Voll integrierte Lösung

Dalet Digital Media Systems gehört mit 25,4 Millionen Euro Umsatz (2010) zu den weltweit führenden Anbietern von Newsroom- und Media Asset Managent-Lösungen. Das Unternehmen ist auf Wachstumskurs. MEDIEN BULLETIN sprach mit Marketing-Manager Raoul Cospen über Dalets Produkte, Ziele und Marktpositionierung.

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Voll integrierte Lösung

Dalet kooperiert eng mit IT-Unternehmen und Server-Herstellern. Was steckt dahinter?

Das ist richtig. Unser Geschäft entwickelt sich immer mehr in Richtung IT. Wir arbeiten sehr eng mit IBM zusammen. Gemeinsam haben wir zum Beispiel bei Canal+ ein sehr großes Enterprise-Media Asset Management Projekt realisiert. Wir liefern dafür die nötige IT-Infrastruktur und Software-Plattform. Unternehmen wie IBM, aber auch Microsoft, sind für uns sehr wichtige Partner, weil künftig alle Geschäftsprozesse in Medienunternehmen auf IT-basierten Plattformen funktionieren werden. Und das gilt ganz besonders für unternehmensweites Media Asset Management (MAM). Natürlich setzen wir bei unserem Markt-Engagement auch auf verschiedene Storage-Partner. Dazu zählen Omneon, Quantum, NetApp, Storenet, etc. Im Grund prüfen wir alle auf dem Markt verfügbaren Videoserver und wie wir sie mit unserer Software verbinden können.

Dalet bedient hauptsächlich Großkunden. Ist geplant, auch mittlere und kleine Unternehmen zu adressieren?

Das machen wir schon. Aber die meisten der kleinen Unternehmen denken nicht in Richtung Enterprise-Systeme oder integrierte Lösungen. Deshalb sind wir da noch nicht so erfolgreich. Aber das ist definitiv ein Markt den wir auch im Auge haben. Wir können unsere Lösungen für große wie für kleine Unternehmen liefern. Traditionell adressieren wir natürlich die Großen, weil unser System dafür besonders gut geeignet ist. 60 bis 70 Prozent unseres Geschäfts machen wir mit sehr großen Unternehmen wie Canal+, NBC, BBC und France Television. Dennoch bieten wir auch für den Low-end-Bereich kosteneffiziente Systeme an. Die basieren dann auf kleinen Videoservern von NetApp oder von Omneon oder auf Hardware von HP. Auch damit können wir komplette End-to-end Lösungen für den Newsroom- und den MAM-Bereich liefern.

Zur Beratung der Medienunternehmen hat Dalet den Bereich Professional Services installiert. Was macht der genau?

Unsere Lösungen sind IT-basiert und mit flexiblen Komponenten ausgestattet. Sie helfen Broadcastern, ihre Workflows zu überarbeiten und zu optimieren. Ziel ist neben der Effizienzsteigerung und Kostensenkung eine verbesserte Nutzungsmöglichkeit des Contents. Er soll möglichst auf verschiedenen Plattformen genutzt werden können. Unsere Services-Abteilung hat diese Dinge im Fokus und hilft den Kunden bei ihren Geschäftsstrategien. Sie bietet Added Value Services und unterstützt Rundfunkanstalten beim Übergang von alten zu neuen Workflows. Die damit verbundene „Story Centric“-Strategie hat nicht nur mit Technologie zu tun sondern auch mit der Organisation, zum Beispiel mit der Art wie in einem Newsroom Nachrichten produziert werden. Unsere Kunden profitieren dabei von unseren umfangreichen Erfahrungen mit vielen verschiedenen Sendern und Arbeitsabläufen. Der zweite wichtige Aspekt hier ist, dass wir die volle
Verantwortung für unsere Systeme übernehmen, nicht nur auf Support-Ebene. Wir helfen auch unseren Kunden beim Design und der Architektur des Systems passend zu ihren ganz speziellen Betriebsanforderungen.

Was bietet Dalet sonst in Sachen Support?

Wenn wir ein System oder eine Erweiterung verkaufen, sorgen wir für die richtige Dimensionierung des Systems und stellen sicher, dass die Komponenten, die wir vorschlagen geprüft werden und passen. In unserer Forschungs- und Entwicklungs-Abteilung prüfen wir Software und Hardware bevor wir sie ausliefern. Wir machen Testaufbauten von der Workflow-Umgebung der Kunden. Am Ende garantieren wir für das komplette System mit Software und dazu gehörender Hardware. Dann garantieren wir natürlich auch weltweit rund um die Uhr Support. Wir haben mit „Dashboard„ eine Software, mit der wir sowohl die Aktivitäten des Dalet-Systems als auch die damit verbundenen Komponenten wie Netzwerk, Videoserver, Applikations-
server, Videorouter etc. überwachen können. Das erlaubt uns, ein genaues Reporting zur Performance des Systems. Dalet verfügt über ein internationales Support-Team mit Mitarbeitern überall in der Welt, außerdem über Partner in 72 Ländern, die in der Lage sind, lokalen Support zu leisten. Wir bieten damit drei Support-Level: neben den lokalen Partner, die eigenen
24-Stunden Support-Einrichtungen und den Third-Level-Support in unserer R&D-Abteilung.

