Neue Mission

Mit dem Start seines neuen Hochleistungssatelliten 9B läutet Eutelsat eine neue Ära ein und möchte so den Marktanforderungen an mehr Sendekapazität durch neue HD- und 4k-Kanäle begegnen. Neben der TV-Übertragung sollen aber auch die professionellen Datendienste (Pear to Pear) und die Breitbanddienste über KA-Sat gestärkt werden. MEDIEN BULLETIN konnte den Hersteller Airbus Defense & Space in Toulouse besuchen und im Clean-Room einen Blick auf den kürzlich fertiggestellten und in der Testphase befindlichen Satelliten werfen.

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Neue Mission

Im Oktober 2011 wurde Airbus Defence and Space von Eutelsat Communications mit der Entwicklung und Fertigung des neuen Rundfunksatelliten Eutelsat 9B beauftragt, der auf der geostationären Umlaufbahn die Orbitposition bei 9 Grad Ost einnehmen und Europas stark wachsenden Bedarf an Videodiensten bedienen soll. Mit dem Bau des Eutelsat 9B und dem Ausbau der Orbitalpostion möchte Eutelsat in Europa mehr als fünf Millionen Haushalte erreichen. So sollen 330 TV- Kanäle, sechs TV-Plattformen, 265 Pay-TV-Sender und 65 HDTV-Sender übertragen werden können. Der neue Satellit ist mit 50 KU-Band-Transpondern ausgestattet.

Dass mit dem Start des neuen Satelliten und der Entscheidung für den Ausbau der Orbitalpostition 9 Grad Ost alles richtig gemacht worden ist, daran wollte Eutelsat bei der Präsentation in Toulouse keine Zweifel lassen. „In den letzten Jahren konnte das Unternehmen den Umsatz von Jahr zu Jahr um fünf Prozent steigern. Das wird auch in Zukunft gut gehen, denn wir sehen eine große Nachfrage für mehr Kapazität auf der Stellung 9 Grad Ost,“ sagte Hans Peter Schmitt, Area Manager DACH bei Eutelsat. Der anhaltende Ausbau des digitalen Kommunikationsuniversums und die Nutzererfahrung beim Zugang zu digitalen Diensten sei zudem ein starker Wachstumstreiber für die Unternehmensgruppe.

Der nach wie vor wichtigste Unternehmensbereich seien die TV-Dienste, zu denen die TV-Direktübertragung und die Zuführung von Kopfstellen gehört. Dieser Bereich würde, so Schmitt, von der „rasch steigenden Zahl digitaler TV-Sender, der beschleunigten HDTV-Entwicklung sowie der anhaltend wachsenden Nachfrage im Zuge neuer bandbreitenhungriger Anwendungen und Dienste“ profitieren. Mehr als ein Fünftel des Umsatzes generiert Eutelsat mittlerweile aus Geschäften mit Daten- und Breitbanddiensten. Dabei arbeitet die Gruppe eng mit Telekommunikationsunternehmen und spezialisierten Anbietern zusammen. Zu den wichtigsten Anwendungen gehören Unternehmensnetze, Datenübertragungen, Breitband- und Internet Backbone-Zugänge, mobile Backhaul-Dienste und Internetdienste für Endverbraucher.

Den Auftrag zum Bau des Satelliten hat, wie auch schon in der Vergangenheit, Airbus Defense und Space erhalten. Das Tochterunternehmen der Airbus Group mit Sitz in Toulouse arbeitet seit 30 Jahren eng mit Eutelsat zusammen. Der neue Satellit 9B ist auf Basis eines Eurostar E3000 entstanden. Der als sehr zuverlässig geltende Satellit wurde bis zum heutigen Tag 59mal gelauncht. Zehn Satelliten davon werden von Eutelsat betrieben. Der neue 9B ist fast sieben Meter breit, hat, durch die Solarpanel, eine Spannweite von 31 Metern und wiegt rund 5,3 Tonnen. Airbus und Eutelsat peilen für den neuen Satelliten eine wahrscheinliche Nutzungsdauer von 15 Jahren an.

