Deutlicher Schritt vorwärts

Auf der IBC 2011 wurden wieder umfangreiche Neuheiten im Bereich Kamera und Kameratechnik gezeigt. Auf besonderes Interesse stießen neue 3D-Kameras, UltraSlomo- und High-end-Kameras mit 35mm Sensoren. Auch neue Video-Übertragungssysteme gab es auf der IBC zu entdecken. Ein kleiner Messerundgang.

15
Deutlicher Schritt vorwärts

Eines wurde auf der IBC 2011 wieder einmal sehr deutlich: Die digitale Aufnahmetechnik wird immer leistungsstärker, die damit verbundenen Workflows immer eleganter und die Preise dafür immer günstiger.
Neue Bildprozessoren und -Codecs eröffnen für die Kreativen und Medienmacher in allen Bereichen – bei den Semiprofis bis hin zu den High-end-Anwendern – völlig neue Arbeits- und Gestaltungsmöglichkeiten. Das weite Feld der Bildakquisition mit Kameras, Camcorder, Kamerasupport- und Bildübertragungssystemen steht immer im Fokus vieler IBC-Besucher. Naturgemäß absorbieren dabei Hersteller wie Sony, Panasonic und Grass Valley mit ihren Produkten und Lösungen einen Großteil der Aufmerksamkeit.

Grass Valley

Grass Valley präsentierte mit der Twin-Basisstation erstmals ein System, dass absolute Flexibilität bei der Übertragung von 3G-Signalen in der Außenproduktion ermöglicht. Es erlaubt die beliebige Kombination von Glasfaser- und Triax-Infrastrukturen. Auf der NAB 2011 im April 2011 hatte Grass Valley erstmals seine durchgängigen 3G-Übertragungssysteme auf Basis von Triax und auf Glasfaser vorgestellt. Auf der IBC 2011 wurde nun die flexible Twin-Basisstation eingeführt, die den gleichzeitigen Anschluß von Glasfaser- und Triax-basierten Systemen ermöglicht. „Das heißt, der Kunde kann von Produktion zu Produktion frei wählen, welches Übertragungssystem er verwendet“, erklärte Klaus Weber, Direktor Produktmanagement Kameras bei Grass Valley in Weiterstadt, in Amsterdam.
Darüber hinaus gibt es von Grass Valley auch Konvertereinheiten (LDK 4426), die es erlauben, im Feld von einem zum anderen Übertragungssystem zu wechseln. Der Konverter kann bis zum fünf Kilometer vom Ü-Wagen entfernt eingesetzt werden.
„Damit haben wir die absolute Flexibilität geschaffen, damit der Kunde alle Anwendungen mit unterschiedlichen Kabelinfrastrukturen realisieren kann“, betonte Weber.

Grass Valley stellte auf der IBC mit dem LDK 5309/10 auch seinen neuen 9“ LCD-Farbsucher für die LDK-Kamerareihe vor. Ein Highlight im Kamerabereich war zudem die neue LDK 3000+, eine leistungsstärkere Variante der Xensium CMOS-Kamera LDK 3000. Sie bietet neue Features, zum Beispiel eine zweite Farbkorrektur auf dem digitalen Bildprozessor, und liefert eine 40 Prozent höhere Bildschärfe als das Vorgängermodell LDK 3000, kostet aber genauso viel (60.300 Euro). Zum Lieferumfang gehören der Kamera-Kopf, ein Triax-Kamera-Adapter, ein 2“ Sucher, die Basisstation, OCP400 und Tripod Adapter. Für 3.000 Euro kann man auch vorhandene LDK 3000-Kameras auf LDK 3000+ aufrüsten lassen. „Das bringt das Kamerasystem einen deutlichen Schritt vorwärts und schützt die Investition der existierenden Kunden“, erklärte Marcel Koutstaal, Senior Vice President der Kamera-Abteilung von Grass Valley.

