei Media Composer 5 lobt Launspach vor allem die sehr guten Möglichkeiten zur Einbindung von Fremdformaten. Einige Sequenzen von DSDS seien auch auf der RED-Kamera gedreht worden. „Das Material in den Media Composer zu laden, ist im Vergleich zu früheren Versionen stark vereinfacht worden“, sagt Launspach. „Es ist schon ein großer Schritt, dass man jetzt viele Formate wie Quick Time einfach ohne zusätzliche Konvertierungssoftware von Drittanbietern importieren kann. Das Schnittsystem ist einfach offener geworden für Material, das nicht von AVID-Systemen digitalisiert worden ist – egal ob es sich um XDCAM HD- oder DVCPRO HD-Produktionsformate handelt. Man muss sich heute oft keine Gedanken mehr darüber machen, wie man das Material in die Media Composer Workstation hinein bekommt.“
Eckhard Eckstein
(MB 03/11)

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