Goldenes Zeitalter mit Premium UHD

Auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) 2015 in Berlin stießen unter anderem die Themen Bildverbesserung durch Ultra High Definition (UHD) und High Dynamic Range (HDR) Technologien, Virtual Reality auf dem Weg zur Marktreife und das wachsende Angebot an leistungsstarken Prosumer-Kameras auf besonderes Interesse.

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Goldenes Zeitalter mit Premium UHD

Kein Wunder, denn selbst geschaffene Inhalte stehen schon längst ganz oben in der Gunst der Konsumenten. Eines der ersten Argumente für UHD-Displays war immer: Nur auf einem UHD-Display mit seinen 3.840 x 2.160 Bildpunkten kann man die mit der 8-Megapixel-Handykamera gemachten Fotos tatsächlich so sehen, wie sie aufgenommen wurden. Das Argument hört man inzwischen nicht mehr, obwohl es nach wie vor richtig ist. Da allerdings die Streaming-Anbieter Netflix und Amazon Instant Video 4k-Inhalte anbieten, die ersten UHD-Sender wie Pearl.TV und UHD 1 pünktlich zur IFA on Air gingen und Anfang des Jahres mit den ersten UHD-Blu-Rays zu rechnen ist, gibt es mit der zusätzlichen Bildqualität, die UHD zusammen mit HDR und der Higher Frame Rate (HFR) bieten, neue, gewichtige Argumente. Argumente, die gerade für die junge Generation eine Rolle spielen.

Bei der Pressekonferenz der Deutschen TV-Plattform sagte Stephan Heimbecher, Head of Innovations [&] Standards – Technology bei Sky Deutschland und Leiter der Arbeitsgruppe Ultra HD der TV-Plattform: „Bei den bis 29-jährigen ist das Interesse an einer noch besseren Bildqualität groß, während die ab 40-jährigen, die mit einer schlechten Bildqualität aufgewachsen sind, mit HD durchaus zufrieden sind.“ 486.000 UHD-Geräte gibt es schon in deutschen Haushalten, die durch Upsampling das empfangene HD-Bild verbessern können. Die Kosten für die Geräte der ersten Generation, die noch nicht HDR-fähig sind, fallen zudem deutlich. Und ein weiterer Aspekt darf nicht vergessen werden, der extrem stark für große Displays spricht: irgendwann im Leben bleibt man mehr zu Hause und will Filme, Serien, Sport oder die eigenen Inhalte mit dem Partner, der Familie oder Freunden ansehen. Samsung, die sich bei Test-UHD-Live-Übertragungen bereits als Partner engagieren, hat das Potential der ‚Vierten Wand‘ (so werden Kinoleinwände genannt, die die komplette Wand einnehmen) klar erkannt und will “Teil dieses Wachstums sein”, wie Michael Zöllner, Samsung Senior Director of Sales and Marketing, auf der IFA sagte. Daher wurden strategische Partnerschaften mit führenden Streaming-Anbietern weltweit wie Netflix, wuaki.tv oder Videoload eingegangen aber auch mit BT Sports, der Sportevents in UHD ausstrahlt, damit die UHD-Inhalte technisch überhaupt auf den Fernsehern zu sehen sind (zur Erinnerung: es gibt hier noch keine Standards). Diese Entwicklung inspirierte Zöllner zu der begeisterten Aussage: „Dies ist der Beginn des goldenen Zeitalters von Premium UHD.“

Da möchte Sony nicht zurück stehen und kündigte an, im Bereich von HDR eng mit Amazon zusammen zu arbeiten. Der Streaminganbieter wird in Zukunft alle seine eigenen produzierten Serien in UHD und HDR zur Verfügung stellen. Den Anfang machte „Mozart in the Jungle“ und die Pilotfolge von „Red Oaks“. Mit HDR lässt sich der ganze Vorteil von UHD raus kitzeln, da so erst der dynamische Farbumfang sichtbar wird. Die Kontraste werden klarer, die Farben werden brillanter. Dies ermöglichen die Schwarzwerte, die nun echtes Schwarz sind. Sichtbar wird das insbesondere in dunkeln Stellen, die bei HDR klar durchgezeichnet sind. Ihre Strukturen verschwinden nun nicht mehr in einem grauschwarzen Brei. Die ersten UHD-HDR-Displays werden zum Weihnachtsgeschäft erhältlich sein.

