Auf der NAB Show 2025 zeigt sich AJA Video Systems gut aufgestellt für eine Branche im Wandel. Mit drei neuen Produkten reagiert das Unternehmen auf die wachsende Nachfrage nach flexiblen, IP-fähigen Lösungen – und setzt dabei auf pragmatische Hybridstrategien. Im Interview spricht Präsident Nick Rashby über technologische Entwicklungen, regionale Unterschiede und den Umgang mit geopolitischen Unsicherheiten.
Drei AJA-Produktneuheiten zur NAB 25
Zu den Messe-Highlights zählt eine neue Version der Bridge Live. Das Gerät unterstützt jetzt acht Kanäle mit 3G-SDI und bietet damit mehr Kanaldichte und Flexibilität als das bisherige Modell mit vier 12G-SDI-Eingängen. „Viele Kunden wollten mehr Kanäle pro Gerät, besonders für Remote-Produktionen und Backhaul-Szenarien“, erklärt Rashby. Zwei separate SDI-Bänke auf der Rückseite ermöglichen unterschiedliche Bildraten oder Auflösungen gleichzeitig – ein Plus für Live-Setups mit gemischten Quellen. Auch wirtschaftlich sei das neue Modell attraktiv: „Die Kosten pro Kanal sinken um rund 40 Prozent“, so Rashby.
Auch im Audiobereich erweitert AJA sein Portfolio. Der neue Dante 12G-AM wandelt Audio-Signale zwischen SDI und IP-Standards wie Dante, AES67 und SMPTE 2110-30. Das Gerät kombiniert ein robustes Gehäuse mit Web-UI und einem frontseitigen Display für einfache Bedienung. „Kunden wünschten sich eine kompakte Lösung, um IP-Audio aus Kamerazügen oder Produktionsumgebungen effizient zu integrieren“, sagt Rashby. Neben der portablen Version bietet AJA auch eine SFP-Option für Glasfaser oder zusätzliche Videoverbindungen.
Komplettiert wird das Line-up durch einen neuen 64×64 12G-SDI-Router, der trotz seiner hohen Kapazität lüfterlos, kompakt und netzwerkfähig ist. Unterstützt werden Steuerung per REST-API, Web-Interface oder GV-Protokoll. „Das System ist so konzipiert, dass es UHD- und sogar 8K-Signale durch Gang-Routing verarbeiten kann – bei gleichzeitig geringem Platzbedarf und hoher Betriebssicherheit“, so Rashby.
Regionale Unterschiede, hybride Strategien
Dass AJA auf hybride Workflows setzt, ist kein Zufall. „In Japan ist 12G-SDI nach wie vor sehr präsent, während in Nordamerika und Teilen Europas viele Kunden auf SMPTE 2110 umstellen oder es zumindest evaluieren“, sagt Rashby. „Wir bedienen sehr unterschiedliche Märkte – und die brauchen unterschiedliche Lösungen.“
Dabei sei der Übergang keineswegs abgeschlossen. „Egal ob von HD auf 12G-SDI oder von SDI auf IP – in den meisten Fällen befinden wir uns mitten in einem Migrationsprozess.“ Entsprechend gestalte AJA seine Produkte so, dass sie sowohl bestehende Infrastruktur unterstützen als auch zukünftige Anforderungen abdecken.
Vorsichtige Planung in unsicheren Zeiten
Auch zur aktuellen geopolitischen Lage nimmt Rashby Stellung – allerdings ohne Alarmismus. Derzeit sei es schwierig, längerfristige Entscheidungen zu treffen, weil sich Rahmenbedingungen wie Zölle oder Handelsabkommen kurzfristig ändern könnten. „Planungssicherheit ist immer wichtiger geworden, aber gleichzeitig schwerer erreichbar“, sagt er.
AJA habe deshalb vorausschauend in Lagerhaltung investiert und könne seine Preise stabil halten – zumindest kurzfristig. „Wir wollen vermeiden, ständig auf neue Vorgaben reagieren zu müssen. Unsere Kunden schätzen es, wenn wir verlässlich bleiben.“ Ob und wie sich politische Entwicklungen weiter auf den Markt auswirken werden, bleibt offen. Rashby gibt sich pragmatisch: „Wir beobachten die Lage genau – und versuchen, so flexibel wie möglich zu bleiben.“
Für die IBC 2025 kündigt AJA bereits weitere IP-Produkte an. Der Weg in die IP-Zukunft scheint damit klar – allerdings nicht als Bruch, sondern als Übergang. Oder, wie Rashby es formuliert: „Unsere Aufgabe ist es, Technologien miteinander zu verbinden – nicht, sie gegeneinander auszuspielen.“