Mit einem Jahr Entwicklung, acht Teammitgliedern und einer klaren Strategie bringt das junge Unternehmen PROTON Camera Innovations frischen Wind in den Markt für Spezialkameras. Gründer Marko Höpken gewährte auf der NAB Show in Las Vegas einen exklusiven Einblick in Technik, Philosophie und Perspektiven des Unternehmens.
Von der Idee zur Serie in Rekordzeit
PROTON Camera Innovations ist ein Neuling im Broadcast-Markt – zumindest auf dem Papier. Tatsächlich bringt das Gründungsteam um Marko Höpken jahrzehntelange Erfahrung in der Entwicklung von Kameratechnologie mit. „Wir haben uns vor einem Jahr gegründet und sind komplett eigenfinanziert“, erzählt Höpken. „Unser Ziel war es, in einem Jahr ein vollständiges Kameraportfolio auf die Beine zu stellen – von Full-HD über 4K bis hin zur High Frame Rate.“
Dieses Ziel haben die Ingenieure erreicht: PROTON bietet heute ultra-kompakte Broadcast-Kameras mit integriertem SDI-Live-Ausgang, HDR-Fähigkeit (HLG, PQ), 12 Bit Dynamikumfang und umfassendem Color Grading – verpackt in robusten Aluminiumgehäusen mit minimalem Footprint. Die Kameras sind für eine Vielzahl von Anwendungen konzipiert, darunter Drohneneinsätze, Motorsport, Stadioninstallationen und Bodycams für Schiedsrichter.
Klein, modular, durchdacht
Das Design der PROTON-Kameras folgt dem Prinzip maximaler Flexibilität. Alle Kameras lassen sich sowohl automatisch als auch manuell steuern, per USB-Adapter, Software-Frontend oder über Controller von Drittanbietern wie Cyanview. Die 2K-Modelle benötigen nur 2,5 Watt und arbeiten zuverlässig im Outdoor-Einsatz. Die 4K-Variante kommt mit bis zu 6 Watt aus – selbst bei Umgebungstemperaturen bis 70 Grad Celsius.
Besonders innovativ ist die PROTON Flex, deren Bildsensor vom Bildprozessor abgesetzt ist – eine Lösung, die Gewicht spart und thermische Herausforderungen löst. „Eigentlich war das ein Experiment. Aber die Kunden haben sofort Anwendungen dafür gefunden – etwa in Helmkameras oder kompakten Stadioninstallationen“, berichtet Höpken. Für dieses Konzept wurde PROTON auf der IBC mit einem Innovationspreis ausgezeichnet.
High Frame Rate im Taschenformat
Eine besondere Entwicklung des Unternehmens ist die HFR-Kamera für Zeitlupenaufnahmen mit 240 fps, die über vier parallele SDI-Ausgänge betrieben wird. Mit nur 133 Gramm ist sie derzeit laut PROTON die kleinste ihrer Art. Auch hier kommt ein abgesetzter Global-Shutter-Sensor zum Einsatz – ein Feature, das besonders bei engen Einbauverhältnissen, etwa in Torpfosten, gefragt ist.
Strategie: Komplettlösung statt Einzelprodukt
Marko Höpken betont, dass nicht die Einzelkamera, sondern das gesamte Portfolio entscheidend sei, um im Markt Fuß zu fassen: „Die nächste Technologie allein reicht nicht – es braucht eine Auswahl, um den Kunden flexibel Lösungen anbieten zu können.“ PROTON setzt daher nicht nur auf technische Features, sondern auch auf einfache Integration in bestehende Workflows, etwa über PoE-fähige Steuerboxen und intuitive Software, die für Windows und macOS kostenfrei bereitgestellt wird.
Ein zentrales Element der Firmenphilosophie ist der klare Fokus auf professionelle Bewegtbildproduktion. „Wir bauen keine Kameras für Überwachung – das ist ein ganz anderer Markt“, so Höpken. „Unsere Kunden kommen aus dem Sport- und Entertainmentbereich – von Motorsport über Fußball bis hin zur Formel E. Die Anforderungen sind extrem, und wir liefern Lösungen, die bestehen.“
Wachstum durch Technologie, nicht mit Größe
Trotz der überschaubaren Teamgröße – aktuell acht Personen – plant PROTON keine Expansion auf Kosten der Agilität. „Wir sind fokussiert, wir wissen, was wir tun. So können wir in einem Jahr das schaffen, was große Firmen in fünf nicht hinbekommen“, sagt Höpken. Für die kommenden Monate stehen weitere Produkte sowie die ersten großen Feldtests mit der neuen HFR-Kamera an. Erste Real-Life-Integrationen im internationalen Spitzensport sind in Planung – noch unter Verschluss, aber ab Sommer voraussichtlich öffentlich sichtbar.