Relaisstation am Himmel

Am 8. Mai 2016 ging weltweit erneut der „Wings For Life World Run“ über die Bühne. Zahlreiche Dienstleister produzierten von dem Wohltätigkeitsrennen Spannende Bilder für die TV- und Online-Übertragung. Beim Rennen in der Schweiz war zum Beispiel HDwireless mit am Start, bei dem in SüdSchweden Cineflight aus Hamburg.

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Relaisstation am Himmel

Am 8. Mai 2016 starteten 130.732 Läufer in 34 Orten auf der ganzen Welt gleichzeitig zum „Wings for Life World Run“. Das Besondere dabei: Die Läufer werden von sogenannten Chase Cars verfolgt, die in einer vorgegebenen Geschwindigkeit hinter ihnen her fahren. Die Läufer am Ende eines Rennfeldes werden nach und nach von den Verfolgerautos eingeholt und aus dem Rennen genommen. Sieger ist, wer die längste Strecke schafft. In diesem Jahr war das Giorgio Calcaterra in Mailand mit sagenhaften 88,44 Kilometern. In München siegte Florian Neuschwaner mit 63,96 Kilometern. Der „Wings for Life World Run“ ist eine Charity-Veranstaltung zur Unterstützung der Rückenmarkforschung im Kampf gegen Querschnittslähmung. Treibende Kräfte hinter dem Event sind der zweifache Motocross-Weltmeister Heinz Kinigadner und Red Bull Gründer Dietrich Mateschitz. Um das sportliche Großereignis medial richtig in Szene zu setzen, ist hoher Produktionsaufwand nötig. Gefragt sind vor allem Luftaufnahmen und drahtlose Übertragungen von Motorrad-Kameras, die die Läuferfelder begleiten.

Neue Wege beschritt die Firma HDwireless beim „World Run – Wings for Life“ in Olten in der Schweiz. Für die Drahtloskamera-Übertragung des Marathons wurden Live-Bildsignale von mehreren Motorrädern aus zu einem speziell ausgestatteten Flugzeug gesendet, das über der Laufstrecke kreiste. Von dieser, zur fliegenden Empfangs- und Sendeeinheit aufgerüsteten Maschine, gelangten die Live-Bilder über eine hohe Antenne in das vor Ort befindliche „WirelessVideoVillage“.

„Im Flugzeug haben wir die verschiedenen Signale mittels Diversity-Demodulatoren interferenz-minimiert empfangen und sie von dort aus per ASI/RF-Schnittstelle in einem Datenstrom zum zentralen Empfangspunkt weitergesendet. Mit dieser Kombination von Relais-Flugzeug und Drahtloskamera-Technologie sind wir in dem Umfang der erste deutsche Anbieter auf dem Broadcast-Markt“, so Geschäftsführer Patrick Nußbaum. Für qualitativ einwandfreie Live-Kamera-Aufnahmen vom Marathon wurden die Sondermotorräder im Vorfeld des Projektes in Zusammenarbeit mit der Firma TVtek vorbereitet, inklusive TÜV-konformem Sitzumbau, mit Fußablagen für den rückwärts sitzenden Kameramann. Jedes Motorrad wurde mit einer eigenen Sendetechnologie von HDwireless ausgestattet. Nicht nur die Videosignale, sondern zusätzlich auch Audiosignale, der Regiefunk und die jeweiligen GPS-Positionen wurden übermittelt. Der Pilot des Flächenfliegers war jederzeit zur Kursoptimierung über die exakten Positionskoordinaten der sendenden Kamera-Motorräder informiert.

Das 30 Meter hohe GPS-kontrollierte Antennen-Array am zentralen Empfangspunkt konnte so stets ein einwandfreies Signal empfangen. „Die Diversity ASI Chaining-Technik deckte für den Flieger eine 160 Quadratkilometer große und ausreichende Fläche ab“, erklärt Nußbaum. Die von der Antenne empfangenen Signale erreichten die mobile Produktionseinheit RF1, ein HDwireless-Fahrzeug als Empfangsstation für Drahtloskamera-Signale. Die Regieanbindung und der Redaktionsfunk erfolgte als zusätzliche Projektaufgabe gemeinsam durch die Firmen CScom aus Berlin in Zusammenarbeit mit HDwireless. Nußbaum: „Das Technikkonzept, die Sende-Relais und die Empfangstechnik wurden von HDwireless entwickelt und gebaut. Wir sind sehr zufrieden mit der einwandfreien und lückenlosen Übertragung des World Run über die gesamte Event-Dauer.“

Im südschwedischen Kalmar unterstützte das Hamburger Unternehmen Cineflight die TV-Produktion des Rennens mit seinem Eurocopter AS355 und einem Cineflex V14-Kamerasystem für Luftaufnahmen. Drei Stunden war man dabei in der Luft. Der Helicopter diente hier zugleich auch als Relaistation für die Funksignale der Motorrad-Kameras. Auf einer achtstündigen Fahrt hatte Cineflight seinen Helicopter auf einem speziell entwickelten Hänger nach Kalmar transportiert. „Zur Abwicklung von Projekten wie beim Wings for Live World Run haben wir technisch alles im Haus und brauchen uns nichts dazu leihen. Mit dem Helicopter-Transport auf der Straße sind wir zudem sehr flexibel und kostengünstig unterwegs“, meint Geschäftsführer Jan Patrick Nüske. Besonders eindrucksvolle Bilder lieferte der Cineflight-Helicopter vom Läuferfeld auf der über 6.000 Meter langen Ölandbrücke über den Kalmarsund zwischen Kalmar und der Insel Öland. Bis auf 150 Meter durfte der Helicopter herunter gehen. „Mit der eingesetzten Fujinon HA42x13,5 BERD-HD-Optik mit 42-fach Zoom konnte man dabei sehr schön die Emotionen der Läufer einfangen, wenn sie vom Chase Car eingeholt wurden“, sagt Nüske.

Eckhard Eckstein

MB 2/2016

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