Der Kampf um den Kinomarkt

Bei den 66. Internationalen Filmfestspielen in Cannes zeichnete sich der strukturelle Wandel des Kinomarktes ab, der zunehmend durch die sich verändernden technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen geprägt ist. Während die Aufhebung der kulturellen Ausnahme im Rahmen des neuen Freihandelsabkommens zwischen der EU und den USA sowie die Lockerung der Auswertungsfenster wie ein Damoklesschwert über der europäischen Filmwirtschaft schweben, drängen neue Player mit technischen Lösungen auf den Markt, die langfristig bestehende Geschäftsmodelle verändern.

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Der Kampf um den Kinomarkt

Eingeläutet wurden die 66. Internationalen Filmfestspiele in Cannes mit Baz Luhrmanns bildgewaltiger Literaturverfilmung „Der große Gatsby“ im 3D-Format, die publikumswirksam vom Aufmarsch der Stars wie Leonardo DiCaprio. Tobey Maguire, Carrey Mulligan oder Jury-Mitglied Nicole Kidman auf dem roten Teppich begleitet wurde. Für das perfekte 3D-Erlebnis im Kinosaal sorgte das britische Unternehmen Christie, das seit sechs Jahren als technischer Partner die gesamte digitale Projektionsausstattung für das Festival und den Marché du Film in über zwanzig Sälen stellt. Mit den dort eingesetzten 2K- und 4K-DLP-Cinema-Projektoren ist allerdings noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.

Beauties à la Carte im 8K-Format

Der japanische Broadcaster NHK präsentierte in Cannes die Weltpremiere von „Beauties à la Carte“, dem ersten im 8K Super Hi-Vision-Format gedrehten Kurzspielfilm. „Wir sind davon überzeugt, dass die 8K-Technologie nicht auf den Fernsehmarkt beschränkt ist, denn das hoch auflösende 8K-Bild gehört auf die große Leinwand im Kino“, erklärt Kimio Hamasaki, Chefingenieur in der Entwicklungsabteilung für Wissenschaft und Technik beim japanischen Fernsehsender NHK. Das Format 8K Super Hi-Vision besitzt eine Auflösung von 7.680 x 4.320 Pixel, was der vierfachen Auflösung von 4K sowie der 16fachen Auflösung von HD entspricht. Die stechend scharfen, lebendigen Bilder werden akustisch durch ein dreidimensionales 22.2 Mehrfachkanal-Soundsystem unterstützt.

Gedreht worden ist „Beauties à la Carte“ mit der 34 Kilogramm schweren 8K-Kamera, die NHK in Zusammenarbeit mit dem japanischen Kamerahersteller Ikegami entwickelt hat. „Derzeit gibt es weltweit nur vier dieser Kameras“, erklärt Hamasaki. Das Kameraobjektiv mit einer 10-fachen Zoomlinse hat Canon speziell für 8K-Aufnahmen entwickelt. Bisher sind nur zwei verschiedene Zooms für diese Kamera erhältlich, was die Möglichkeiten bei der Filmproduktion limitiert. Die Aufzeichnung der umfangreichen Daten erfolgt mittels eines Rekorders mit 17 P2-Speicherkarten, die Platz für eine Stunde 8K Raw-Material bieten. Das gestochen scharfe 8K Super Hi-Vision-Bild vermittelt dem Zuschauer einen fotorealistischen Eindruck, der eine sehr sorgfältige Arbeit von Maskenbildnern, Kostümbildnern und Ausstattern erfordert. Für „Beauties à la Carte“, in dem es inhaltlich um das Thema „Schönheit“ geht, wurden die Schauspielerinnen nicht nur nach ihrem Können und Aussehen, sondern auch nach dem Erscheinungsbild ihrer Haut ausgewählt. „Wir haben diesen Kurzspielfilm produziert, um die Möglichkeiten aufzuzeigen, die 8K bietet“, sagt Hamasaki. „Nachdem sich die 2K- und 4K-Technologie bereits in der Filmbranche etabliert haben, ist 8K nun das nächste und das ultimative Ziel.“

NHK entwickelt eine 8K-Kompaktkamera, die inklusive der Linsen nur etwa sechs bis sieben Kilogram wiegen und mit bestehenden Standardobjektiven kompatibel sein soll. „Hitachi wird diese Kompaktkamera nach den NHK-Spezifikationen herstellen“, berichtet Hamasaki. „Unser Ziel ist, diese 8K Hi-Vision-Kompaktkamera im Frühjahr 2015 auf den Markt zu bringen.“ Auch an der Entwicklung eines 8K-Projektionssystems für die Kinos wird bereits bei JVC gearbeitet.

