Ungebrochene Innovationskraft

Vom 21. bis 23. September 2014 ging im MOC, München, die 10. cinec über die Bühne. Die internationale Fachmesse für Cine Equipment und Technologie richtete ihren Fokus auf das Spannungsfeld zwischen den traditionellen Aufgaben der Filmtechnik und den Herausforderungen der digitalen Medienzukunft. Ein Themenschwerpunkt war 4k.

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Ungebrochene Innovationskraft

München zählt mit seinen zahlreichen filmtechnischen Betrieben, der renommierten Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) und den Bavaria-Filmstudios zu den internationalen Zentren der Filmindustrie. Kein Wunder, dass rund ein Viertel der 180 Aussteller auf der Cinec 2014 aus der bayerischen Landeshauptstadt und der näheren Umgebung stammten. Darunter fanden sich weltweit agierende Unternehmen wie ARRI, Dedo Weigert, Denz, GMF, Movietech, Panther und P+S Technik. Der Anteil der internationalen Aussteller betrug laut Veranstalter rund 50 Prozent.

Der thematische Schwerpunkt im Ausstellungsbereich lag eindeutig bei der 4k-Technik. Alle namhaften Hersteller führen entsprechende Kameras im Angebot. Zu sehen waren unter anderem der neue 4k-Camcorder FS7 von Sony, die Red Dragon von Red Digital, die CION von AJA, die URSA von Blackmagic Design, Panasonics 4k Varicam 35 und natürlich auch die ALEXA von ARRI.

Die Cinec 2014 präsentierte sich auch wieder mit einem spannenden Begleitprogramm. Unter dem Motto „Kreativität in der digitalen Zeit“ startete schon am 20. September, das gemeinsam vom Berufsverband Kinematografie (BVG) und der Fernseh- und Kinotechnischen Gesellschaft (FKTG) organisierte Kongressprogramm. Im Mittelpunkt der Diskussionen stand die Bildqualität, so auch am ersten Kongresstag im Arri-Kino. Das Panel „Qualität bei der Aufnahme“, moderiert von Dr. Michael Neubauer (BVK) befasste sich unter anderem mit einem Leistungsvergleich von 4k-Kameras, mit der effizienten Beurteilung der Bildqualität in Video und Film und mit dem Einfluß von technischen Neuerungen auf ästhetische Fragen. Vorgestellt wurden hier auch Arris 65mm Digital Cinema Kamera und eine Umfrage zu Objektiven bei der Film- und Fernsehaufnahme. Zudem gab es eine Podiumsdiskussion zur Aufnahmequalität mit Prof. Franz Kraus, Vorstand ARRI AG, Prof. Dr. Peter C. Slansky, HFF München, und Prof. Rolf Coulanges, BVK.

Am 21. September ging es im Münchner MOC (Raum K1) um die Qualität beim Licht, der Maske, dem Ton, der Wiedergabe. Und der 22. September bot ein umfangreiches Workshop-Programm, moderiert von Dr. Johannes Steurer, Arri Cine Technik. Hier ging es um Kamera-Technik, Workflows, Postproduktionswerkzeuge und Anwenderbeispiele. Flankiert wurde das Workshop-Programm von Demo-Sessions. Der Tag stand ganz im Zeichen des „SCENE“-Forschungsprojekts, das die Verknüpfung und Integration von Filmsequenzen, Videobildern und Computergrafiken zum Inhalt hat. Auf dem cineCongress wurden erstmals Ergebnisse des von der EU geförderten Projekts veröffentlicht. Das auf 36 Monate angelegte Europäische Projekt ist im Oktober 2014 ausgelaufen. Ziel der Forschung war der Paradigmenwechsel in der Media-Produktion. Dementsprechend hochkarätig war die Sprecherliste. Dazu gehörten Wissenschaftler Ralf Tanger und Frederik Zilly vom Fraunhofer HHI bzw. IIS, Thorsten Herfet, ehemals Forschungsdirektor bei Grundig und jetzt unter anderem in ähnlicher Position beim Intel Visual Computing Institut tätig. Aus den USA und den Walt Disney Studios kam Howard Lukk nach München ins MOC. Die UFA schickt Jens Tukiendorf. Aus Belgien reiste Sammy Rogmans an, Wolfgang Lempp von FilmLight, Rajat Roy (Prime Focus World) und der Spanier Javier Montesa.