JVC Professional

JVC Professional zeigte auf der IBC den weltweit ersten „Large-Scale Integration“ (LSI) Chip für die schnelle Verarbeitung von HD-Video. Er wird die zentrale Komponente in der nächsten Camcorder-Generation von JVC sein. Auf der diesjährigen IBC wurde ein Prototyp vorgestellt und seine Funktionsweise live demonstriert. Der neue LSI-Chip ermöglicht die Verarbeitung, Codierung und Aufnahme von 4K2K-Bildern, welche die 4-fache Auflösung von Full HD aufweisen. Der Chip ist ferner in der Lage, gleichzeitig zwei 1920×1080-Bilder von Links-/Rechts-Kameras aufzunehmen, die mit MPEG-4 MVC für 3D HD-Produktionen arbeiten. „JVC steht weiterhin an der Spitze technologischer Innovationen für unseren Markt. Unsere neue LSI-Technologie kann datenintensive Aufnahmen verarbeiten und eröffnet damit für Produzenten hochinteressante Möglichkeiten“, erklärt Gustav Emrich, Produktmanager Europa. „In den nächsten Monaten wird JVC innovative Filmemacher und Produktions-Profis einladen, die uns helfen können, 4K-Kameras, 3D-Kameras und weitere Produkte zu entwickeln, welche überragende Bilder liefern und den Workflow zu erschwinglichen Kosten verbessern.“ Die neue LSI-Signalverarbeitung der Kamera liefert RGB-Signale mit 8,3 Megapixel bei 60 fps in Echtzeit. Darüber hinaus benötigt der LSI-Chip 40 Prozent weniger Energie und halbiert die Systemkosten im Vergleich zu vorherigen LSIs. Da die gesamte Hard- und Software in einer einzigen Plattform integriert wurde, lassen sich Produkte, die auf der LSI-Plattform basieren laut JVC schnell kommerzialisieren.

Für Videojournalisten präsentierte JVC den neuen professionellen Speicherkarten-ProHD-Camcorder GY-HM150. Das superkompakte Handheld-Modell zeichnet High Definition Video mit bis zu 35 Mbit/s sowie Audio in unkomprimierter Form auf, und zwar gleich im nativen QuickTime-Format (MOV), das für Final Cut Pro geeignet ist. Wahlweise erfolgt die Aufzeichnung auch im MP4-Format (XDCAM EX-kompatibel), mit dem andere führende NLE-Systeme, wie Avid Media Composer, Adobe Premiere oder Canopus Edius Pro, arbeiten. Das aufgenommene Material kann also sofort und ohne Zwischenstop mit den populärsten Schnittsystemen weiterverarbeitet werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Speicherung der Aufnahmen auf preiswerten SDHC/SDXC-Karten erfolgt.

Ein weiteres JVC- Highlight auf der IBC war der erste professionelle HDTV 3D-Camcorder (GY HMZ1) des Unternehmens. Der besonders kompakte Handheld-Camcorder ist mit einem hochwertigen 3D-Doppel-Objektiv ausgestattet. Die getrennte Signalverarbeitung der beiden voneinander unabhängigen Bilder und Aufbereitung für die dreidimensionale Darstellung erfolgt parallel durch einen neu entwickelten Hochgeschwindigkeitsprozessor. Die 3D-Bilder werden als 24p-Signale in voller Full-HD-Auflösung (1920×1080, MVC) mit bis zu 34 Mbit/s aufgezeichnet. Auf Wunsch kann auch in anderen Aufnahmemodi gefilmt werden, nämlich in dem verbreiteten „Side-by-Side“-3D-Format für AVCHD sowie im konventionellen AVCHD 2D-Format. Das integrierte 3D HD GT Spezialobjektiv bietet einen optischen 5-fach Zoom mit einer Weitwinkeleinstellung bis zu 46,7 mm, der auch während der 3D-Aufnahmen genutzt werden kann. Darüber hinaus zeichnet sich die Optik durch ihre enorme Lichtstärke (F1.2) aus. Die 3D-Wirkung der Aufnahmen kann auf dem 3,5“ großen und mit 920.000 Pixel hochauflösenden glasfreien 3D-Touch-Panel-LCD-Monitor ohne 3D-Brille kontrolliert werden. Neben dem internen 64-GB-Speicher können als Speichermedien SD-Karten genutzt werden. Weitere Funktionen: Zeitrafferaufnahmen, 3D-Standbild- bzw. -Fotofunktion, zwei direkt neben dem Objektiv angeordneten Mikrofone für 3D-Sound (JVCs BIPHONIC Technologie), zwei XLR-Mikro-Eingänge für externe Mikrofone, HDMI-, AV- und USB-Schnittstellen. Zum Lieferumfang gehört auch ein Windows/MAC-kompatibles 3D-L/R-Konvertierungssoftwarepaket zur individuellen Nachbearbeitung. Es ermöglicht das MVC Aufzeichnungsformat in getrennte rechts/links Kanäle zu separieren und die beiden konvertierten Dateien mit jedem beliebigen NLE-System wie zum Beispiel Apple Final Cut Pro, Avid Media Composer, Adobe Premiere CS5 und Grass Valley Edius Pro für 3D-Aufnahmen zu editieren und zu bearbeiten.