Die kulturelle Ausnahme ist nicht verhandelbar

Für allgemeine Verunsicherung in der Branche sorgte bei den Filmfestspielen in Cannes das Freihandelsabkommen zwischen den USA und Europa, für das die Europäische Kommission ein Verhandlungsmandat benötigt. Die Film- und Kulturschaffenden forderten, den Kulturbereich aus dem Abkommen auszuklammern, da die Kultur nicht dem normalen Wettbewerb zugeordnet werden könne.

Die belgischen Filmemacher Jean-Pierre und Luc Dardenne hatten bereits im April eine Petition initiiert, um gegen die Einbeziehung des Kultur- und Medienbereichs in das Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU zu protestieren. Zu den ersten Unterzeichnern dieses Protestschreibens mit dem Slogan „Die kulturelle Ausnahme ist nicht verhandelbar!“ gehörten renommierte Filmemacher wie Ken Loach, Cristian Mungui, Volker Schlöndorff, Jaco van Dormael, Thomas Vinterberg, Bertrand Tavernier oder Costa Gavras.

Mit verschiedenen Auftritten bei Branchenkonferenzen gelang es der französischen Kulturministerin Aurélie Filippetti und der EU-Kulturkommissarin Androulla Vassiliou während des Festivals in Cannes, auch den Rest der Branche wachzurütteln und für dieses virulente Thema zu sensibilisieren. „Die Kultur muss aus dem Freihandelsabkommen ausgeklammert werden“, appellierte Filippetti. Die EU-Kommission hat jedoch ein generelles Verhandlungsmandat gefordert, um in allen Bereichen frei verhandeln zu können. Die Konsequenzen davon wären weitreichend, weil dadurch die gesamt europäische Filmförderung auf dem Spiel steht. Aber auch andere Kulturbereiche wären davon betroffen, weil beispielsweise die Buchpreisbindung aufgehoben werden könnte. Aurélie Filipetti und Bernd Neumann, deutscher Staatsminister für Medien und Kultur, ging das entschieden zu weit.

„Kultur macht die Identität eines Landes aus“, betonte der Staatsminister. „Trotz aller Zusammenarbeit wollen wir die Identität gerade im Hinblick auf die Gefahren der Globalisierung und der mit ihr einhergehenden Anonymisierung erhalten. Deshalb wollen wir die Kultur und kulturellen Bereich im Mediensektor nicht dem normalen Wettbewerb zuordnen.“

„Die Lage ist ernst“, kommentierte Ignasi Guardans, CEO der Brüsseler Agentur Cumedia. Nachdem die Kultur vor 20 Jahren aus den GATT-Verhandlungen ausgeklammert worden sei, habe die Branche diese Problematik unterschätzt.

Als die französische Kulturministerin der Branche bei einem Symposium des CNC in Cannes ihre Bedenken vortrug, schlug sich überraschenderweise sogar der amerikanische Produzent und Oscar-Preisträger Harvey Weinstein auf ihre Seite. Mit der Unterzeichnung der Filmemacher-Petition drückte er seine Solidarität mit den europäischen Independents aus.

Die „Kino ohne Fenster“-Debatte

Auch die Verkürzung der Auswertungsfenster im digitalen Zeitalter sorgte in Cannes für regen Diskussionsstoff. „Wir müssen als Vertreter von Kinointeressen eine Allianz in Europa bilden“, erklärte Detlef Rossmann, Präsident des Internationalen Verbandes der Filmkunsttheater (CICAE), in dem insgesamt 3.000 Filmtheatersäle und Filmfestivals aus über 30 Ländern zusammengeschlossen sind. „Ich befürchte, dass wir alleine als internationaler Filmkunst-Theaterverband nicht genug Einfluss besitzen, um in Brüssel oder bei den nationalen Regierungen etwas in Bewegung zu setzen“, betonte Rossmann. „Deshalb brauchen wir internationale Organisationen wie Europa Cinemas oder die UNIC als Verbündete, welche die Auffassung vertreten, dass Kino zuerst auf der Leinwand und nicht auf dem Handy stattfinden soll.“