Die Deutsche TV-Plattform zeigt die zur IFA neu gestarteten Programme an ihrem Stand und lud parallel Experten zu einer Veranstaltung ins TecWatch-Forum ein. Im Mittelpunkt des TecWatch-Forums standen weitere Schritte auf dem Weg von UHD zum Massenmarkt. „Um ein UHD-Programm wie pearl.tv 4k erfolgreich zu starten, mussten viele technische Hürden überwunden werden“, sagte Dr. Michael Sichler, Geschäftsführer des Veranstalters EnStyle. Der Shopping-Kanal hat den Anspruch, von Anfang an so viel wie möglich originär in 4k UHD produzierten Content zu senden. Als Pionier auf dem Weg von Ultra HD zum Massenmarkt sieht sich auch Videoload, die in ihrer VoD-App für SmartTVs erste Filme in UHD anbieten. Wie Sebastian Lukaszyk, Leiter On Demand Services der Telekom Deutschland GmbH informierte, soll Videoload UHD Ende September mit über 100 Ultra HD-Filmen starten. Kurz- bis mittelfristig sind auch die Einführung von HDR und lineare Programmangebote beim IPTV-Service Entertain geplant.

Überzeugende Bildqualität ist auch das Anliegen der neuen UHD Alliance, versicherte Hanno Basse als Präsident der Vereinigung. Als CTO bei 20th Century Fox Film Corporation kündigte er mehr als ein Dutzend in 4k produzierte Filme mit HDR auf Ultra HD Blu-ray an. Zur Qualitätssicherung sind zertifizierte Marken-Logos für UHD-Inhalte und -Geräte in Arbeit, die zu einer Generation von neuen Unterhaltungserlebnissen bei den Zuschauern führen soll. Nur so wachse die Akzeptanz bei den Verbrauchern, in neue Unterhaltungselektronik zu investieren.

Prosumer-Kameras sind gefragt

Im Bereich der 4k-Kameras bieten etwa Panasonic und Sony Geräte zwischen 800 und 5.000 Euro. Sony hat zudem 1,5 Mrd. Euro in die Aufnahmetechnik seiner Kameras investiert. In erster Linie mit dem Ziel seine Fotoapparate aufzurüsten, vor allem aber die Smartphones. Bei der IFA wurde mit dem Xperia Z5 die neue Smartphonereihe vorgestellt, die mit der „besten Kamera ausgerüstet ist, die jemals spezifisch für Smartphones entwickelt wurde“, so Kazu Hirari, Präsident und CEO von Sony, stolz bei der Produktpräsentation während der IFA. Die Kamera hat einen Clear Image Zoom, mit dem man fünf Mal näher an ein Objekt zoomen kann ohne dass es zu Qualitätsverlusten – das große Problem bei den digitalen Zooms – kommt. Ein großer Prozessor mit einem speziell entwickelten Algorithmus macht es möglich. Und für Videoaufnahmen wurde der Steady Shot verbessert. Das Demonstrationsvideo – eine Mountainbike-Fahrt über Baumwurzeln – überzeugte mit fast ruhigen Bildern. Der Grund, dass sich Sony so bei seinen Smartphones ins Zeug legt hat zwei Ursachen: einerseits ist die Sparte defizitär, zum zweiten ist das Smartphone die grundlegende Toolbox, die jeder dabei hat und intensiv nutzt, um Familienfeste, die ersten Schritte des Nachwuchses, den Urlaub oder das Open Air mit Freunden zu dokumentieren. Nur ambitionierte Amateure kaufen sich noch spezialisierte Fotoapparate oder Handycams. Aber auch hier wird aufgerüstet. Wie die Handy-Kameras bekommen die neuen Generationen der Fotoapparate extrem schnelle Autozooms, HDR-Funktion und 4k-Videofunktionen und für den Amateur gibt es Rigs und Zubehör, die man sonst nur im Profibereich gesehen hat. Panasonic erlaubt sogar eine sehr schnelle Reihenfotografie, mit deren Hilfe man bei bewegten Objekten das beste Bild aussuchen kann.