Die langfristige Mission ist für Eutelsat jetzt schon klar. Auch wenn es zunächst darum geht, flächendeckend ein HD-Signal in alle Haushalte zu bringen, so denkt das Unternehmen aus Paris längst weiter – mit geglückten Live-Übertagungen von Ultra High Definition (UHD) über den Satellit 5 West A oder einem ganzen UHD-Kanal für den asiatischen Markt zeigt Eutelsat den Weg in die Zukunft und die Marschrute Richtung UHD. Die mit der hohen Auflösung und den großen Datenmengen einhergehenden Herausforderungen möchte Eutelsat mit immer leistungsstärkeren Satelliten und einer größeren Zahl von Transpondern begegnen. Für den deutschen Markt hat Schmitt drei verschiedene Geschäftsbereiche im Fokus: „Wir werden uns mit dem Satelliten 9B klassischerweise um den Ausbau der TV-Übertragung sowohl im Broadcast- als auch im Kontributions-Bereich kümmern.“ Daneben sollen professionelle Datendienste wie Punkt-zu-Punkt-Anbindungen einzelner Standorte gestärkt werden und Breitbanddienste über KA-SAT ausgebaut werden.

Spannend ist auch die Einsatzmöglichkeit von Eutelsat 9B als Relaisstation für den sogenannte SpaceDataHighway. Dieses hochmoderne Kommunikationssystem auf der Basis des Laserkommunikationsterminals LCT (Laser Communication Terminal) ist ein wesentlicher Bestandteil des europäischen Datenrelaissystems EDRS (European Data Relay System) der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Es ermöglicht die sichere Breitbandkommunikation zwischen erdnahen LEO-Satelliten oder fliegenden Plattformen und GEO-Satelliten im geostationären Orbit.

Die erste einsatzbereite LCT-Nutzlast für den SpaceDataHighway ist in EUTELSAT 9B integriert. Damit lässt sich dann auch die Breitband-Internetversorgung von Passagierflugzeugen realisieren. Entwickelt wurde die LCT-Technologie von Tesat-Spacecom, einer Tochtergesellschaft von Airbus Defence and Space, mit Unterstützung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die erste einsatzbereite LCT-Nutzlast für den SpaceDataHighway ist in EUTELSAT 9B integriert.

In Toulouse konnte sich mit der M7 Group auch ein neuer Kunde von Eutelsat ein Bild vom 9B machen. M7 Deutschland hatte im Mai 2014 von Eutelsat die Eutelsat visAvision GmbH übernommen, die die Programm- und Service-Plattform für Kabel- und IP-Netze KabelKiosk in Deutschland betreibt. Die M7 Group zählt zu den am schnellsten wachsenden TV-Plattform-Anbietern in Europa. Zu ihr gehören unter anderem CanalDigitaal und Online.nl in den Niederlanden, TV Vlaanderen in Flandern und TéléSAT im französisch sprechenden Teil Belgiens, AustriaSat und HD Austria in Österreich und AustriaSat Magyarország in Ungarn sowie CS Link und Skylink in den Märkten Tschechien und Slowakei. M7 Deutschland, zu deren Produkten neben dem Kabel Kiosk nun auch die neue Plattform Mein Fernsehen gehören, verspricht sich vom Start des neuen Satelliten erhebliche Vorteile. So stünden für den deutschen Markt in Zukunft „zum einen zusätzliche Transponderkapazitäten zur Verfügung, zum anderen ist das Erweiterungspotential für den HD-Ausbau dadurch gegeben,“ meint Burkhard Zyber, Senior Marketing Manager der M7 Group. Höhere Datenraten und ein durchgängiges DVB-S2 sollen weitere Vorteile des neuen 9B sein. „Wir sind sehr froh, dass mit dem neuen Satelliten weiter in eine zukunftssichere Infrastruktur investiert wird,“ betonte Zyber und ergänzte: „Marktstudien zeigen, dass ein hochauflösendes Fernsehbild für Konsumenten der größte Treiber ist sich einen neuen Fernseher anzuschaffen. Um dieses HD-Bild flächendeckend zeigen zu können, brauchen wir neue Satelliten wie den 9B.“

Niklas Eckstein

MB 1/2015

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