Am 23. September fokussierte sich der Cinec-Kongress unter der Moderation von FKTG-Geschäftsführer Jürgen Burghardt auf das Thema „Qualität in Bearbeitung, Verteilung, Wiedergabe. Dr. Rainer Schäfer, Institut für Rundfunktechnik (IRT) erklärte UltraHD und 4k-Fernsehen. Er gab einen Überblick über den Status der Standardisierung und der Nutzung im professionellen und im Consumer-Bereich, stellte den möglichen Mehrwert für einzelne Faktoren von UltraHD dar und bewertet diese. Michael Gamböck , Adobe Systems, berichtete über 4k/UHD in der Postproduktion. Neue Netzinfrastrukturen für Studio/Produktion stellte Markus Berg, Head of Network Technologies IRT, vor. „UHD in einer IP basierten Rundfunkwelt“ hatte Ulrich Grönewald, Cisco, zum Thema und „Filmarchive im digitalen Zeitalter“ Dr. Siegfried Fößel vom Fraunhofer IIS. Eine Paneldiskussion mit Prof. Franz Kraus, Managing Director ARRI, Ernst Feiler, Head of Technology UFA Serial Drama, Gerd Alfons, Technischer Direktor Bregenzer Festspiele, befasste sich zudem mit dem Thema „Workflow: Serie, Drama, Event“.

Cinec Awards 2014

Höhepunkt war wieder die Verleihung der Cinec Awards am Abend des zweiten Messetages im Kaisersaal der Münchner Residenz, die von der Bayerischen Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, Frau Ilse Aigner, an die Gewinner überreicht wurden. Die ungebrochene Innovationskraft der Branche zeigte sich bereits an der Qualität der 43 eingereichten Bewerbungen. Neun davon wurden für ihre Entwicklungsleistungen ausgezeichnet – sieben mit einem technischen Award, zwei mit dem Special Award für eine besondere Idee. Alle zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf geniale Weise die hochkomplexe Arbeit der Filmschaffenden unterstützen und erleichtern. Die Preise gingen an:

Panther GmbH (Kategorie: Camera Support/Grip) für PRECISION LEVELLING TRACK: Ein Schienensystem für Kamerafahrten, das bei unebenem Untergrund einfach und präzise waagerecht ausgerichtet werden kann.

ARRI – Arnold [&] Richter Cinetechnik (Kategorie: Camera Technology / New Digital Capturing Tools) für ARRI AMIRA CAMERA SYSTEM: Eine neue elektronische Kamera für die ein-Mann-Bedienung, die bis zu einer Bildfrequenz von 200 fps höchste Bildqualität bietet.

AATON-Digital (Kategorie: Other) für CANTAR-X3: Ein Gerät für die Audio-Aufnahme bei Filmproduktionen auf Speicherkarten oder per Netzwerkanbindung über Bluetooth und Cloud. Widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit oder Hitze.

Dedo Weigert Film GmbH (Kategorie: Lighting Engineering) für COMPLETE RANGE OF FOCUSING LED LIGHTS WITH ASPHERIC OPTICS: Ein optisches System, das in Verbindung mit dem parallel entwickelten LED Licht eine besonders präzise Ausleuchtung der aufzunehmenden Szene ermöglicht.

Vantage (Kategorie: Optics) für VANTAGE ONE: Eine neue Objektivserie mit Festbrennweiten von 17,5 bis 120 mm und einer herausragenden Lichtstärke von T1,0.

ARRI – Arnold [&] Richter Cinetechnik (Kategorie: Optics) für ARRI/ZEISS MASTER ANAMORPHIC LENSES: Eine Gemeinschaftsentwicklung der Firmen ARRI und ZEISS. Erstmals wurde bei Anamorphoten eine Kombination von kompakter Größe, geringem Gewicht und herausragender optischer Qualität verwirklicht.

Servicevision BIS SLU (Kategorie: Optics) für SCORPIO LENS ANAMORPHIC 2x: Eine neu entwickelte Serie von Festbrennweiten nach einem für anamorphotische Optiken neuen Konstruktionsprinzip. Die früher bei „Cinemascope“-Optiken häufige Verzeichnung und Aberration wurden vollständig beseitigt.

Die Special Awards gingen an: tectum raum[&]zeit für NICE DICE – THE SWISS ARMY KNIFE FOR CAMERAMEN: Filmkameras müssen heute mit viel Zubehör bestückt werden wie LED-Leuchten, Mikrofone, Bildschirme. Erstmals gibt es eine Box mit allen nötigen Klemmen und Adaptern, die die Arbeit am Set wesentlich erleichtern. Sowie an: Screen Plane für ULTRA MACRO 3D SYSTEM: Durch Verzicht auf den sonst bei 3D-Aufnahmen üblichen Spiegelkasten und die Verwendung nur einer Kamera ist es gelungen, ein transportables und flexibles Aufnahmesystem für beeindruckende Ultra-Nahaufnahmen in 3D zu schaffen.

Eckhard Eckstein

MB 7/2014

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