Appear stellt X5 und VX für flexible Live-Workflows vor

Zwei neue Produkte ergänzen Appears Plattform: ein kompaktes Hardware-Modul und eine softwarebasierte Lösung. Ziel ist mehr Flexibilität in der Signalverarbeitung – bei gleichbleibend hoher Systemintegration.

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Chris Alner mit dem neuen X5 auf der NAB 2025
Chris Alner mit dem neuen X5

Zwei neue Produkte standen im Zentrum des diesjährigen Messeauftritts von Appear auf der NAB Show: das hardwarebasierte Kompaktmodul X5 sowie die neue softwaredefinierte Plattform VX. Beide Entwicklungen zielen darauf ab, die bestehende X-Plattform des Unternehmens zu ergänzen – und gleichzeitig stärker auf unterschiedliche Anforderungen in der Live-Produktion einzugehen.

X5: Kleiner Formfaktor für flexible Einsätze

Mit dem X5 reagiert Appear auf die Nachfrage nach einem Gerät, das sich für kleinere Produktionsumgebungen oder Außenstellen eignet. Das neue Modell ist kompakter als die bekannten X10- und X20-Einheiten, bietet aber mit vier Kanälen für Encoding und zwei für Decoding dennoch eine hohe Leistungsdichte.

„Es gibt eine große Zahl an Kunden, die unsere Qualität und unsere Plattform schätzen, aber nicht die gleiche Kanalkapazität benötigen“, sagt Chris Alner, SVP und Commercial Director bei Appear. Der X5 richte sich daher an kleinere Broadcaster ebenso wie an größere Anbieter, die ihre Infrastruktur gezielt dezentral erweitern wollen – etwa bei Sportereignissen, bei denen nur wenige Signale aus entlegenen Standorten eingespeist werden müssen.

Trotz des reduzierten Formats bietet das Gerät laut Appear dieselben Kernfunktionen wie die größeren Modelle, darunter eine duale Stromversorgung und vollständige Integration in die Plattform.

VX: Einstieg in die Virtualisierung

Mit VX schlägt Appear einen softwarebasierten Weg ein. Die Plattform bildet die bestehende X-Architektur in virtualisierter Form ab und startet zunächst als Media Gateway – ausgelegt für die Übertragung und Verwaltung von Videosignalen über öffentliche Netzwerke. Die Konfiguration erfolgt über eine neue Benutzeroberfläche, die auch für technisch weniger versierte Anwender zugänglich sein soll.

„VX ist kein Ersatz, sondern eine Ergänzung zu unserer Hardware“, betont Alner. „Es geht darum, mehr Flexibilität in den Workflows unserer Kunden zu ermöglichen – besonders dort, wo keine klassische Infrastruktur vorhanden ist.“ Weitere Funktionen wie Transcoding oder Decoding sollen in künftigen Versionen folgen – priorisiert anhand von Rückmeldungen aus dem Markt.

Entwicklungsstrategie: Feedback statt Roadmap

Beide Produkte wurden laut Appear in enger Abstimmung mit Kunden entwickelt. In gemeinsamen Workshops habe man mit Unternehmen aus Nordamerika und Europa konkrete Anforderungen und Einsatzszenarien diskutiert. „Wir investieren Zeit, unsere Teams reisen zu den Kunden – nicht, um Präsentationen zu halten, sondern um zuzuhören“, so Alner. „Daraus entstehen oft sehr konkrete Ideen.“

Die Reaktionen auf der Messe seien laut Alner durchweg positiv gewesen – mit einem klaren Fokus auf konkrete Verfügbarkeiten. Für den X5 wird derzeit ein Marktstart im September angestrebt. VX befindet sich indes in einem schrittweisen Rollout.

Skalierbare Systeme für wachsende Anforderungen

Die Herausforderungen, die Broadcaster und Rechteinhaber aktuell beschäftigen, sind aus Sicht des Unternehmens weitgehend vergleichbar – unabhängig von Marktgröße oder geografischer Lage. Steigende Infrastrukturkosten, der Druck, mehr Inhalte schneller auf Sendung zu bringen, und die Suche nach flexiblen, investitionssicheren Systemen dominieren die Gespräche.

„Die Produktionskosten pro Sendeminute steigen weiter – da bleibt keine Zeit für technische Kompromisse“, sagt Alner. Die Strategie von Appear sei daher, modulare Systeme bereitzustellen, die sich schnell anpassen lassen.

Technologiefokus ohne Buzzwords

Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern verzichtet Appear auf plakative Trendthemen wie künstliche Intelligenz oder OTT. Auch auf der NAB fanden diese Themen auf dem Stand des Unternehmens kaum statt. „Für unsere Live-Workflows sehen wir derzeit keinen konkreten Anwendungsfall für KI“, sagt Alner. Stattdessen wolle man sich auf die Bereiche konzentrieren, in denen das Unternehmen heute führend sei – etwa bei der verlustarmen Videoverarbeitung in Echtzeit.

Ausblick: Weiterentwicklung durch Partnerschaft

Die weitere Entwicklung der Plattformen X5 und VX soll auch künftig eng mit den Anwendern erfolgen. Erste Gespräche mit großen europäischen Rechteinhabern seien bereits im Gange. „Wir werden nicht nur neue Features launchen, weil wir es können“, sagt Alner. „Wir wollen verstehen, was gebraucht wird, und dann gezielt investieren.“

Ein Zwischenfazit soll auf der IBC im Herbst folgen. Dort dürfte sich zeigen, wie sich die neuen Bausteine in der Praxis bewähren – und welche Anforderungen Appear als Nächstes aufnimmt.