Broadcast und AV: Zwei Welten, ein gemeinsamer Weg

Die ISE 2025 zeigt: Cloud & KI revolutionieren Broadcast & AV. Vizrt-CMO Chris Black über flexible Workflows, neue Monetarisierung & strategische Anpassung.

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Chris Black von Vizrt auf der ISE 2025
Chris Black von Vizrt auf der ISE 2025

Auf der ISE 2025 in Barcelona, einer der führenden Messen für AV-Technologie, wurde einmal mehr deutlich, wie schnell sich die Medienlandschaft verändert. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie sich Broadcast- und AV-Technologien annähern und neue Möglichkeiten für Content-Produktion schaffen. Mittendrin: Chris Black, neuerdings Chief Marketing Officer von Vizrt, der im Gespräch mit mebucom seine Einschätzung zu den aktuellen Entwicklungen und Zukunftstrends teilte.

Für Black geht es längst nicht mehr nur um technologische Innovationen. „Die zentrale Frage ist: Wie können wir hochwertigen Content effizienter und flexibler produzieren, damit er genau dort ankommt, wo das Publikum ist?“, betont er. Die Entwicklungen, die auf der ISE in zahlreichen neuen Produkten und Lösungen sichtbar wurden, seien für ihn ein klares Zeichen, dass sich die TV-Landschaft in einer tiefgreifenden Umbruchphase befinde.

Cloud-Technologie verändert Produktionsprozesse

Besonders in den USA sei dieser Trend zu beobachten, so Black. Viele lokale Broadcaster hätten mit geringen Budgets zu kämpfen und gehörten oft zu größeren Unternehmen, die zahlreiche Sender betreiben. „Diese Unternehmen suchen nach Wegen, ihre Produktion zu zentralisieren“, erklärt er.

Die Konsequenz: Klassische Rundfunktechnologien werden zunehmend durch moderne, softwarebasierte Lösungen ersetzt. Ein entscheidender Faktor dieser Entwicklung sei die Cloud. „Durch Cloud-basierte Workflows können Broadcaster ihre Infrastruktur verschlanken und ortsunabhängig produzieren“, erläutert Black. Vizrt trage diesem Trend beispielsweise mit Lösungen wie Viz Connect TETRA Rechnung, indem NDI-Streams direkt in die Cloud gesendet und dort weiterverarbeitet werden können.

Stand von Vizrt auf der ISE
Stand von Vizrt auf der ISE

Künstliche Intelligenz als Produktionshelfer

Neben der Cloud spielt auch Künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle in den Produktionskonzepten von Broadcast- und AV-Professionals. Black sieht darin keinen Ersatz für menschliche Kreativität, sondern vielmehr ein Werkzeug, das hilft, repetitive Aufgaben zu automatisieren und Produktionsprozesse effizienter zu gestalten. „KI nimmt uns nicht die Arbeit ab, aber sie hilft bei vielen wiederholenden Aufgaben“, sagte er.

Ein vielversprechender Anwendungsbereich ist für Black die Kamerasteuerung. „AI-Framing sorgt dafür, dass die Kamera automatisch auf die sprechende Person fokussiert. Gerade für kleine Produktionen ist das extrem hilfreich“, erklärte Black. Diese Technologie spare nicht nur Zeit, sondern ermögliche es auch kleineren Teams, professionelle Ergebnisse zu erzielen.

Auch im Bereich virtueller Werbung verändere KI die Art und Weise, wie Inhalte monetarisiert werden. „Wir nutzen KI-gestütztes Keying, um virtuelle Werbebanner Downstream und in Echtzeit in Live-Sportübertragungen einzufügen“, sagte Black. Dies ermögliche Broadcastern, neue Monetarisierungsmodelle zu erschließen – ganz ohne zusätzliche Hardware oder komplizierte Setups.

Support als Innovationshelfer

Trotz aller technologischen Fortschritte bleibt für viele Medienhäuser eine zentrale Frage: Wer kümmert sich um den reibungslosen Betrieb dieser Systeme? Black betonte, dass dies eine der größten Hürden für Broadcaster sei: „Die größte Frage unserer Kunden ist: Wer wird die neue Technologie supporten, wenn ich mich dafür entscheide?“ Er wies darauf hin, dass viele Unternehmen nicht über das Fachwissen verfügen, um komplexe AR- oder Cloud-Workflows eigenständig zu implementieren.

Um dieser Herausforderung zu begegnen, setzt Vizrt zunehmend auf professionelle Dienstleistungen. „Wir bieten professionelle Services an, die bei der Einrichtung helfen. Zudem arbeiten wir aktuell an Managed Services, die wir später im Jahr anbieten wollen“, erklärte Black. Diese Services sollen Kunden dabei helfen, ihre neuen Produktionsumgebungen nicht nur aufzubauen, sondern auch langfristig zu betreiben und weiterzuentwickeln.

Fazit: Anpassung ist der Schlüssel

Die ISE 2025 hat eindrucksvoll bewiesen, dass die Grenzen zwischen der Broadcast- und AV-Welt weiter verschwimmen. Laut Black stehen Broadcaster vor der Herausforderung, sich in dieser neuen Realität nicht nur zu behaupten, sondern aktiv die Chancen des Wandels zu nutzen. Technologien wie Cloud-Produktion, KI-gestützte Workflows und flexible AV-Lösungen böten enormes Potenzial, setzen jedoch auch eine durchdachte strategische Neuausrichtung voraus. „Es gibt nicht mehr die eine richtige Art, Inhalte zu produzieren. Die Zukunft gehört denen, die ihre Workflows flexibel gestalten”, fasst Black die Entwicklung zusammen und verspricht spannende Neuheiten zur NAB: „Wir werden dort zeigen, wie Produktionsprozesse weiter vereinfacht werden können – insbesondere bei der Verwaltung von Grafikpaketen über verteilte Kanäle und durch mehr Flexibilität bei unterschiedlichen Stream-Output-Formaten.“