Geschäftsmodelle: Free-TV vs. VoD und Pay-TV

Ausschließlich mit Bezahlfernsehen Geld zu verdienen, wird für Anbieter von TV- Inhalten auch in Zukunft ein schwer kalkulierbares Geschäft bleiben. Um die Abonnentenzahl zu erhöhen, müssen Pay-TV-Sender das Verhalten der Rezipienten noch genauer analysieren. Für Free-TV-Anbieter ist es wiederum notwendig, Pay-TV als zusätzliches Erlösmodell aufzubauen und anzubieten. So können über Einnahmen durch Abogebühren rückläufige Werbeeinnahmen kompensiert werden. Video on Demand (VoD) wird von den Usern inzwischen als Angebot vorausgesetzt. Daher müssen Distributoren, Hersteller von Inhalten und Infrastrukturanbieter VoD im Portfolio haben, damit die Rezipienten als Kunden erhalten bleiben.

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Das waren die wichtigsten Erkenntnisse beim Fernseh-Panel, das von goetzpartners Corporate Finance im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN veranstaltet wurde.
Im seinem Impulsreferat prognostizierte Felix Dohna, Director bei goetzpartners Corporate Finance, dass das Downloaden von Filmen im Internet nach der DVD auch BlueRay ablösen wird. Video on Demand sieht er eher als Verlustgeschäft. Denn der Preis, der für digitale Inhalte verlangt werden könne, werde immer niedriger. Jeder könne inzwischen digitale Medienprodukte selbst erstellen und verbreiten. Dennoch müssten professionelle Inhalteanbieter VoD vorhalten, da es von den Rezipienten eingefordert würde. Fehle VoD im Angebot, wechsle der Kunde zu einem Anbieter mit VoD. Pay-TV-Anbieter hätten in Deutschland keine Chance, rentabel zu arbeiten. Der Free-TV-Markt sei zu stark und die öffentlich-rechtlichen Sender seien auf Grund der hohen Gebühreneinnahmen unüberwindliche Konkurrenten.

„VoD bekommt als ernst zu nehmendes Geschäftsmodell durch die Zunahme von hybriden Empfangsgeräten, die herkömmliches Fernsehen und Bewegtbildangebote aus dem Internet empfangen können, eine wichtige strategische Stellung im Angebotsmix“, widersprach Peter Kerckhoff, Bereichsleiter Content & Media Partnering bei der Deutschen Telekom, in der anschließenden Podiumsdiskussion den Thesen Dohnas. Sein Unternehmen vertreibe VoD über alle Plattformen. Professionelle Qualitätsangebote würden dem User-Generated-Content vorgezogen. Für Dr. Marcus Englert, Vorstand New Media & Diversifikation bei ProSiebenSat.1 Media, hat VoD Erfolgsaussichten, wenn es als hybrides Modell im Sinne der Nutzungsmöglichkeit im Abonnement oder Pay per View angeboten werde. „Pay per View Dienste funktionieren nicht“, erklärte hingegen Florian Landgraf, Senior Vice President Content & Product Management Cable TV bei Kabel Deutschland. Sein Unternehmen biete über kostengünstigen VoD-Abos Premium- Inhalte an. Sein Anliegen sei es, für diese Angebote die Partnerschaft mit Inhalteherstellern auszubauen. Bis auf Wilfried Urner, CEO APS ASTRA Platform Services, dessen Unternehmen keine On-Demand-Plattformen plane, waren sich alle Panelteilnehmer darüber einig, dass VoD ein Wachstumsmarkt sei. Sie betonten, es sei entscheidend, alle wichtigen Produzenten von Inhalten auf der Plattform zu haben, um über Premium-Angebote den Nutzern einen Mehrwert bieten zu können. So sei ein gewisser Marktpreis beim User durchsetzbar und über die zunehmende Masse an Nutzern der Break even in den nächsten Jahren zu erreichen.

Zum Thema Pay-TV sagte Englert: „Wir können nicht nur auf Werbung setzen. Da ist Pay-TV als Ergänzung ein wichtiges Erlösmodell für die Zukunft.“ Mit Free-TV könne aber weiterhin Geld verdient werden. Es sei genügend Werbegeld im Free-TV-Markt. „Pay-TV ist ein schwieriges Geschäftsfeld, aber verzichten will keiner darauf“, sagte Wolfram Winter, Senior Vice President Distribution Developement bei Sky Deutschland. Zahlreiche Fernsehsender, Produzenten von Inhalten und Anbieter der Infrastruktur für den Vertrieb von Sendeformaten hätten Verträge mit Sky und wollten nicht auf Pay-TV verzichten. Für Urner liegt die Zukunft des Pay-TV im Angebot eines neuen Seherlebnisses durch HD+: „HD, das über Satellit verbreitet wird, muss als Geschäftsmodell geschützt werden.“ Die Sender würden von Verträgen mit ASTRA profitieren, da ASTRA als erster über Satellit HD+ verbreite. Bernd Schlötterer, Geschäftsführender Gesellschafter der Tele München Gruppe, ergänzte: „Ein großer Schub für den deutschsprachigen Raum wird aus der Schweiz kommen. Dort wird das Fernsehen bis 2012 komplett auf HD umgestellt.“ Das sei auch in Deutschland machbar. Der Vorteil sei, dass es dann nur noch einen Standard gäbe. Und HD würde von den Nutzern von Bewegtbildangeboten gut angenommen.

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