Sony Professional

Unter dem Motto „Believe Beyond HD“ zeigte Sony Professional auf der IBC 2011 zukunftsweisende High-end-Technologien wie 4K, 35mm und 3D. Ein Messehighlight war die neueste CineAlta-Filmkamera F65 (Preis: 38.000 Euro), deren Prototyp auf der NAB 2011 vorgestellt wurde. Die Auslieferung der F65/SR-R4 ist für Januar 2012 geplant. Gleichzeitig soll ein neues CineAlta-Markenlogo eingeführt werden.
Herzstück der F65 ist der neu entwickelte 8K-Sensor von Sony, der Aufnahmen in HD-, 2K- und 4K-Auflösung erlaubt. Auch eine noch höhere Auflösung soll künftig möglich sein. Mit der linearen 16-Bit-RAW-Ausgabe ebnet die Sony F65 den Weg für einen vollständigen End-to-End 4K-Workflow. Einige weitere zentrale Funktionen der Kamera: 20 Megapixel, 14 Blendenwerten für einen großen Belichtungsspielraum, ISO800-Empfindlichkeit und einen auf IIF-ACES-Workflows (Image Interchange Framework, Academy Colour Encoding Specification) ausgelegten Farbraum, SRMemory-Medien mit andockbarem SR-R4 SRMASTER-Recorder, 60 Minuten Aufnahmedauer im RAW-Format auf SRMemory-Karten (1 TB) mit 24 Bildern/s, Rotationsverschluss zur Unterdrückung von Bewegungsartefakten und vier eingebauten ND-Filtern zur individuellen Steuerung der Belichtung beziehungsweise der Schärfentiefe, Wi-Fi-Betrieb zur Fernbedienung über Tablet PCs (Android Sony S1 und Apple iPad), HD-SDI-Ausgabe mit Anzeige-LUT zur Überwachung der Aufnahmen direkt am Set mit Focus-Assist-Zoom.

Auf der IBC 2011 zeigte Sony zudem eine neue Funktion der F65/SR-R4: Während der Aufnahme kann der Anwender zwischen dem linearen 16-Bit-RAW-Modus und dem Modus MPEG-4 SStP umschalten. Die Kamera kann je nach Anforderungen eines Projekts konfiguriert werden. Der Nutzer wählt entweder den linearen 16-Bit-RAW-Modus für höchste Aufnahmequalität beziehungsweise für High-Speed-Aufnahmen mit bis zu 120 Bildern/s oder den Modus MPEG-4 SStP (natives HDCAM-SR-Format) für HD-Aufnahmen. MPEG-4 SStP ist darüber hinaus uneingeschränkt kompatibel mit dem kostenlosen Sony Viewer für PC oder MAC sowie mit Produkten, die das Sony SDK (Software Development Kit) nutzen, beispielsweise Final Cut Pro V7, Avid Media Composer, Avid Symphony, Vegas, Baselight oder Da Vinci Resolve.

