Auf der NAB 2025 hat Jens Gnad von LOGIC media solutions einen Einblick in den aktuellen Entwicklungsstand des Time Addressable Media Store (TAMS) gegeben. Die Technologie wurde ursprünglich von der BBC (Repository mit API-Definitionen) entwickelt und ist Teil der von AWS unterstützten Initiative Cloud-Native Agile Production (C-NAP). Jens Gnad stellte die Funktionsweise und den möglichen Nutzen von TAMS in modernen Medienproduktionen detailliert vor.


Chunk-basiertes Speichermodell ersetzt klassische Videodateien

TAMS verfolgt einen grundlegend neuen Ansatz für die Speicherung von Videodaten: Anstatt eine wachsende Datei (Growing File) zu erzeugen, zerlegt das System das Videomaterial in zeitlich adressierbare Chunks. Diese Einheiten lassen sich flexibel definieren – von einzelnen Frames bis hin zu Segmenten von mehreren Sekunden. Die Speicherung erfolgt direkt in einem standardisierten Objektspeicher wie Amazon S3, statt auf spezialisierten Videoservern.

Produktionssysteme greifen in Echtzeit auf Inhalte zu

Sobald das System einen Chunk erzeugt, können verbundene Komponenten wie Schnittsoftware, Player oder Mischer sofort darauf zugreifen. Das ermöglicht einen nahezu verzögerungsfreien Workflow – ideal für Live-Produktion oder zeitkritische Formate.

Manifestdateien und NMOS-Protokoll organisieren den Zugriff

Statt mit klassischen Dateipfaden zu arbeiten, nutzt TAMS beschreibende Manifestdateien. Diese funktionieren ähnlich wie HLS-Playlists im M3U8-Format und geben vor, in welcher Reihenfolge das System die Chunks abspielen oder verarbeiten soll. Die Kommunikation zwischen den beteiligten Komponenten läuft über das offene NMOS-Protokoll, das sich bereits in IP-basierten Produktionsumgebungen bewährt hat.

Jens Gnad auf der NAB 2025

Referenzen statt Dateiduplikate

TAMS erstellt keine überflüssigen Dateikopien. Wenn beispielsweise ein Cutter eine neue Fassung erstellt, beschreibt er lediglich in einer Playlist, welche Chunks zum Einsatz kommen. Das Material selbst bleibt unangetastet. Nur wenn neue Inhalte wie Übergänge entstehen, erzeugt das System eine zusätzliche Datei – und selbst diese verweist größtenteils auf vorhandene Abschnitte.

MediaConvert macht TAMS für bestehende Systeme nutzbar

Nicht alle Systeme können nativ mit TAMS umgehen. Für diese Fälle hat AWS eine erweiterte Beta-Version von MediaConvert vorgestellt. Der Dienst liest Manifestdateien und rendert daraus eine klassische Broadcast-Datei – etwa für Archivsysteme oder lineare Ausspielung.

TAMS bringt Cloud-Denken in die Medienproduktion

TAMS ersetzt proprietäre Video-Infrastrukturen durch cloud-native Technologien. Mit seinem modularen Aufbau, offenen Schnittstellen und der Möglichkeit zur direkten Bearbeitung von Videoinhalten stellt es eine flexible Lösung für moderne Produktionsumgebungen dar.


Praxisbezug: LOGIC media solutions

LOGIC media solutions, als AWS-Partner tief in Cloud-basierte Broadcast-Workflows eingebunden, beschäftigt sich intensiv mit dem TAMS-Konzept. Im Rahmen einer Masterarbeit wird derzeit evaluiert, wie sich TAMS in reale Produktionsumgebungen integrieren lässt. Dabei geht es sowohl um technische Machbarkeit als auch um Workflow-Optimierung. LOGIC bietet interessierten Partnern die Möglichkeit, sich an Tests zu beteiligen und praktische Erfahrungen mit dem neuartigen Speichermodell zu sammeln.