Wo liegt Ihr Hauptaufgabenbereich?
FreeWheel wurde in den USA gegründet und letztes Jahr von Comcast, dem größten Cable Operator der Vereinigten Staaten übernommen. Wir arbeiten als video ad server für die führenden Videopublisher. Das bedeutet: 90 Prozent unserer Kunden sind Broadcaster, beispielsweise NBC oder Fox. 90 Prozent der amerikanischen Fernsehsender gehören zu unseren Kunden. Letztlich arbeiten wir nur mit Premium Videoanbietern zusammen und bedienen praktisch jede Art von Endgerät, angefangen bei OTT über Connected TV, Smartphones und Tablets bis hin zu Set-top-Boxen. Plattformen mit etwa user generated content sind für uns weniger interessant.
Wer sind in Europa die wichtigsten Kunden von FreeWheel?
Mit Sky in Großbritannien arbeiten wir schon lange zusammen. Sie haben eine Reihe von Kanälen und sind auch Operator. Wenn etwa auf Sky Go ein Live Fußballspiel angeboten wird, werden wir beauftragt, auf dieser Plattform die gewünschte Werbung einzuspeisen. Das können wir praktisch für jede Plattform umsetzen, und wir können die Werbung an jeder gewünschten Stelle im Inhalt platzieren.
Wie ist Ihre Beziehung zum deutschen Markt?
Wir haben ein Team in Berlin, das mit vielen US-Unternehmen, die international aufgestellt sind, darunter Viacom oder Discovery, in Verbindung steht. Diese Medienkonzerne nutzen in ganz Europa unsere Technologie. Dazu kommen weitere Kunden in Belgien, Norwegen, Schweden, Holland Frankreich und Deutschland. Europa macht 20 Prozent unseres gesamten Traffics aus.
Wo sehen Sie die großen Herausforderungen für Ihr Business?
Das Publikum nutzt immer mehr Endgeräte. Wir brauchen eine einheitliche Lösung, bei der das Publikum wieder zusammengebracht wird und sämtliche Screens monetarisiert werden können. Player wie Google und Facebook haben da eigene Wege eröffnet, insofern ist für uns programmatic TV – also Softwaregetriebene mediale Aktionen, die größte Herausforderung.Wir müssen sehr viel Energie aufwenden, um zu erklären, was das wirklich bedeutet. Denn letztendlich geht es um TV-Inhalte auf dem Desktop. Viele sagen, dass auch TV über automatisierten Mediahandel bedient werden kann. Aber TV hat jede Menge Regeln, die es sonst nicht gibt. So darf etwa keine Alkoholwerbung vor 20 Uhr verbreitet werden, keine Cola- neben einer Pepsi-Werbung erscheinen und dann die regionalen Unterschiede, selbst zwischen Deutschland und Frankreich.
Welche Eigenheiten kennzeichnen den deutschen Markt?
Speziell in Deutschland gibt es einen großen Appetit der großen TV-Anbieter, HbbTV-Sets zu beanspruchen. Zudem haben wir hier mehr als sonst irgendwo das Problem mit den Werbeblockern. Bei allem, was über Desktops empfangen wird, geht die Hälfte durch Blocker verloren. Aber wir haben bereits eine technologische Antwort auf diese Entwicklung erarbeitet.
Was sind Ihre Pläne für den deutschen Markt?
Jeder große TV-Premiumanbieter in Deutschland ist für uns interessant. Denn sie müssen sich noch mit rund 50 Kabel Anbietern auseinandersetzen. Sie haben die Möglichkeiten, um eine dynamische Umgebung für ihre Kanäle zu bilden, die mit Konkurrenten wie Google und Facebook konkurrieren müssen. Wir können dabei helfen, etwa mit der Implementierung von Werbung in den Set-top-Boxen. Wir haben Erfahrung damit, das Beste und Dynamischste aus der digitalen Welt ins TV zu übertragen. Wir prognostizieren, dass Operators und TV immer mehr zusammen arbeiten werden, um ein dynamischeres System zu entwickeln.
Wilfried Urbe
MB 7/2015