Der Unterschied zwischen von Profis und Amateuren erstellten Bildern wird so immer kleiner. Kein Wunder, hatten die Tec-Firmen zur IFA eine Losung ausgegeben: „Wir wollen mit unserer Technik emotional ansprechende Erfahrungen ermöglichen“, wie es Kazuo Hirai, Präsident und CEO von Sony, formulierte, aber so oder so ähnlich bei jeder Präsentation der großen Consumer Electronic-Firmen zu hören war. Die Demokratisierung der Foto und Video-Erstellung nimmt immer weiter zu. Besonders klar wird dies bei den Action-Cams. Der Hersteller GoPro verblüfft mit unglaublichen Beispielfilmen. Die meisten mit GoPros gemachten Filme erstaunen allein schon deshalb, weil die Perspektiven, die sie einnehmen mit normaler Kameraausrüstung nicht zu machen sind. Hier führen Sportler die klitzekleinen Kameras am Körper mit oder montieren sie auf ihrem Sportgerät und filmen sich beziehungsweise ihren Weg. Zusätzlich hierzu ist aber auch die HD- beziehungsweise UHD-Qualität dieser Filme State-of-the-Art, wodurch einerseits eine qualitative Konkurrenz zu professionell erstellten Inhalten entsteht, anderseits aber auch eine Qualität vorhanden ist, die sich nutzen lässt, um Profi-Inhalte anzureichern. Wer es noch kleiner als die GoPro mag, kann auf die Clip2 von Narrative ausweichen, die jedoch für den Alltagsgebrauch gedacht ist, sich aber sehr gut dafür eignet am Körper getragen zu werden, um PoV-Bilder zu machen.

Virtual Reality

Ein starkes Randthema bei der IFA 2015, ebenso wie auch bei der IBC 2015, war Virtual Reality. „Wir versuchen den Zuschauer immer mehr in das Bild zu ziehen, da ist VR der nächste logische Schritt“, sagte Angus Cameron, CEO von Vision3 bei der 3. Konferenz des 3IT – Innovation Center for Immersive Imaging Technologies am Fraunhofer Institut am Rande der IFA. Dies gelingt auch immer besser, da die Qualität der benötigten Displays zunimmt, ebenso die Aufnahmetechniken. GoPro etwa packt 16 Kameras zu 360 Grad zusammen. Das Bild wird auf das Handy übertragen, das in eine einfache Papphalterung gesteckt und vor die Augen gehalten wird. Natürlich gibt es auch aufwändigere VR-Brillen, teilweise sogar mit 3D. Noch erkennt man die Pixel in den Aufnahmen, aber dennoch ist Virtual Reality durchaus in der Lage, den Betrachter in seine Bilder hinein zu ziehen und ihn dadurch auch aus dem Gleichgewicht zu bringen. Was können also erst pixelfreie Bilder erreichen? Das Sony Xperia Z5 Premium hat als erstes Handy ein 4k-Display und der japanische Sender NHK, dessen Science [&] Technology Research Laboratories führend in der UHD und 8k-Entwicklung ist, hat ein sehr kleines 8k-Display entwickelt, das er bei der IBC 2015 vorgestellt hat.

Jedoch birgt Virtual Reality auch einige Herausforderungen, wie Cameron herausstellt: „Wie platziert man bei VR Objekte im Raum, da sie ja nicht vom Bildrand eingeschränkt werden. Auch Interaktion mit ihnen spielt eine Rolle. Und es müssen letztendlich alle Sinne angesprochen werden, damit es überzeugend wirkt.“ Damit VR nicht enttäusche, so Cameron weiter, müssten die Lehren aus 3D gezogen werden. Dort wurde zu oft nicht konsequent auf das Erzählen der Geschichte für 3D geachtet, weil die Filme auch in 2D funktionieren mussten. Das hat 3D als Erzählform jedoch geschadet. Alissia Iljaitsch, Executive Director von Vectorform, geht daher von Anfang an den wissenschaftlichen Weg, weil sie sich so wenig Fehler wie möglich leisten möchte. Mit der Unterstützung von Psychologen und der Auswertung von Nutzererfahrungen, möchte sie herausfinden wie VR funktioniert, was die Zuschauer davon erwarten und mit welcher Hard- und Software, dies umgesetzt werden kann. Zusätzlich arbeitet sie mit Autoren zusammen, um Erzählweisen zu entwickeln, die die Besonderheiten und Chancen von VR nutzen. „Virtual Reality verändert die Art wie wir Geschichten erzählen können“, ist sie sich sicher und fügt hinzu: „Doch noch befinden wir uns in einer sehr forschungsintensiven Phase, in der wir die Grundlagen hierfür erarbeiten.“

Thomas Steiger

MB 6/2015

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