Blackmagic Design auf der ISE 2025 – AV trifft Broadcast

Im Interview auf der ISE 2025 erklären Stuart Ashton und Darren Gosney von Blackmagic Design, wie AV und Broadcast zusammenwachsen – mit IP-Technologien und SMPTE 2110.

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Stuart Ashton, Director EMEA (li.) und Darren Gosney, Product Specialist Manager EMEA von Blackmagic Design
Stuart Ashton, Director EMEA (li.) und Darren Gosney, Product Specialist Manager EMEA von Blackmagic Design

Die Grenzen zwischen AV- und Broadcast-Technologien verschwimmen zunehmend. Auf der ISE 2025 sprachen Stuart Ashton und Darren Gosney von Blackmagic Design über die Relevanz von Broadcast-Standards in der AV-Welt, die Entwicklung eigener IP-basierter Lösungen und warum Flexibilität für AV-Produktionen essenziell ist.


Die AV-Branche hat in den letzten Jahren viele Technologien aus dem Broadcast-Bereich übernommen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Stuart Ashton: Tatsächlich hat sich die AV-Welt viele Prinzipien aus dem Broadcast-Bereich angeeignet. Der Wunsch, nach Broadcast-Standards zu arbeiten, hat das AV-Segment stark beeinflusst. Gleichzeitig nutzen AV-Unternehmen diese Standards oft kreativer und in breiterem Umfang. Ein gutes Beispiel ist die Übertragung über IP. Das ist keine neue Technologie, aber inzwischen ein heißes Thema. SMPTE 2110 wird beispielsweise intensiv diskutiert. Besonders im Live-Bereich sehen wir eine steigende Nachfrage nach hochauflösenden Videoübertragungen über lange Strecken mit günstiger Verkabelung und stabilen Bildraten.

Warum sind Broadcast-Standards wie SMPTE 2110 für die AV-Welt so relevant?

Darren Gosney: Broadcast-Standards bieten Einheitlichkeit und sind deshalb so wichtig. Ohne Standardisierung würde jeder sein eigenes Ding machen, und es wäre schwer, Technologien miteinander zu verknüpfen. Nehmen wir SMPTE 2110 als Beispiel. Wir haben auf dieser Basis unseren eigenen Codec entwickelt, Blackmagic IP10. Damit können AV-Kunden hochauflösende, hochfrequente Inhalte über 10G-Ethernet in nahezu verlustfreier Qualität übertragen. Das ist besonders relevant, weil viele gängige IP-Standards zwar hohe Effizienz bieten, aber mit Qualitätsverlusten durch Kompression erkauft werden.

Blackmagic Design Stand auf der ISE 2025
IP-Video via 2110 ist auch in der AV-Welt eines der heißen Themen auf der ISE 2025

Wie fließt Broadcast-Technologie beispielsweise in den AV-Sektor ein?

Darren Gosney: Wir haben auf der ISE viele Kunden getroffen, die unsere DaVinci Resolve Replay Lösung nicht für klassische Wiederholungen nutzen, sondern um lange Events in Echtzeit zu segmentieren. Stellen Sie sich eine zwölfstündige Konferenz vor: Die Organisatoren möchten die Aufzeichnung nicht unterbrechen, aber trotzdem schon während der Veranstaltung Inhalte zuschneiden und veröffentlichen. Das spart enorm viel Zeit, da am Ende des Tages große Teile der Produktion bereits fertig sind.

Welche speziellen Anforderungen stellen AV-Kunden an Ihre Produkte?

Stuart Ashton: AV-Kunden sind oft kreativer in der Nutzung unserer Produkte. Sie sehen unsere High-Resolution-Kameras, Cloud-Workflows oder 2110-basierte Systeme als Werkzeuge, um ihre individuellen Visionen umzusetzen. Während Broadcaster etablierte Workflows nutzen, arbeiten viele AV-Kunden in Live-Umgebungen oder mit hohen Auflösungen und müssen schnell liefern. Das erfordert flexible, modulare Lösungen.

Darren Gosney: Genau, Broadcaster bauen Systeme oft für eine langfristige Nutzung auf, während AV-Produktionen von Woche zu Woche variieren. Ein Event kann mit einer Kamera realisiert werden, das nächste mit vier. Unsere modularen Lösungen erlauben es, Setups je nach Bedarf zu erweitern oder anzupassen.

Sind die technischen Anforderungen in der AV-Welt inzwischen auf Broadcast-Niveau?

Stuart Ashton: Im Grunde ja. Sowohl Broadcaster als auch AV-Produzenten erwarten niedrige Latenzen, hohe Signalqualität und Skalierbarkeit. Natürlich gibt es Unterschiede: In der AV-Welt werden je nach Anwendung auch Kompromisse akzeptiert. Aber im High-End-Segment, bei großen Events oder Installationen, sind die Anforderungen an Qualität und Stabilität genau so hoch wie im Broadcast-Bereich.

Sollte man IBC und ISE vielleicht zusammenlegen, wenn sich die Branchen immer näherkommen?

Stuart Ashton: Interessante Frage! Es gibt sicherlich Überschneidungen, aber auch deutliche Unterschiede. Bei der ISE sprechen wir oft mit Kunden, die konkrete Projekte haben und nach Komplettlösungen suchen. Die IBC hingegen zieht auch viele Einzelanwender und Enthusiasten an. Ich denke, beide Messen haben ihre Berechtigung. Es sind zwei verschiedene Spiele, die denselben Ball nutzen.

Darren Gosney: Zudem ist ISE als Integrationsplattform wertvoll. Kunden kommen nicht nur wegen Broadcast-Lösungen, sondern möchten Produkte aus verschiedenen Bereichen miteinander vernetzen. Unsere offenen Schnittstellen und SDKs sind genau dafür gedacht. Während die IBC eher auf klassische Broadcast-Setups fokussiert ist, sehen wir hier eine breitere Systemintegration mit Bereichen wie Corporate, Education oder Hospitality.

Vielen Dank für das Gespräch!