Neue Möglichkeiten für 3D-Produktionen

Sony Professional stellte auf der IBC 2010 die Themen 3D und vernetzte Produktion in den Vordergrund. Gezeigt wurden Produkte und Lösungen für 3D-Live Produktionen, darunter der Prototyp eines 3D-Schulter Camcorders und neue Software für die MPE-200 Prozessor-Box.

4
Neue Möglichkeiten für 3D-Produktionen

Bei der diesjährigen FIFA-Fußballweltmeisterschaft hat die Technik von Sony die 3D-Live-Übertragung von 25 Spielen an ein weltweites Publikum ermöglicht. Dafür erhielt das Unternehmen zusammen mit der FIFA, dem Hostbroadcaster HBS und dem US-Sportsender ESPN einen Spezialpreis von der Jury des IBC Innovation Award 2010.

Die in Südafrika eingesetzte 3D-Technik war auch in Amsterdam zu betrachten, allerdings versehen mit einigen Verbesserungen und Erweiterungen. Das betraf zum Beispiel den Multiformat-Bildprozessor MPE-200, zentraler Baustein des Sony-3D-Workflows. Diese Einheit ermöglicht die Produktion von qualitativ hochwertigen 3D-Bildern in Echtzeit, indem sie die optimale Kameraanordnung für jede Zoomposition einstellt. „Wir zeigen hier das neueste Software-Upgrade für den MPE-200, das auf Grundlage des Feedbacks aus Südafrika und von anderen Live-Produktionen entwickelt wurde“, berichtete Claus Pfeifer, Group Manager Technical Product Management DACH von Sony Professional Europe. Die neue Software soll ab Oktober 2010 verfügbar sein. Das Upgrade beinhaltet laut Pfeifer einige von erfahrenen Stereographern gewünschte neue Features sowie eine automatische Anordnungsfunktion für die einfache Konfiguration und Installation von Kamerapaaren.

Sonys Prozessorbox MPE-200 kann jetzt auch mit verschiedenen Software-Paketen für unterschiedliche Einsatzbereiche ausrüstet werden. Zur IBC präsentierte Sony Professional drei dieser Pakete. Sie waren auch schon auf der IFA in Berlin am Sony-Stand zu sehen. Ein Software-Paket erlaubt die 2D/3D-Konvertierung. Es kommt noch in diesem Jahr auf den Markt. Mit Hilfe dieses Tools lassen sich 3D-Bilder auch von Kamerapositionen aus produzieren, bei denen keine 3D-Rigs montiert werden können. Mit dem zweiten MPE-200 Software-Paket stellte Sony die neueste Technologie zur Bildzusammenführung vor, die mit Hilfe von drei Kameras Panoramabilder von beispielsweise Fußballstadien erstellt. Die Bilddateien von diesen fest montierten Kameras werden zu einem einzigen Bild zusammengefügt (Picture Stitching).

Daraus können Anwender verschiedene virtuelle Kameraansichten generieren, deren Position sich überall auf dem Spielfeld befinden kann. Mit zusätzlich programmierten Bildtiefen-Informationen erstellt die Software auch künstliche 3D-Ansichten einzelner Szenen. Das dritte Software-Paket schließlich erlaubt im Zusammenspiel mit Produktionsmischern der MVS-8000-Serie, 2D- und 3D-Grafiken in Echtzeit über 3D-Aufnahmen zu legen. Der MVS-8000 ist ebenfalls ein elementarer Bestandteil der End-to-End 3D-Lösungen von Sony. Zur IBC stellte das Unternehmen mit dem MVS-8000X das neueste Mitglied der MVS-8000-Reihe vor. Es kann 3D-Bilder direkt von der Kamera verarbeiten und unterstützt Produktionen in 1080/50p.

Um 3D-Stereographer die Arbeit zu erleichtern hat Sony ferner neue professionelle 3D-Produktionsmonitore (24” und 42”) entwickelt, die im Oktober 2010 auf den Markt kommen sollen. Außer zahlreichen Anschlüssen wie HD-SDI/3D und 3G SDI verfügen die neuen 3D-Displays über einen Field-Sequential-Modus, eine Side-by-Side-Bildanzeige, rechte und linke Kanäle für Dual-Streaming und einen DVI-Line-by-Line-Modus.
„Was 3D angeht“, sagte Olivier Bovis, Leiter der Abteilung AV-Media bei Sony Professional Europe, „haben wir im vergangen Jahr einen großen Erfahrungsschatz gesammelt. Unsere Erfolge bei der Fußballweltmeisterschaft haben gezeigt, dass wir in der Lage sind, einen nahtlosen End-to-End Produktionsworkflow in 3D zu stemmen. Das Wissen, das wir uns dabei angeeignet haben, können wir jetzt an die Branche weitergeben.” Sony gehe davon aus, dass es künftig immer mehr Live-Übertragungen in 3D gibt. Das Unternehmen werde deshalb weitere Lösungen zur Vereinfachung des 3D-Einsatzes entwickeln und neue 3D-Qualitätsstandards setzen. Ein Schritt dahin sei das 3D-Fachzentrum im europäischen Hauptquartier von Sony in Basingstoke, UK, das im Herbst 2010 an den Start gehe. Rundfunksendern, die ihr Angebot um 3D-Produktionen erweitern möchten, mit Schulungen und Beratungen zur Seite stehen. „In unserem 3D-Trainingszentrum können Spezialisten aus Produktions- und Sendebetrieben mit Hilfe unserer Technologien und unserer Expertise ihren eigenen 3D-Workflow entwickeln“, erklärte Bovis.