Die Politiker müssen erkennen, dass Kino ein visuelles Medium ist, das Menschen und Kulturen miteinander verbinden kann. Der Anspruch des jüngeren Publikums, dass alles jederzeit und überall verfügbar sein soll, zeige schon jetzt seine Wirkung. „Brüssel benutzt dies als Argument, um die Fenster weiter aufzubrechen“, unterstreicht der CICAE-Präsident. Die zentrale Frage sei, wie die verschiedenen Distributionskanäle nebeneinander bestehen können, ohne sich gegenseitig zu kannibalisieren.

„Europa Cinemas tritt für eine Beibehaltung der Auswertungsfenster ein, weil dadurch unsere wirtschaftliche Stärke gewährleistet bleibt“, versicherte Claude-Eric Poiroux, Generaldirektor der europäischen Kino-Organisation Europa Cinemas. „Dieses Geschäftsmodell funktioniert seit Jahrzehnten. Wir dürfen es nicht zerstören.“ Wenn ein Film im Kino ausgewertet werde, sei genau nachvollziehbar, woher die Einnahmen stammen, aus denen die Rückflüsse der Produzenten generiert werden. „Bei Video-on-Demand ist das nicht durchschaubar, weil es dabei keine Transparenz gibt“, kritisierte der Europa Cinemas-Chef.

„Das wird ein großes Problem für Video-on-Demand werden“, bestätigt Rossmann. „Angesichts der großen Überproduktion in Europa sollten wir überlegen, etwas weniger Geld in die Produktion zu investieren und etwas mehr für den Verleih, die Auswertung und das lokale Marketing auszugeben, damit die Vielfalt, die Europa braucht, auch beim Besucher ankommt.“

Video-on-Demand ist auch keine Lösung

Schon jetzt haben europäische Produktionen es schwer, für die Video-on-Demand-Auswertung vermarktet zu werden. Beim Workshop „Film and Internet – Best friend with benefits?“ der Audiovisuellen Informationsstelle in Cannes wurde deutlich, dass sich die weltweite Dominanz der Hollywoodfilme auch im VoD-Bereich widerspiegelt. Führende Plattformen wie iTunes oder Netflix drängen von den USA auf den europäischen Markt. „48 Prozent aller VoD-Dienste sind in amerikanischer Hand, was die Auswertung europäischer Filme erschwert“, berichtete André Lange, Leiter der Abteilung Markt- und Finanzanalysen bei der Informationsstelle in Straßburg. Die meisten Länder verfügen noch über keine Lösungen, um europäischen Filmen einen besseren Zugang zu VoD-Plattformen zu ermöglichen. In Frankreich, Italien sowie der Slowakei gibt es zwar Quoten für europäische Filme, doch deren Einhaltung wird kaum kontrolliert noch sanktioniert. „Um derartige Regelungen einzuführen, benötigen wir die Unterstützung der Filmförderungen“, sagte Jean-Francois Furnémont, Chef der französischen Medienanstalt CSA.

Benoit Danard, Chef-Statistiker der französischen Filmförderung, zufolge nutzen 93 Prozent aller Kinogänger das Internet, 73 Prozent davon täglich. „Das Publikum kann über das Internet angesprochen werden.“ Für 85 Prozent aller Zuschauer biete das Kino die beste Form für die Filmauswertung.

„Es ist der Zugang zu den Inhalten, der sich verändert hat“, unterstrich Wolfgang Cloos, Chef der Informationsstelle. „Wir verfügen über eine zunehmend große Auswahl an Produkten, die weltweit verfügbar sind.“ Aus diesem Grunde wird beim neuen EU-Programm Creative Europe ein Schwerpunkt darauf gelegt, neue Publikumsschichten zu generieren. „Wir ermutigen die Branchenteilnehmer, neue Techologien einzusetzen“, unterstrich Aviva Silver, Chefin des MEDIA-Programms. „Wir brauchen Raum für Experimente.“

Derzeit wird in der Europäischen Kommission noch um das Budget für das EU-Programm Creative Europe gerungen. Ursprünglich war für den Zeitraum von 2014 bis 2020 eine Aufstockung des Budgets um 37 Prozent auf den inflationsbereinigten Wert von 1,8 Mrd. Euro vorgesehen. Wie die Europa-Abgeordnete Doris Pack in Cannes verlauten ließ, zeichnet sich derzeit nur eine nominale Erhöhung um neun Prozent ab, was einer realen Erhöhung der Mitte um rund 16 Prozent für Creative Europe entspricht. Eine Erhöhung ist essentiell, da neben dem Beitritt neuer Mitgliedsländer auch der geplante Garantiefonds als Kostenfaktor zu Buche schlägt. „Wir werden versuchen, noch mehr Mittel herauszuholen“, versprach Pack.