Vorgestellt wurden von Sony auch erste Lösungen für einen 4K-Workflow, der von der Akquisition bis zum Schnitt alle Stufen der Produktion abdeckt, darunter auch die Datenübertragungseinheit SR-PC4. Sony wird anderen Herstellern Software Development Kits zur Verfügung stellen, damit diese einen F65-RAW-Workflow in ihre Lösungen für Produktion und Postproduktion integrieren können.
Eine interessante Neuvorstellung war auch Sonys HDC-2500, die als erste professionelle Live-Produktionskamera der Welt über ein extrem stabiles Gehäuse aus Kohlegraphit verfügt. Zudem ist die HDC-2500 serienmäßig mit einem 3G-Glasfaser-Übertragungssystem (1080/50p) ausgestattet. Die Kamera ist für die Verwendung in 3D-Rigs ausgestattet. Mit den optionalen Triaxumsetzern HDTX-100 und HDFX-100 können Anwender darüber hinaus auch in einer Triax-Umgebung mit der Kamera arbeiten. Am Sony-Stand zu sehen war wieder die PMW-TD300, die bereits auf der NAB 2011 gezeigt wurde. Dabei handelt es sich um einen 3D-Camcorder für die Einstiegs- und Mittelklasse, der den XDCAM EX-Codec verwendet. Die Kamera verfügt über den ersten 3,5’’-3D-Bildschirm der Welt, für den keine Brille benötigt wird. Die PMW-TD300 ist ab November 2011 in Europa erhältlich.
Mit XMPilot wurde eine neue Software-Anwendung gezeigt, die dabei helfen soll, Kosten- und Zeitaufwand bei professionellen Medienproduktionen drastisch zu reduzieren. Mit XMPilot können Anwender Metadaten vor, während und nach der Aufnahme verwalten und verfolgen.

Sony erweitert zudem das Sortiment von SxS-PRO-Speicherkarten um eine neue Generation, die im Vergleich zu bisherigen Modellen eine doppelt so hohe Schreib- und Lesegeschwindigkeit ermöglicht. Um die professionelle Aufnahme und Verarbeitung von Daten flexibler und effizienter zu gestalten, können die neuen Karten (SxS-PRO mit 64 GB, SBP-64A) Daten mit 1,2 GB/s lesen und schreiben. Für XDCAM hat Sony des Weiteren die neue professionelle Festplatte PHU-220R mit einer Speicherkapazität von 220 GB entwickelt.
Claus Pfeifer, Strategic Marketing Manager bei Sony Professional für Sony Europe sagte: „Mit unserem Engagement bei Events wie der Fußball-Weltmeisterschaft und dem Tennisturnier in Wimbledon beweisen wir, dass Sony Lösungen für Live-Produktionen derzeit konkurrenzlos sind. Produkte wie die HDC-2500 bedeuten einen weiteren Innovationsschritt in unserem Produktangebot.“

Grafische Spielanalyse bei Live-Übertragung

Zur IBC 2011 präsentierte Sony auch weitere interessante Lösungen für den Bereich Sport-Entertainment. Vorgestellt werden unter anderem die neue Technologie „Data Augmented Video” und deren Anwendungsmöglichkeiten bei Fußball- und Tennisübertragungen. Das System verbindet Picture-Stitching mit einer statistischen Live-Analyse. Beim Picture-Stitching werden drei Bilder von drei Kameras, die nahe beieinander aufgestellt sind, aber jeweils einen anderen Spielfeldbereich aufzeichnen, zu einer Gesamtansicht des Spielfelds in HD zusammengeführt. Diese – oder auch nur Ausschnitte daraus – wird durch grafische Informationen aus Sportdatenbanken ergänzt. Kommentatoren und Trainer können solche Informationen nutzen, um bestimmte Ereignisse des Spiels hervorzuheben. Von der zusätzlichen Ebene mit Kontext- und Hintergrundinformationen zum Spiel profitieren auch die Fans.
Bisher kam diese Art der erweiterten Spielanalyse nur bei den Highlights und Spielbesprechungen nach Live-Übertragungen zum Einsatz. Die neue Sony-Plattform ermöglicht diese Art der Analyse bereits während der Live-Übertragung, indem mit graphisch aufbereiteten Informationen aus Sportdatenbanken ergänzte Videoclips in eine Wiederholung integriert werden.

