Mit dem Network Interface Adapter NIA-1 bringt ARRI ein kompaktes Tool auf den Markt, das moderne IP-Workflows mit der etablierten LBUS-Technologie für Kamera- und Objektivsteuerung kombiniert. Der NIA-1 richtet sich an Profis in Film- und TV-Produktionen, die Steuerungssignale über Ethernet leiten und dabei nicht auf das gewohnte ARRI-Ökosystem verzichten wollen.
Durch die Integration in IP-Netzwerke lässt sich das ARRI Electronic Control System (ECS) nun deutlich flexibler einsetzen. Anwender können beispielsweise die Hi-5-Handeinheit über große Entfernungen hinweg nutzen – mit stabiler Verbindung und minimaler Latenz. Auch in Multikamera- und Live-Umgebungen soll der NIA-1 neue Möglichkeiten schaffen.
Mehr Flexibilität durch IP-Konnektivität
Im Zentrum der Neuerung steht die Ethernet-Schnittstelle. Sie ergänzt die bisherigen LBUS- und USB-C-Anschlüsse des Systems und öffnet das ECS für netzwerkbasierte Setups. Damit lassen sich Kameras und Objektive auch dann präzise steuern, wenn sie räumlich vom Fokus-Puller getrennt sind – etwa bei Kranfahrten, Unterwasseraufnahmen oder Studio-Rigs.
Zusätzlich bietet ARRI mit dem NIA-1 ein neues Konzept zur Netzwerkorganisation: Mithilfe sogenannter „Netzwerkkanäle“ lassen sich Geräte schnell und ohne komplexe Konfigurationen zu Gruppen zusammenfassen. Wird beispielsweise allen Komponenten der Buchstabe A zugewiesen, erkennen sie sich automatisch als Teil eines gemeinsamen Systems.
Einbindung von Drittanbieterkameras
Zum Marktstart wird der NIA-1 mit der Blackmagic URSA Cine und der Sony Burano kompatibel sein. Die notwendige Lizenz kann direkt über das bestehende Hi-5-System aktiviert werden. Für die Sony Venice kündigt ARRI ein Software-Update an, das die Integration ebenfalls ermöglichen soll.
Ein Vorteil dabei ist, dass die Steuerung nicht mehr über eine Vielzahl unterschiedlicher Spezialkabel erfolgen muss. Stattdessen genügt ein standardisiertes Netzwerksetup. So lassen sich auch Fremdkameras mit den gewohnten ECS-Tools bedienen.
Robuste Hardware, einfache Bedienung
Der Adapter selbst ist robust gebaut, kompakt und lässt sich flexibel an Kameras montieren. Für die Befestigung stellt ARRI den Rotary Release Adapter RRA-1 vor, der eine Schwalbenschwanzschnittstelle mit einem Schnellverschluss aus Metall kombiniert. Die Bedienung erfolgt über einen integrierten Touchscreen oder – alternativ – über ein browserbasiertes Webinterface im gleichen Netzwerk.
Durch diese Benutzerführung können Kameraassistenten, DITs oder Remote Operator die Systeme auch ohne Vorkenntnisse schnell einrichten. Gleichzeitig bleiben die Möglichkeiten zur Feinjustierung erhalten, etwa durch manuelle IP-Konfigurationen in komplexeren Netzwerken.
Einsatz im Broadcast und bei Multikamera-Setups
Besonders in der Live-Produktion könnte der NIA-1 eine wichtige Rolle spielen. Er lässt sich direkt in das ALEXA 35 Live – Multicam System einbinden, das bereits über einen sekundären Ethernet-Tunnel verfügt. Die Kamera- und Objektivsteuerung erfolgt dann in Echtzeit, was insbesondere bei großen Distanzen oder bei Einsätzen mit mehreren Kameras Vorteile bringt.
Darüber hinaus ist der Adapter mit CSS-Produkten wie dem Remote Head 360 EVO kompatibel. In solchen Setups genügt ein einziges Netzwerkkabel oder eine Glasfaserverbindung, um eine vollständig ferngesteuerte Produktion aufzubauen, inklusive Objektivsteuerung, Kamerabedienung und Bildübertragung.
Offene Schnittstelle für zukünftige Integrationen
ARRI sieht den NIA-1 nicht nur als Zubehör für das eigene System, sondern auch als Baustein für Drittanbieter. Das Unternehmen erweitert sein Partnerprogramm und ruft andere Hersteller dazu auf, die Steuerungsschnittstellen in ihre Hardware und Software einzubinden. Denkbar sind etwa Motion-Control-Systeme, Robotikanwendungen oder virtuelle Produktionsumgebungen.
Der Network Interface Adapter NIA-1 soll ab dem dritten Quartal 2025 erhältlich sein.