Nachrichten sind extrem wichtig für Rundfunksender. Die Art, wie sie übermittelt werden, ihre Form und ihr Branding, bestimmt oft das gesamte Erscheinungsbild des Senders und ist für ihn damit eine Art Visitenkarte. Zuschauer sind heute an sehr unterschiedliche, dynamische Darstellungsformen im Fernsehen gewöhnt. Ihre Erwartungen in Sachen Produktionsqualität steigt. Die Tage, in denen ein oder zwei fest installierte Kameras bei einer Studiopräsentation für jeden Bericht verwendet wurden, scheinen endgültig vorbei zu sein. Die meisten TV-Konsumenten werden bei solchen Präsentationen gelangweilt zu einem anderen Programm weiter zappen.
Mit den wachsenden Zuschauer-Erwartungen geriet allerdings auch eine Preisspirale bei den Produktionskosten für Nachrichtensendungen in Gang. News sind heute nur teuer zu produzieren. Immer mehr Teams werden im Außeneinsatz für die Nachrichtenbeschaffung benötigt. Der Bedarf an Live-Berichterstattung wächst.
Daraus resultiert eine signifikante Kostensteigerung – speziell bei 24-Stunden-Nachrichtensendern. Für sie wird die Budget-Kontrolle immer schwieriger. Kein Wunder, dass viele Sender versuchen, ihre Newsrooms möglichst stark zu automatisieren. So sind sie in der Lage, Kosten für das Studiopersonal einzusparen und dieses Geld lieber für ihre Reporter und Kameraleute im Außeneinsatz beziehungsweise zur Beschaffung aktueller Top-Stories zu verwenden.
Die strukturierte Form von Nachrichtenprogrammen ist ideal für die automatisierte Produktion. Die Automatisierung bedeutet, dass nicht Menschen sondern Computer die sich immer wiederholenden Aufgaben erledigen. Ressourcen lassen sich so leichter dahin lenken, wo sie tatsächlich gebraucht werden. Dabei ist es wichtig, dass die Automatisierung nicht die eigentlichen Ziele der Nachrichten-Berichterstattung beeinträchtigt. Sie sollte nicht nur eine gute Berichterstattung unterstützen, sondern auch konsistentes, sichtbares Qualitätsfernsehen ermöglichen, das die Markenwerte des Senders stützt und weiterentwickelt. Nachrichtenstudios müssen Multi-Kamera-Übertragungen mit flexibel einsetzbaren Kameraeinstellungen erlauben.
Die Produktionsabläufe bei Nachrichten unterscheiden sich stark und die Anforderungen an Nachrichtenstudios können sich im Tagesverlauf innerhalb kurzer Zeit schnell ändern – von der einfachen Kurznachrichtenpräsentation eines Sprechers hin zu einem Hauptnachrichtenprogramm mit verschiedene Moderatoren, die vor großen, interaktiven Bildschirmen agieren und womöglich auch noch viele Gäste im Studio haben.
Mit modernen Robotik-Kamera-Systemen ist es leicht möglich, die dafür nötige Flexibilität in ein Studio zu holen. Ein Robotiksystem muss dabei in der Lage sein, für mehrere Set-ups programmiert werden zu können, die einem automatisierten Ablaufplan folgen. Die voreingestellten Positionen müssen sich allerdings auch im Live-Betrieb ändern lassen, zum Beispiel dann, wenn mehr Platz für die Präsentatoren nötig ist oder wenn ein weiterer Studiogast in das vorhandene Set-up integriert werden muss. Die Live-Kontrolle muss insbesondere bei größeren Nachrichten-Shows anspruchsvoller sein. Hier müssen die Kameraeinstellungen oftmals besonderen Set-ups mit wechselnden Gästen in einer Sendung angepasst werden.
Um der News-Sendung einen möglichst professionellen Touch zu verleihen, sollten die Kamerabewegungen möglichst fließend sein. Voraussetzung dafür ist ein sehr sorgfältiges Design der Robotik-Dynamik.
Motorisierte Kamera-Pedestale
Frühere Nachrichten-Robotiken waren oft beschränkt auf Schwenk- und Neigeköpfe mit Kontrollmöglichkeit der Kameraoptiken. Jedoch werden neuerdings auch im Nachrichtenbereich immer häufiger motorisierte Kamera-Pedestale eingesetzt. Sie erlauben X-, Y- und Z-Bewegung am Boden und können alle Bereiche des Studios abdecken um verschiedene On-Air Aufnahmen zu ermöglichen. Das Lokalisierungssystem der Pedestale nutzt dabei extrem dezente Zeichen. Das von Vinten Radamec ist ein kleines L am Studioboden und kann in das Set-Design integriert oder auch anderen Erfordernissen der Studionutzung angepasst werden. Es sind verschiedene Versionen verfügbar, welche mit einem Knopfdruck von Robotik-auf manuellen Betrieb umfunktioniert werden können.