„Sony Professional hat sich die permanente Weiterentwicklung seiner Technologien auf die Fahnen geschrieben und arbeitet eng mit seinen Kunden zusammen, um Lösungen anzubieten, die neue und aufregende Möglichkeiten eröffnen”, erklärte Mark Grinyer, Head of Professional Development – 3D and Sports bei Sony Professional. Data Augmented Video sei der nächste Schritt, mit dem nicht nur Broadcaster das Erlebnis für ihre Zuschauer verbessern könnten, auch Trainer profitierten von dieser Technologie, indem sie die Leistung ihres Team bereits während des Spiels analysieren und auswerten könnten. „Data Augmented Video ist ein fantastisches Tool, denn es ermöglicht zudem auch den Fans, die Vorgänge auf dem Platz besser bewerten zu können“, sagte Grinyer.

Panasonic Broadcast

Hauptthema am bislang größten IBC-Messestand von Panasonic war schon wie auf der NAB 2011 das neue AVC Ultra (AVCU)-Aufzeichnungsformat. AVCU ist ein einheitlicher Codec zur Unterstützung zahlreicher Datenraten und basiert auf dem H.264-Standard. Der Codec ist durch seine große Flexibilität gleichermaßen für die High-End- und Mainstream-Produktion geeignet. Auch das Thema 3D spielte erwartungsgemäß eine gewichtige Rolle. Panasonic kündigte für Dezember 2011 die Markteinführung des 3D-Schulter-Camcorders AG-3DP1 3D P2 HD an (Preis: 27.000 EUR + MWst). Der Doppeloptik-P2 HD-Camcorder war bereits auf der NAB 2011 erstmals vorgestellt worden. Er erlaubt 10 Bit 4:2:2 AVC-Intra-Aufzeichnungen mit einer Auflösung von 1920×1080 und verfügt über zwei Paar 1/3 Zoll 2.2 Megapixel 3-MOS Bildsensoren und einem 20 Bit Signalprozessor. Noch für dieses Jahr angekündigt wurde ferner die Remote-HD-Kamera AW-HE120 mit Pan/Tilt-Head (Preis: unter 7.500 Euro + MWst). Sie ist rund 60 Prozent kleiner und leichter als ihre Vorgängermodelle. Panasonic startete auf der IBC 2011 außerdem die HDC-Z10000. Der weltweit erste integrierte Doppellinsen-2D/3D-Camcorder ist mit doppeltem 3MOS-Sensor ausgerüstet und mit AVCHD 3D (Progressive Standard) kompatibel.
Der HDC-Z10000 soll in Sachen Qualität und Kosten eine Brücke zwischen Amateur- und Profi-Camcordern schlagen und ambitionierten Nachwuchsfilmern die Möglichkeit eröffnen, qualitativ hochwertiges Material bei günstigen Einstiegskonditionen zu produzieren. Eine weitere Innovation am Panasonic-Stand auf der IBC war die HD-Studio-Kamera AK-HC3500 (Preis: 36.000 Euro + MWst) für 1080/50i Aufzeichnungen. Sie ist mit drei 2/3″ 2.2-Megapixal IT-CCDs ausgestattet, 14-Bit-A/D-Converter und 38-Bit-Signalprozessor LSI. Die AK-HC3500 ist laut Panasonic ab Anfang 2012 in Europa verfügbar. Panasonic kündigte auf der IBC auch an, dass seine 3D-Doppellinsen-Camcorder AG-3DP1 and AG-3DA1 für 3D-Aufnahmen bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London eingesetzt werden. Als offizieller olympischer Partner wird Panasonic die erste 3D-Produktion von Olympischen Spielen auch sonst umfassend unterstützen.

