Qualität hat ihren Preis

ARRI präsentierte zur Cinec 2012 wie schon zuvor zur IBC 2012 umfangreiches Zubehör-Equipment für alle Professionellen Kameras im Markt. Auch für die neue Cinema-Kamera von Blackmagic gibt es jetzt adaptiertes ARRI-Zubehör. MEDIEN BULLETIN sprach auf der Cinec mit ARRI-Produktmanager PCA (Pro Camera Accessoires), Philip Vischer, über die Zubehör-Strategie des Unternehmens.

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Qualität hat ihren Preis

Blackmagic Design kündigte zur IBC 2012 stolz an, dass für die neue Cinema-Kamera nun auch eine eigene Ready-to-Shoot-Ausrüstung verfügbar sei. ARRI bestückt dieses Kit mit diversen Zubehörteilen und Adaptern, um die Kameras für alle Einsatzbedingungen fit zu machen. Zur Grundausstattung gehören die von ARRI für kleinere, handliche Kamera-Gehäuse umgebaute Basisplatte Mini-Base-Plate (MBP-3), die erstmals auf der NAB 2012 vorgestellt worden war, sowie ein modular aufgebautes, leichtgewichtiges Kamera-Cage-System (Kamera-Käfig). Auch für viele andere Kamera-Hersteller wie Canon, Nikon, Sony oder Panasonic liefert ARRI Kamerazubehör. Das Geschäft damit entwickelt sich für das Münchner Traditionsunternehmen ausgezeichnet. Das bestätigte auch Philip Vischer, ARRI-Produktmanager PCA (Pro Camera Accessoires) auf der Cinec 2012 in München. „Viele Kamera-Hersteller sehen unser Zubehör als eine wichtige Aufwertung ihrer Produkte“, erklärt er. Entsprechend groß sei die Bereitschaft, mit ARRI zubehörtechnisch zu kooperieren. Allerdings ist die Konkurrenz im Zubehörgeschäft groß.

Immer mehr Billiganbieter vor allem aus dem asiatischen Raum drängen auf den Markt. Vischer sieht darin jedoch keinen Grund, selbst die Preise nach unten zu justieren. „Wir werden nicht die Günstigsten sein. Der Markenname ARRI steht für beste Qualität und die hat ihren Preis“, betont er. Gleichzeitig räumt er ein, dass ARRI sich auch beim Preis den neuen Märkten ein Stück weit anpassen müsse. „Dafür wird auch einiges getan. Wir haben zum Beispiel ein günstiges Einsteigermodell bei den Matte Boxen im Angebot“, sagt er. ARRIs Ziel bei den Support-Systemen sei, „auch über Privatanwender früher im Markt sichtbar zu werden“. Die digitalen Video-Kameras würden immer günstiger und in der Regel sei das Zubehör, dass man benötige, um richtig drehen zu können, dann teurer als die Kamera selbst. Bei ARRI zieht man daraus den Schluss, dass das Zubehör als „Long Term-Investment“ so konzipiert wird, dass man es immer weiter benutzen kann, selbst wenn man seine Kamera durch eine andere ersetzt. „Meist reicht ein kleiner Adapter, der rund 140 Euro kostet, um die neue Kamera mit dem existierenden Zubehör wieder zusammen zu bringen“, meint Vischer. Davon profitieren nicht nur Kameraleute sondern vor allem auch die Verleiher. „Wir haben eine gewisse Verantwortung für Bestandskunden, die wir auch ganz bewusst wahrnehmen. Jemand, der in ARRI investiert, möchte lang davon etwas haben“, betont Vischer.

Um die Qualität der Zubehörteile möglichst hoch zu halten produziert ARRI ausschließlich in Deutschland. „Alles ist ‚Made in Germany’ und darauf sind wir stolz. Aber auch das hat natürlich seinen Preis“, sagt der ARRI-Produktmanager.

Nicht nur in Asien sondern auch hierzulande würden ARRI-Entwicklungen gerne kopiert. Für das Unternehmen ARRI gelte deshalb, mit neuen Produkten immer schneller als die Konkurrenz auf dem Markt zu sein. Als „Rundum-Versorger“ mit einer starken Marke im Rücken sieht sich Vischer gegenüber der wachsenden Konkurrenz im Kamera-Zubehörgeschäft gut gewappnet. Immer mehr Verleihhäuser würden mittlerweile auch dazu übergehen, ihre Kamera-Zubehörsysteme allein auf die ARRI-Komplettlösungen zu beschränken. „Sie wissen, dass bei uns alles zusammen passt und wir jederzeit auch Ersatzteile oder Erweiterungen liefern können“, sagt Vischer. Er sieht auch, dass viele ARRI-Zubehör-Kunden, die heute noch Fremdkameras einsetzen, sich später leichter zum Kauf einer ARRI-Kamera entscheiden können. Außerdem helfe das ARRI-Zubehör, die Sichtbarkeit der Marke ARRI auch bei den Nachwuchsfilmern, die heute nicht mehr in dem Maße wie früher überall mit ARRI-Filmkameras konfrontiert würden, hoch zu halten. „Jeder, egal mit welcher Kamera er auch immer anfängt, sollte das Ziel haben, einmal mit einer ARRI-Kamera zu drehen“, meint Vischer.

