„In fünf bis sieben Jahren werden alle Filme, unabhängig von ihrem Budget oder Genres, in 3D hergestellt“, orakelte Jeffrey Katzenberg, Chef von DreamWorks Animation, bei der Eröffnung des weltweit des ersten 3DX Film & Entertainment Technology Festival im November 2008 in Singapur. Da die ganze Welt dreidimensional sei, so der Hollywoodboss, sei es an der Zeit, dies auch auf der Leinwand zu reflektieren; und zwar nicht nur in Animationsfilmen.
„3D ist unsere natürliche Sichtweise, wie wir Dinge aufnehmen“, betont Katzenberg. „Das ist keine technische Spielerei, sondern versetzt das Publikum in die Lage, durch die Erhöhung ihrer Erfahrung vollständig in einen Film einzutauchen.“ Die Umstellung auf 3D werde nicht nur im Kino erfolgen, sondern auch auf allen Bildschirmen, wozu selbst Handys und Laptops zählten.
Den Startschuss in die dreidimensionale Medienzukunft hatte Katzenberg bereits im September letzten Jahres auf der IBC in Amsterdam gegeben. Aus dem Studio von DreamWorks Animation SKG in Los Angeles erfolgte in 3D HD die der erste transatlantische 3D-Live-Satellitenübertragung der Welt in das RAI Messezentrum in Amsterdam, wo der DreamWorks-Chef Jeffrey Katzenberg publikumswirksam erste Ausschnitte aus dem animierten 3D-Kinoabenteuer „Monsters vs. Aliens“ präsentierte. Darin wird eine junge Frau ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag von einem Meteoriten getroffen und mutiert nach diesem außerirdischen Kontakt zu einer Riesin. Gesellschaftlich als „Monster“ geächtet, wird sie vom Militär gefangenen genommen und zu einer Gruppe „Gleichgesinnter“ gesperrt, welche die Regierung in geheimer Mission versteckt hält. Dieses amüsante Animations-Spektakel kommt im März dieses Jahres weltweit ins Kino. Allerdings wird vorerst nur ein kleiner Teil des Publikums in den vollen Genuss dieses 3D-Vergnügens kommen.
Bisher fehlt den 3D-KinoFilmen noch die breite Abspielbasis
In den USA gibt es bisher erst knapp 1.000 Kinoleinwände, die mit 3D-fähigen Projektionssystemen ausgestattet sind. In Deutschland lassen sich die wenigen Kinos, die 3D-Filme spielen können, sogar an einer Hand abzählen. Der Grund: Sowohl hierzulande als auch international scheuen viele Kinobetreiber die hohen Investitionskosten für die digitalen Projektionsanlagen, die rund 100.000 Dollar bzw. 60.000 Euro pro Kinosaal betragen. Eine digitale Umrüstung der weltweit 150.000 Kinoleinwände, unter denen sich rund 110.000 Erstaufführungskinos befinden, erfordert Investitionen in Milliardenhöhe. In Deutschland diskutiert die Filmbranche schon seit einigen Jahren immer wieder neue Businessmodelle. Für eine Kostenaufteilung zwischen Kino und Verleih soll bei der Finanzierung der digitalen Projektionsanlagen eine Virtual Print Fee (VPF) sorgen, die bei jedem Kinoeinsatz eines Films erhoben wird. Eingesammelt werden soll diese Kopiengebühr von den so genannten Intergrators wie XDC, Kodak oder Arts Alliance, die wiederherum Verträge mit den Hollywoodstudios abgeschlossen haben. „Bei all diesen Modellen bestimmt die dritte Partei, welche Filme auf ihren Projektoren laufen. Doch das funktioniert schon allein aus unternehmerischen Gründen nicht“, erklärt Wolfram Weber, der mit dem Cinecitta in Nürnberg sehr erfolgreich das größte Multiplex in Deutschland betreibt. Anstatt auf Finanzierungsspritzen in Form von Virtual Print Fees zu warten, hat er Leasingverträge mit dem belgischen Serverhersteller XDC abgeschlossen, der ihm zu einer monatlichen Rate in Höhe von 900 Euro pro Kinosaal digitale Projektionssysteme zur Verfügung stellt. Damit hat der innovationsfreudige Kinobetreiber die Voraussetzung geschaffen, am lukrativen 3D-Geschäft partizipieren zu können.
Wolfram & Claudia Weber (MB 12/08)