Cross Media Corner auf dem Marché du Film

Um das Potential multimedialer Auswertungsmöglichkeiten aufzuzeigen, hat der Marché du Film-Leiter Jerome Paillard erstmals eine Cross Media Corner im Festival Palais eingerichtet. Dort vorgestellt wurden ein Dutzend transmedialer Projekte wie beispielsweise der Thriller „Bellicher: Cel“, für den neben dem Spielfilm und einer Serie weitere Komponenten kreiert wurden, um tiefer in die Geschichte einzusteigen. Dazu gehörte eine Second Screen Cinema App, ein webbasiertes Spiel, sowie Websites und Social Media. „Die Projekte waren ziemlich experimentell“, betonte Paillard.

Auch auf das B2B-Online-Portal Cinando reagiert die Branche erst langsam. Mittlerweile sind in dieser Datenbank knapp 5.000 Spielfilme verfügbar, darunter diverse Wettbewerbstitel, die in Cannes auf dem Festival gelaufen sind. Dank der Catch-Up-Screenings können die Vertriebe genau kontrollieren, welcher Einkäufer welchen Film sieht. Sie registrieren auch, wenn eine Sichtung vorzeitig abgebrochen wird. „Dieses Verfahren ersetzt den klassischen Screener, denn die Online-Sichtung ist günstiger und besser kontrollierbar“, erläuterte der Filmmarkt-Chef.

Doch die Einkäufer ziehen es immer noch vor, sich die Filme auf der Leinwand im Kino anzuschauen. Insgesamt wurden auf dem Marché du Film 5.364 Filme präsentiert, darunter 3.101 fertig gestellte Filme. Für 886 Filme wurden 1.341 Screenings gebucht.

Zu den heiß umkämpften Wettbewerbsbeiträgen in Cannes gehörte Asghar Farhadis preisgekröntes Beziehungsdrama „Le passé“, das in über 40 Territorien verkauft wurde. Um Francois Ozons Spielfilmdrama „Jeune [&] Jolie“ entbrannte unter den deutschen Einkäufern ein heftiger Bidding War. Die deutschen Auswertungsrechte daran sicherte sich der frühere Kinowelt-Chef Michael Kölmel, der sich wieder mit einem neuen Verleihunternehmen im Filmlizenzgeschäft positioniert. Der börsennotierte Kinowelt-Konzern, der zu Hochzeiten knapp 1.000 Mitarbeiter in München beschäftigt hatte, musste im Dezember 2001 Insolvenz anmelden. Den Kölmel-Brüdern gelang es, den Rechtestock für ihre neu gegründete Kinowelt GmbH aus der Konkursmasse herauszulösen. Nachdem die neue Leipziger Firma wieder Gewinne erwirtschaftete, wurde die Kinowelt-Gruppe 2008 von dem französischen Canal Plus-Tochter Studiocanal übernommen.

Player, Partner und Proteste

Neben den klassischen Playern, die über langjährige Produktions- und Vertriebserfahrung verfügen, versuchen auch Unternehmen aus anderen Branchen, ins Filmgeschäft einzusteigen. In Cannes präsentierte sich der japanische Luxuskarossenhersteller Lexus als internationaler Co-Finanzier von Nachwuchsfilmen. Als renommierte Partner für die Kurzfilmserie „Life is Amazing“ fungieren Harvey Weinstein mit seiner US-Vertriebsfirma The Weinstein Company sowie der Regisseur Tim Burton. In Cannes stellte das Team die Kurzfilmkompilation der jungen Regietalente vor, für die dort medienwirksam der rote Teppich ausgerollt wurde.