Steigende Nachfrage im Bereich 35mm-Akquisition

Der Sony-Manager enthüllte auf der IBC Pressekonferenz des Unternehmens auch den Prototypen eines neuen 35mm-Camcorders. Das schon zur NAB angekündigte Gerät soll Anfang 2011 auf den Markt kommen und qualitativ hochwertige Aufnahmen zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

Das 35mm-Flagschiff Sony F35 soll zudem durch ein Update neue Funktionen erhalten. Außerdem bestätigte Sony die Lieferbarkeit des SRW-9000PL-Camcorders. „Für Sony ist die IBC die ideale Plattform, um unsere langfristigen Pläne für das 35mm-Kamerasortiment vorzustellen”, sagte Bovis. „Die Nachfrage nach einem 35mm Kino-Look wächst weiter. Produzenten und Sendebetriebe suchen nach neuen Möglichkeiten, mit denen sie sich von der Konkurrenz abheben können. Super 35mm-Sensoren sind nicht nur für High-End Spielfilmproduktionen, sondern auch für Werbung, Fernsehsendungen, Musikvideos und Filmproduktionen mit kleineren Budgets hoch im Kurs – nicht zuletzt wegen der großen Tiefenschärfe und der Auswahl an PL-Mount-Objektiven. Uns liegt mit der Erweiterung unseres 35mm-Portfolios sehr daran, den Nutzern so viele kreative Optionen wie möglich an die Hand zu geben.”
Der SRW-9000PL-Camcorder, den Sony Professional auf der NAB im April 2010 angekündigt hatte, kombiniert die Leistungsfähigkeit der SRW-9000 mit einem 35mm-Sensor und einer PL-Fassung. Er verfügt über den gleichen Sensor wie die F35/SRW-1-Kombination, ist aber nur halb so schwer und groß. Die Kamera verbraucht entsprechend weniger Energie. Sie erfasst Bilder in voller RGB-Auflösung ohne Farb-Unterabtastung, hat einen extrem weiten Dynamikbereich, S-Log- und Hyper-Gamma-Funktionalität sowie Einstellungsoptionen für ISO800 Hyper Gamma und S-Log 800EI. Mit dem HKSR-90PL Upgrade-Paket können Nutzer der SRW-9000 den 35mm-Sensor nachträglich ergänzen. Die SRW-9000 und -9000PL sind außerdem für SR-Memory vorbereitet. Ab Verfügbarkeit dieser neuen Festspeichertechnologie wird es ein Upgrade-Kit geben, bei dem das Bandlaufwerk gegen einen entsprechenden Kartenslot getauscht werden kann. Auch die Aufzeichnung von 12-Bit-Signalen wird unterstützt.

Neu vorgestellt wurde mit Vegas Pro 10 auch die neueste Version von Sonys Schnittsoftware, mit der Anwender native 3D-Inhalte einfach bearbeiten können. Zudem war Sonys neuer XDCAM HD 422-Camcorder PMW-500, der auf SxS-Speicherkarten aufzeichnet, zu sehen. Einige Sender wie RTL TVI in Belgien und der WDR in Deutschland haben laut Sony bereits mehrere PMW-500 Camcorder vorbestellt. Weitere Neuheit war der AVCHD-Schultercamcorder HXR-MC2000E.
Sony meldete zur IBC 2010, dass Radiotelevisione svizzera di lingua italiana (Radio und Fernsehen der italienischsprachigen Schweiz, RSI) als erstes Broadcastunternehmen weltweit seine IT-Infrastruktur mit dem Media Backbone von Sony modernisiert. Das Media Backbone basiert auf einer Serviceorientierten Architektur (SOA) und umfasst eine Reihe von Hardware- und Softwareplattformen, mit denen RSI die Vorteile des filebasierten Betriebs besser ausschöpfen will.
Eckhard Eckstein
(MB 10/10)

Anzeige