Dadurch ist es möglich, in verschiedenen News-Produktionen den selben Kamera-Mount zu benutzen – egal ob komplett- oder halb-robotische Kontrolle gefragt ist.
Das Kontrollsystem ist ebenso wichtig wie der Kamera-Mount selbst. Es muss möglichst viele Set-ups steuern können. Voreingestellte Set-ups müssen sich per Knopfdruck einstellen oder ändern lassen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Moderator wechselt und die Augenhöhe des Sprechers nach oben oder unten verschoben werden muss.
Bei größeren Produktionen können die robotischen Kontrollsysteme gar über Kameras im lokalen Studio hinaus auch weitere externe Kameras für Hintergründe und Wetterbilder kontrollieren oder sogar externe Studios mit mehr als einer Kamera fernsteuern. Der Vinten Radamec Kontroller nutzt IP um mit den verbundenen Geräten zu kommunizieren, egal wo ein Pedestal positioniert ist. Alle Funktionalitäten können so vom Hauptstudio aus gesteuert werden.
Sky Italia arbeitet mit dieser Art von Mehrfach-Set-ups und produziert damit zahlreiche Programme von ihren verschiedenen Niederlassungen in ganz Italien aus. Der Sender betreibt seinen Sport-Dienst in Mailand – allerdings mit einem ausgeklügelten, ferngesteuerten Studio in Rom. Und Sky Italias Nachrichtenkanal hat zwei damit verbundene Studios in anderen Teilen der italienischen Hauptstadt, die regelmäßig in ein und demselben Nachrichtenprogramm eingesetzt werden. Neben großer Produktionsflexibilität bietet das System sehr hohe Belastbarkeit. Wenn eines der Studios aus irgendeinem Grund ausfallen sollte, kann das andere unabhängig davon sofort weiterproduzieren.
Um eine möglichst optimal Betriebseffizienz zu erreichen müssen die Roboter-Kameras von der Newsroom-Automationstechnik gesteuert werden. Der Programmredakteur kann dann auch Änderungen am Programmablauf vornehmen. Die damit verbundenen Steuerinformationen werden dann sofort an jedes angeschlossene Studiosystem weiter gegeben. Wenn der Run-down verändert wird, müssen die automatisierten Kameras das natürlich mitbekommen. Ansonsten sind sie falsch ausgerichtet. Es ist ebenso wichtig, dass es ein reibungsloses Interface zum Produktionssystem gibt. Vinten Radamec nutzt IP-Verbindungen, um die Robotik in das automatisierte Produktionsumfeld einzubinden. Gibt es eine Betriebsstörung in anderen Teilen des Systems, sorgt dies für Stabilität und stellt sicher, dass die Robotik wie geplant weiterläuft.
Zusammenspiel mit virtuellen Grafik-Systemen
Im gleichen Maße wie Rundfunksender im Newsbereich virtuelle Technologien nutzen werden Robotic-Systeme auch verstärkt im Zusammenspiel mit virtuellen Grafik-Systemen eingesetzt. Die hohe Positionsgenauigkeit von robotischen Kamera-Mounts und -Pedestalen bedeutet, dass Daten kontinuierlich zu den Virtual Reality-Systemen gestreamt werden können. Das erlaubt, dynamische Bewegungen zwischen realer und virtueller Umgebung zu synchronisieren.
Das Virtual Reality-System kann sogar eine bestimmte Kamera-Einstellung verlangen, obwohl normalerweise das Robotik-System die Kamerapositionen festlegt.
Solche hochanspruchsvollen Robotik-Systeme werden bei Nachrichtensendern immer beliebter. Immer mehr von ihnen setzen auf automatisierte Produktionsumgebungen, die ihnen erlauben, die Betriebskosten im Studio einzusparen und dafür mehr Geld in die Nachrichten-Beschaffung zu stecken. So können sie ihre Programme auch qualitativ hochwertiger und dynamischer gestalten.
Automatisierung macht sich in der Regel auch automatisch bezahlt. TV-Manager können ihre Etats schonen und gleichzeitig die Einschaltquoten steigern. Karen Walker
(MB 03/11)