Die schnelle Reaktion auf aktuelle Ereignisse und die zunehmende Bedeutung der Online- und Social Media-Berichterstattung werden für Medienunternehmen immer wichtiger. Das gilt auch für den Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Er registriert neue Anforderungen an Mitarbeiter, Arbeitsprozesse und Technik und hat deshalb ein ambitioniertes Pionierprojekt mit einem neuen Redaktionsschnittsystem gestartet. Ziel dabei war, ein vernetztes Redaktions- und Produktionssystem zu schaffen und den Workflow bei gleichbleibender HD-Qualität so zu gestalten, dass die Anbindung an die bestehenden Videomanagement- und Datenbanksysteme möglich und die Büroinfrastruktur der Redaktionen nutzbar ist. Dazu wurden beim MDR zunächst 15 Redaktionsschnittplätze eingerichtet, elf im Leipziger Sendezentrum und jeweils einer in Halle und den drei Landesfunkhäusern.
Herzstück hierbei ist Adobe Anywhere, eine Workflow-Plattform, die es ihren Nutzern ermöglicht, gemeinschaftlich in Standardnetzen und über zentralisierte Medienbibliotheken an Projekten zu arbeiten. Geschnitten wird mit Adobe Premiere Pro. Der MDR erwartet durch den Einsatz des neuen Redaktionsschnittsystems, dass der gesamte Produktionsprozess flexibler und schneller wird. Davon soll insbesondere die Online-Berichterstattung profitieren. Das dezentrale, aber vernetzte Arbeiten soll zudem begünstigt werden. Adobe Anywhere erfordert lediglich die standardmäßig vorhandene „Büro/IT-Infrastruktur“, eine kostenintensive „Broadcast/IT-Infrastruktur“ ist nicht erforderlich. Dies war entscheidend für die Wahl der Produkte Adobe Premiere Pro und Adobe Anywhere. „Maßgeblich waren bei der Marktrecherche und den internen Produktvergleichen besonders die Anpassungsfähigkeit der Benutzeroberfläche und die Einbindung von eigenen Workflowkomponenten“, sagt André Eydner, Projektleiter des MDR. Der Einsatz von Adobe Anywhere führe damit zu signifikanten Einsparungen im Vergleich zu den herkömmlichen Broadcaststrukturen. Diese Einsparungen betreffen nicht nur die Einstiegsinvestition, sondern auch die Kosten im laufenden Betrieb. Der Spareffekt steigt dabei mit steigender Zahl von Redaktionsschnittplätzen und der Entfernung der Standorte. Die Redaktionsschnittplätze sind an das beim MDR bereits existierende Content Management/Video Production Management System (VPMS) von Arvato angebunden. Die Redakteure können nun direkt auf die vorliegenden sendefähigen Video-HiRes-Dateien zugreifen.
Die Kölner Firma MoovIT, Spezialist für Video-/IT-Lösungen und Systempartner von Adobe war von der Idee bis zur Umsetzung Dienstleister und Partner vom MDR und Adobe bei der Hardware- und Softwareplanung. Innerhalb von sechs Monaten wurden die Voraussetzungen für das Projekt geschaffen. Nach erfolgter Installation haben die MoovIT-Experten Systemanpassungen vorgenommen, Software für die Adaption und den Workflow entwickelt und die Voraussetzungen für die unkomplizierte Nutzung des Redaktionsschnittsystems geschaffen.
Die Nutzeroberfläche beinhaltet nur die redaktionellen Bearbeitungsschritte, die gesamte technische Steuerung wie die Verknüpfung der Systeme, Dateiverwaltung, Workflowsteuerung et cetera erfolgt im Hintergrund und soll den Redakteur nicht belasten. Das ist insofern wichtig, als die circa 80 bis 90 Nutzer in der Regel keine Videoschnittvorkenntnisse mitbringen. „Im Rahmen des Projektes wurde daher ein intensives Schulungsprogramm erarbeitet, das im Anschluss durch interne Trainer vermittelt wurde“, so Eydner. „Durch die Anpassung des Systems, besonders der Benutzeroberfläche und der Workflowtools, konnte die Bedienung der Systeme im Vergleich zu einem klassischen Schnittsystem deutlich vereinfacht werden“, betont er. Eydner betrachtet das Pilotprojekt bisher als Erfolg: „Die Zusammenarbeit mit Adobe und MoovIT war hervorragend. In nur sechs Monaten konnten wir unser zukunftsweisendes RSS-Projekt realisieren. Das MoovIT-Team hat dabei die Technik zur Produktionsreife gebracht. Das System und die Anwendungsfelder befinden sich allerdings noch in einem Pilotbetrieb. Die interne Evaluation steht noch aus.“ Das neue Redaktionsschnittsystem kommt zunächst im Leipziger Sendezentrum zum Einsatz, im nächsten Schritt ist die Anbindung der weiteren Standorte des MDR geplant. Die Anywhere-Plattform ermöglicht in Zukunft darüber hinaus das vernetzte, internetbasierte Arbeiten.
Marion Wießmann
© MDR Rodger Schlappa
MB 5/2015