Währenddessen wurde der rote Teppich vor dem Festival Palais, über den vor den abendlichen Galavorführungen die Stars schritten, zu einem Stein des Anstoßes. Umweltschützer protestierten dagegen, dass der rote Teppich vor dem Hauptfestivalkino bis zu dreimal täglich ausgetauscht wurde. „Das ist eine riesige Verschwendung und eine sinnlose Müllproduktion”, kritisierte die französische Organisation Greenpride, die mit ihrer Internet-Petition knapp 10.000 Stimmen sammelte. Mit dieser Kampagne war die Forderung verbunden, den Teppich nur noch einmal pro Tag zu wechseln.

Auf der Croisette ins Rampenlicht trat auch das Unternehmen Hewlett Packard, das als großzügiger Sponsor zu Cocktailparties einlud. Die Drinks gaben nur einen kleinen Vorgeschmack auf das eigentliche Vorhaben, das den Hardware-Hersteller zur Kinobranche zieht. Gemeinsam mit der britischen Firma Deluxe Digital Cinema, die sich auf den technischen Service rund um das digitale Kino spezialisiert hat, will Hewlett-Packard rund 8.000 Kinos in Europa künftig über ein leistungsstarkes Glasfasernetz direkt aus der Cloud mit Filmen versorgen. Damit könnte die Vision, dass ein Film auf Knopfdruck in Hollywood in sämtlichen Kinos gestartet wird, bald Realität werden.

Die Filmbelieferung via Festplatte und Satellit soll ihren ambitionierten Plänen zufolge schon in absehbarer Zeit ein Ende haben. Der technische Digitalkino-Dienstleister und der Hardware-Konzern planen, einen europaweiten, glasfasergestützten Filmbelieferungs-Service für Verleiher und Kinos aufzubauen. Dabei will Hewlett-Packard das Management der virtuellen Cloud übernehmen, aus der die Kinos die Spielfilme und Trailer erhalten. Die Studios können in dieser Konstruktion Teil des digitalen Kreislaufs werden und ihren Content an Postproduktionsfirmen wie Deluxe schicken, welche die digitalen Kopien in die virtuelle Cloud hochladen.

Mit diesem System sollen die Filmdateien zu dem gewünschten Auslieferungszeitpunkt sicher und pünktlich bei den entsprechenden Kinos eingehen, die über eine Glasfaserleitung an das Netzwerk angebunden werden. HP will den teilnehmenden Kinos sogenannte ProLiant-Server zur Verfügung stellen, auf welche die Filme direkt aus der Cloud heruntergeladen werden können.

Die Glasfaservernetzung der Kinos soll jeweils in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern erfolgen. Das Konzept sieht vor, langfristig 8.000 Kinos in Europa an ein Breitbandnetz anzubinden. Nach den britischen Kinos sollen Ende des Jahres weitere Länder wie Frankreich folgen, wo ebenfalls ein großangelegter Rollout eines Glasfasernetzes anvisiert wird. Auch Skandinavien, die Niederlande, Belgien und Deutschland stehen als Kandidaten auf der Liste.

Über das geplante Glasfasernetzwerk, das HP als technischer Dienstleister betreut, sollen Dateien bis zu einer Größe von 500 GB übertragen werden. Die durchschnittliche Übertragungsgeschwindigkeit wird bei 50 Megabits pro Sekunde (Mbps) liegen. Die Größe eines herkömmlichen 2D-Films beträgt zwischen 150 bis 200 GB. Größere Datenpakete mit Filmen in 3D, 4K oder High-Frame-Rates können ebenfalls über das Netzwerk überspielt werden, was allerdings mehr Zeit erfordert.

Die größte Hürde stellen die fehlenden breitbandigen Übertragungskapazitäten dar, die in vielen europäischen Ländern zunächst geschaffen werden müssen. Mit dem Ausbau der Breitbandnetze durch die Telekommunikationsanbieter stellt sich allerdings die Frage, welche Kosten mit dieser Übertragung verbunden sein werden. Die Filmdaten kommen bekanntlich nicht aus einer Wolke vom Himmel, sondern lagern auf einem weit entfernten Server, von dem aus sie ins Kino geschickt werden müssen. Diese Datenübertragung, über deren Preisgestaltung die Telekommunikationsanbieter entscheiden, wird eine wesentliche Komponente dieses Geschäftsmodells sein.
Birgit Heidsiek
(MB 07/08_13)

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