Spezialkameras

Auch bei den Highspeed- und Superslowmotion-Kameras gab es auf der IBC einige spannende Neuheiten zu entdecken. Dazu zählte zum Beispiel die PS-Cam X35 von P+S Technik aus Ottobrunn bei München. Seit 1999 entwickelt und fertigt das Unternehmen Produkte aus dem Bereich der digitalen Cinematographie, darunter seit 2006 auch digitale Filmkameras. Die neue, sehr robust gestaltete 35Digital-Kamera PS-Cam X35 mit CMOS 35Digital Sensore ist in der in der digitalen Filmwelt sehr vielseitig einsetzbar. Mit der Motion-Effekt-Kamera können Standard-Aufnahmen mit 25 bis 60 Bildern pro Sekunde gemacht werden ebenso wie Slomotion- und Highspeed-Aufnahmen mit bis zu 450 Bildern pro Sekunde. P+S Technik vermarktet sie deshalb auch als „Mehrzweck-“ beziehungsweise als „2-in-1“-Kamera (Preis: ab 58.000 Euro). „Mit der X35 spart man sich Investitionen in eine zusätzliche Kamera, wenn man seine Produktionen mit Motion-Effekten anreichern möchte“, erklärte P+S Technik Marketing-Chef Matthias Brabetz. Die X35 bietet unter anderem folgende Features: 640 ASA Empfindlichkeit, 11 T-Stops mit HD Global Shutter-Technologie, 18 GB Onboard-Speicher für vier Minuten Aufzeichnungszeit mit 24 Bildern pro Sekunde, von 1,5G auf 3G umschaltbares HD-SDI-Interface, S3D-Kompatibilität und 12 Bit A/D-Konversion. Die Kamera wiegt rund 8,5 Kilogramm.

Zur IBC veranstaltete P+S Technik im „Big Screen“-Kino ein Screening mit Footage vom ersten funktionsfähigen Prototypen der Kamera. Rund 200 Besucher schauten sich die Bilder an und waren begeistert. Rund um die PS-Cam X35 gibt es jetzt auch eine neue Webpräsenz (www.pstechnik.de/ps-cam-x35).
I-MOVIX präsentierte auf der IBC mit X10 die weltweit erste Ultra-Slomotion-Replay-Lösung. Dabei ist ein fortlaufendes Streaming von Ultra-Slowmotion-Aufnahmen mit bis zu 250 Bildern pro Sekunde in Echtzeit auf den Live-Produktionsserver XT3 (mit LSM Remote Kontrollpanel) von EVS möglich. Die Lösung wurde gemeinsam von I-MOVIX und EVS entwickelt. Bisherige Slomotion-Systeme, die mit den EVS-Servern eingesetzt wurden, schafften nur 75 Bilder pro Sekunde, was einer Dreifach-Zeitlupe entspricht. Beim X10-System hingegen kann man von einer Zehnfach-Zeitlupe sprechen. X10 kann als Allround-System in diversen Modi mit 25 bis 250 Bildern pro Sekunde eingesetzt werden. Im Wiedergabe-Bereich sind sogar im 1080i-Wiedergabe-Modus bis zu 2.700 Bilder pro Sekunde möglich, beziehungsweise 5.800 Bilder pro Sekunde in 720p. Das X10-System basiert auf der neuesten High-Speed HD-Kamera von Vision Research.
„Die Kombination von kontinuierlichem Streaming von Bildern, die zehnfach langsamer als die Live-Action sind, mit der Möglichkeit sofort Ultra-Slomotion-Replays mit Tausenden von Bildern in der Sekunde zu generieren, macht X10 zur bislang vielseitigsten Lösung im Zeitlupenbereich. X10 wird dazu beitragen, dass Ultra-Slomotion sich als Standard bei TV-Produktionen etablieren wird“, meinte MOVIX-Geschäftsführer Laurent Renard.

Im Ultra-Slomotion-Bereich zeigte auch LMC Live Motion Concept mit einer deutlich verbesserten, brandneuen ANTELOPE MkII Flagge. Zu den neuen Funktionen zählen unter anderem: rot/grün Tally, Call Funktionen, Kameramann Trigger und Auto Speed Down.

Videoübertragung auf Mobilfunknetze

Ebenfalls interessant waren auf der IBC 2011 die neuen Video-Uplink-Lösungen für Mobilfunknetze. Hier präsentierten sich unter anderem TV1.EU, Code One und LiveU.
LiveU zeigte mit der LU40i in Halle 3 eine handliche Live-HD-Uplink-Lösung, die speziell für die Online-Berichterstattung entwickelt wurde. Das System wiegt weniger als 700 Gramm. Es ergänzt das LiveU-Flaggschiff LU60, das von Sendern und Nachrichtenagenturen für Live-Videoübertragung eingesetzt wird. Mit bis zu sechs Netzwerkverbindungen erlaubt das LU40i 4G LTE/3G, WiMAX, Wi-Fi-und LAN-Video-Übertragungen. Enthalten sind auch Encoding-Funktionen für die Übertragung qualitativ hochwertiger HD/SD-Video von unterschiedlichen Standorten, inklusive Anpassung an dynamische Netzwerk-Bedingungen.Die LU40i-Lösung lässt sich an handelsübliche Kameras (SDI, analog und HDMI) anschliessen. Mit dem integrierten Touch-screen bietet sie einfache, flexible Bedienmöglichkeiten.

