Seit der Übernahme durch Rohde & Schwarz im Jahr 2018 hat sich Pixel Power als Entwickler softwaredefinierter Broadcast-Lösungen etabliert. Nun geht das Unternehmen einen neuen Schritt: Es positioniert sich wieder sichtbarer als eigenständige Marke innerhalb des Konzerns. Ziel ist es, agiler zu agieren und näher an den spezifischen Anforderungen der Medienbranche zu bleiben, ohne dabei auf die Ressourcen und die Marktmacht von Rohde & Schwarz zu verzichten.
„Wir haben festgestellt, dass softwaredefinierte Medienprodukte besser in einem schlankeren, mediennahen Umfeld aufgehoben sind“, erklärt James Gilbert, VP Sales und Marketing & Deputy CEO von Pixel Power. Durch eine Reorganisation der Entwicklungsressourcen – etwa bei der Monitoring-Lösung Prismon – sollen Synergien innerhalb des Produktportfolios noch stärker genutzt werden.
Technologische Integration statt Silos: Beispiel Prismon und Gallium
Ein konkretes Beispiel für diese Strategie ist die enge Verzahnung der Multiviewer- und Monitoringlösung Prismon mit den Automatisierungslösungen Gallium und StreamMaster. Künftig sollen diese Systeme nicht nur technisch, sondern auch auf Entwicklungsebene enger zusammenarbeiten.
So entsteht etwa ein sogenannter Witness Service, der automatisch Failover-Prozesse auslöst, wenn Prismon eine Störung im Hauptsignal erkennt. „Diese Art von Integration ist deutlich einfacher umzusetzen, wenn die Entwicklerteams räumlich und organisatorisch näher beieinander sind“, so Gilbert.
Neue Funktionen im Dienste der Nutzer
Ein weiteres Beispiel für den praxisnahen Entwicklungsansatz von Pixel Power ist das neue Feature zur Werbeminutenzählung. Die Lösung berücksichtigt unterschiedliche regulatorische Anforderungen in europäischen Märkten und soll Operatoren dabei unterstützen, die erlaubte Werbezeit pro Stunde einzuhalten.
Solche Funktionen entstehen teils auf Kundenwunsch, teils im Rahmen langfristiger Entwicklungsstrategien. „Wir versuchen, unsere Ideen mit Kunden zu spiegeln, bevor wir sie voll umsetzen“, erklärt Gilbert. Ziel sei es, die tägliche Arbeit der Anwender zu erleichtern und ihnen zu ermöglichen, effizienter zu arbeiten – etwa durch die Steuerung von mehr Kanälen mit weniger Personal.
Strategische Trends: Cloud, Orchestrierung und die Grenzen der KI
Mit Blick auf die übergeordneten Branchentrends zeigt sich Gilbert pragmatisch. Während sich Cloud-Technologien zunehmend als ausgereift erwiesen haben, sieht er bei anderen Entwicklungen wie KI noch Zurückhaltung. „Die Branche ist gut im Hypen, aber weniger gut darin, für den Hype auch Geld auszugeben“, kommentiert er mit Blick auf generative KI.
Sinnvolle Anwendungsbereiche sieht er vor allem im Hintergrund – etwa bei der Analyse von Log-Daten zur Fehlervermeidung. In kreativen Workflows sei der Nutzen derzeit weniger greifbar – zumal Fragen zu Urheberrechten und Herkunft generierter Inhalte ungelöst seien.
Auch beim Thema Orchestrierung erkennt Gilbert ein wachsendes Interesse, insbesondere im Kontext einer künftigen shared memory-Architektur. Diese könnte perspektivisch die heutigen fragmentierten Systeme ersetzen – vorausgesetzt, Interoperabilität und Standards entwickeln sich entsprechend.
Kundenfeedback als strategischer Kompass
Die stärkere Eigenständigkeit von Pixel Power soll nicht nur die technologische Integration erleichtern, sondern auch einen direkten Draht in den Markt ermöglichen. Ein zentraler Bestandteil dieser Neuausrichtung ist der intensivere Austausch mit europäischen Broadcastern in
User Group Meetings. Statt klassischer Produktpräsentationen steht dabei der Dialog im Vordergrund – mit dem Ziel, Anforderungen frühzeitig zu verstehen und Entwicklungen gezielt darauf abzustimmen. „Es geht darum, zuzuhören und zu lernen“, sagt James Gilbert.
Diese Offenheit für den direkten Austausch ist Teil der neuen Positionierung von Pixel Power – als eigenständige, aber stark vernetzte Marke innerhalb eines größeren Konzerns. Mit Fokus auf technische Integration, regulatorische Realität und Nutzerfreundlichkeit will das Unternehmen seinen Platz im Broadcast-Ökosystem neu definieren.