Gibt es Pläne hinsichtlich der Deutschland-Präsenz von Dalet?

Wir arbeiten hier seit vielen Jahren eng mit Thum und Mahr zusammen. Das soll auch so bleiben. Außerdem haben wir Produkt- und Technik-Büro in München. Die Wahrnehmung der Dalet-Lösungen auf dem deutschen Markt ist allerdings nicht ausreichend. Wir arbeiten deshalb an einer Strategie, um unsere Präsenz hier zu verstärken.

Wie laufen die Geschäfte im Raum Asien-Pazifik?

Wir machen dort nur einen relativ kleinen Umsatz und schöpfen das vorhandene riesige Potential noch längst nicht aus. Deshalb verstärken wir dort gerade unsere Vertriebsaktivitäten. Wir sind zum Beispiel im November 2010 mit Photron in Japan und im Mai 2010 mit Magna Systems in Australien Vertriebspartnerschaften eingegangen. Zudem gibt es einen Vertriebsvertrag mit Benchmark Broadcast Systems in Indien. Das sind sehr große renommierte Systemintegratoren. Ein wichtiges Dalet-Projekt in Australien ist die Integration eines großen Systems im australischen Parlament. In Singapore haben wir bereits seit elf Jahren eine Vertriebsniederlassung. Gerade im Radiobereich existieren viele Kunden in Asien.

Und der europäische Markt. Wie schaut es hier aus?

Europa bleibt unser größter Markt. Hier machen wir vielleicht 45 Prozent unseres Umsatzes. Wir haben hier eine starke Präsenz und auch neue Kunden gewonnen. Wir wachsen hier schnell – 2009 um 13 Prozent. Trotzdem machen wir auch gute Geschäfte in den USA. Unser Office dort hat seinen Umsatz bis 2009 verdreifachen können. Auf dem US-Markt verzeichnen wir das größte Wachstum. Hier haben wir zum Beispiel den Public-Broadcaster WNET.ORG in New York und Time Warner Cable
in Texas als Kunden gewonnen. 2010 konnten wir weltweit den Umsatz um 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 25,4 Millionen Euro steigern.

Welche neuen Kundenprojekte gibt es in Europa?

Hier haben wir unter anderem neue Verträge mit der BBC, mit France Television, Mediaset in Italien und MIR TV in Russland geschlossen.

Wie stellt sich die allgemeine Wettbewerbssituation von Dalet dar?

Im News-Bereich haben wir eine signifikante Kundenbasis aufgebaut. Heute haben wir über 70 TV-Kunden mit 8.000 Dalet Workstations, 2004 waren es nur zwei Kunden. Wir sind also auf dem besten Weg eine führende Rolle im News-Markt zu spielen. Avid ist vielleicht unser einziger echter Wettbewerber. Das Unternehmen hat natürlich mehr Kunden als wir. Dafür haben wir die Kunden mit der größten Zahl an News-Systemen. Unternehmen wie ENPS oder Sony mit dem Sonaps-System spielen eine eher untergeordnete Rolle. In einigen regionalen Märkten sind Sony und Aveco Wettbewerber. Das war es auch schon. Wir sind aber dabei, unsere Marktposition gegenüber Avid auszubauen. Im MAM-Bereich ist die Situation etwas anders. Da stehen wir hauptsächlich mit Ardendo im Wettbewerb aber auch mit dem jetzt zu Avid gehörenden Unternehmen Blue Order.

Was ist einzigartig am Dalet Enterprise System?

Wir bieten damit eine offene, sehr flexibel einsetzbare Software-Plattform, die sich leicht in existierende Umgebungen integrieren lässt. Damit können wir sehr unterschiedliche Märkte vom Broadcast- bis hin zum Corporate-Bereich
bedienen. Unser System basiert auf einer serviceorientierten Architektur (SOA), die den Zugang auf alle einzelne Dienste über API Web Services erlaubt. Darüber hinaus verfügen wir über dedizierte Nutzer-Werkzeuge für Ingest, Playout, Distribution etc. und bieten eine voll integrierte Lösung.
Eckhard Eckstein
(MB 03/11)