TV1.EU aus Unterföhring war wieder mit seinem Live-Encoder miniCASTER präsent. Unter dem Motto „Join the Live Encoding Rebellion“ wurde er in Halle 1 auf dem im Camouflage-Look gestalteten TV1.EU-Stand gezeigt. Als Prototyp war der miniCASTER erstmals auf der IBC 2010 zu sehen. In diesem Jahr hatte TV1.EU ein marktfähiges Gerät dabei. Erste Bestellungen werden jetzt ausgeliefert. Der miniCaster verbindet sich per LAN, Mobilfunk oder WLAN mit dem Internet und wandelt das Videosignal von Prosumer-Camcorder oder Profikameras in einen H.264 encodierten Livestream um. So werden alle PC/MAC-Nutzer erreicht, die Videos in einem Flash Player abrufen, aber auch Anwender von mobilen Endgeräten, wie iPhone- und iPad. Den erzeugten Livestream zeichnet der miniCASTER direkt auf SD-Karte auf und erzeugt so eine Sicherungskopie, die als On-Demand Content verwendet werden kann. Durch die Anbindung an das TV1.EU Content Delivery Network (CDN) ermöglicht der miniCASTER jedem Kameramann, Producer, TV Sender oder Hobbyfilmer mit nur einem Tastendruck live im Internet auf Sendung zu gehen. „Der miniCASTER macht Livestreaming so einfach wie einen Telefonanruf. Endlich ist jeder in der Lage im Internet live auf Sendung zu gehen. Dieses Gerät könnte den Durchbruch für Live-Video-Content und Millionen von Zielgruppensendern im Web markieren“, erklärte TV1.EU-Geschäftsführer Michael Westphal.

Code One GmbH, Düsseldorfer Hersteller von mobiler Übertragungstechnik und Streaming-Dienstleister, stellte in Halle 10 der IBC 2011 Lösungen für unterschiedliche Produktionsszenarien von Rundfunksendern vor. „Im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern steht bei uns der Systemgedanke stärker im Vordergrund“, erklärte Zlatko Kauric von Code One. „Wir zeigen hier im weitesten Sinne wie Broadcast auf IP-Basis funktioniert.
Größtes Interesse am Code One-Stand fanden die Neuvorstellungen von Event- und Internet-Kit. Hier ist funktional dieselbe Technik verbaut wie im bekannten Backpack-Kit. „Die neuen Kits bieten durch veränderte Bauformen und Stromversorgung jedoch noch preisgünstigere Alternativen für viele Live-Übertragungen. Zudem sind kundenspezifische Wünsche wie Kreuzschienen, Bildmischer etc. hier sehr leicht integrierbar“, erklärte Kauric. Kernstück aller Produkt-Varianten ist der von Code One speziell für schwankende Netze optimierte Encoder, der durch seine adaptive Bitratensteuerung und Codecoptimierung für höchste Qualität selbst bei niedrigen Bitraten sorgt. „Bei der Leitungsbündelung kann der Nutzer selbst und individuell entscheiden, welche und wie viele Netzwerke er für seine Übertragung kombinieren will.

Zur Verfügung stehen Module für 3G, 4G, Ethernet und DSL oder WiFi“, betont Kauric. Jeweils sechs Kanäle lassen sich mit den Code One-Systemen bündeln. Möglich ist auch eine Bündelung von DSL-Leitungen mit Redundanz über 3G Netze. Sowohl SD- als auch HD-Signale lassen sich übertragen – demnächst auch 3D-Signale. In Deutschland sind Code One-Systeme beim Reisesender Sonnenklar TV und beim Shopping-Sender HSE im Einsatz.
Eckhard Eckstein
(MB 10/2011)

Anzeige
Relevante Unternehmen