Das Kamera-Zubehörgeschäft betreibt ARRI nun seit gut sechs Jahren. Erste Kameras, die mit ARRI-Zubehör ausgestattet wurden, waren unter anderem Sonys F900 und EX1. Richtig in das Geschäft eingestiegen ist das Unternehmen dann vor drei Jahren. Die Entwicklung des Zubehörs funktioniert laut Vischer bei ARRI immer sehr anwenderbezogen. „Für uns ist wichtig, zu wissen, was man an welcher Stelle in der Produktion braucht. Deshalb suche ich immer den direkten Kontakt zu Rental-Firmen und den Produktionen. Ich mache regelmäßige Set-Besuche, um mit Anwendern zu sprechen und herauszufinden, wo bei denen der Schuh drückt. Wenn man am Set ist und mit Anwendern redet, erhält man ganz andere Einblicke und Impulse. Davon hat ARRI schon immer profitiert.“

Möglichst modular und offen

Bislang sei die Resonanz auf die bei den letzten großen Messen neu vorgestellten ARRI-Zubehörsysteme sehr gut ausgefallen. „Wir versuchen in der Zubehör-Architektur möglichst modular und offen zu bleiben, um jederzeit Anpassungen aller Art vornehmen zu können. Das kommt bei unseren Kunden sehr gut an“, betont Vischer. „Unsere Hauptbotschaft, die wir seit gut zwei Jahren verbreiten, ist deshalb auch, dass ARRI immer das richtige Zubehör hat, egal welche professionelle Kamera man einsetzt.“ Das sei mittlerweile auch überall verstanden worden. ARRI habe deshalb auch erstmals auf der IBC 2012 einen eigenen Stand nur für den Zubehör-Bereich gehabt.

Auf der ARRI-Website könne man zudem leicht herausfinden, welches Zubehör ARRI gerade für welche Kamera anbietet. Die komplette Zubehörliste ist dort in Bild und Text beschrieben. Eine Online-Bestellmöglichkeit gibt es noch nicht. „Wir haben ein sehr großes Händlernetzwerk, setzen auf unsere Stärke im Servicebereich und versuchen vieles über die Händler laufen zu lassen“, sagt Vischer.

Auch Messen wie die IBC in Amsterdam und die Cinec in München nutzt ARRI, um mit seinen Zubehör-Kunden besser ins Gespräch zu kommen. „Unsere bestehenden High-end-Kunden treffen wir zu 90 Prozent hier auf der Cinec. Das ist ein echtes Fachpublikum. Hier werden die meisten sinnvollen Fragen gestellt. Die IBC hingegen ist wichtig, um Neukunden zu gewinnen. Auf der Cinec treffen wir Profi-Anwender, Vermieter und DOPs, auf der IBC auch Einsteiger“, bringt es Vischer auf den Punkt.

Er zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Cinec, entgegen aller Unkenrufe, auch in der Zukunft gut behaupten wird. „Ich bin positiv überrascht über den Besucher-Andrang auf der Cinec 2012 und über den Anteil internationaler Besucher“, erklärte er. Der ARRI-Produktmanager bemängelt indes auch, dass zu viele Messen die Möglichkeiten der Aussteller im Bereich Film- und Fernsehtechnik überstrapazieren würden und spricht sich für eine Zusammenlegung von Events aus.

„Wir kommen teilweise nicht mehr hinterher und müssen immer mehr Messen absagen, ohne dabei jemanden vor den Kopf stoßen zu wollen. Aber es ist einfach nicht mehr möglich, überall Flagge zu zeigen“, betont er. Viele Neuheiten könnte man heute auch in Echtzeit via Internet verbreiten. Allein dafür brauche man keine Messe. „Es muss den Besuchern vielmehr ein echter Mehrwert geboten werden und der besteht auf einer Messe meist aus einem Vortragsprogramm mit interessanten Hintergrundinformationen. Die Zukunft einer Messe ist für mich, dass die Hintergrundinformationen und das Ausstellerprogramm zusammenkommen. Das ist schwierig aber auch nicht unmöglich“, erklärt er.

Produktneuheiten

Auf der IBC 2012 und der Cinec 2012 hatte ARRI im Bereich Kamera-Zubehör zahlreiche Innovationen dabei. Dazu zählten neben der erwähnten Basisplatte MBP-3 auch die drahtlose Fernsteuerung WCU-4 zur Optik-Kontrolle (Fokus, Iris, Zoom), der leichtgewichtige Lens Motor CLM-4, die Matte Box LMB-25, die Schulterstütze USP-2 und der Handgriff-Adapter HGA-1 für die Canon-Kameras EOS C100/300/500. Die MBP-3 Baseplate kostet inklusive entsprechendem Kamera-Adapter 475 Euro. Sie ist derzeit unter anderem kompatibel zu: Blackmagic Cinema Kamera, Sony FS-700, Canon 5D MkII, Canon 5D MkIII, Canon 7D, Olympus iSpeed PL, Nikon D4, Nikon D800 und Phantom MIRO 320s. Neue Basisplatten gibt es ferner für die neue Canon 1D C, 1D X und 1D Mk IV.
Eckhard Eckstein
(MB 11/12)

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