Kickboxen im Bavaria-Studio

Live-Produktionen sind bei der ProSiebenSat.1 Gruppe ein wichtiger Programmbestandteil. Der Sender Sat.1 präsentiert unter anderem Box-Events. Aus dem Studio 9 der Bavaria Studios in Grünwald wurde erstmals eine Kickbox-Weltmeisterschaft live übertragen. Als Dienstleister dabei war Studio Berlin Adlershof (SBA) mit dem Übertragungswagen Ü1.

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Kickboxen im Bavaria-Studio

Box-Event-Veranstalter Mladen Steko hatte mit der Wahl von Studio 9 der Bavaria Studios in München Grünwald für Steko´s Fight Night keinen schlechten Griff getan. Am 9. Mai 2014 ging dort sehr erfolgreich die WM 2014 des Verbandes WKU (World Kickboxing and Karate Union) über die Bühne. Sie wurde im Rahmen der Sat.1-Sendereihe „ran Boxen“ von 22.30 Uhr an zwei Stunden lang live übertragen. Dazu gab es einen kostenlosen Live-Stream auf ran.de.

Den Hauptkampf lieferte Deutschlands neue Kickbox-Queen Julia Irmen. Die 29 Jahre alte Polizistin besiegt souverän Olga Stavrova aus Rußland und tritt damit die Nachfolge von Dr. Christine Theiss als WKU-Weltmeisterin an. Theis war am Kampfabend auch vor Ort, diesmal jedoch als Expertin und Gesprächspartnerin von Moderator Matthias Killing. Ebenfalls in den Ring stiegen in Grünwald die WKU-Weltmeister Simon Poskotin Merkel, Daniel Dörrer, Dominik Haselbeck, David Morina und Pietro Vecchio. Die WKU-Weltmeisterschaftskämpfe in Grünwald wurden von Studio Berlin im Auftrag von Sat.1 produziert. Das zu Studio Hamburg gehörende Unternehmen war mit seinem Ü1, einem seiner vier HD-Ü-Wagen (Ü1, Ü2, Ü4 und Ü6) vor Ort und lieferte Regie, Live-Übertragung und Highlight-Schnitt. Und auch das Kamerateam wurde von Studio Berlin gestellt. „Wir produzieren seit 2013 Boxen und Kickboxen als Sat.1-Dienstleister. Kickboxen wird dabei immer etwas kleiner gefahren als Boxen“, erklärt Andreas Baumann, Projektleiter von Studio Berlin, der auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien ein von Studio Berlin gestelltes Produktions- und Technik-Team führen wird.

Bei der Produktion im Bavaria Studio 9 war man mit acht Kameras (Grass Valley LDK 8000 und 6000) inklusive Beauty-shot und Kabinenkamera am Start. Drahtlos-Kameras wurden nicht eingesetzt. Ein Kamerakran GF9 von Grip Factory Munich wurde vom hinteren Bereich der Halle geschwenkt. Für die Führungskamera gab es ein eigenes Podest in den Zuschauerrängen. Ansonsten wurde sehr viel drahtgebundenen Handkameras gearbeitet. „Der Einsatz der drahtgebundenen Kameras war eine Vorgabe des Senders. Optional können wir solche Einsätze natürlich auch mit drahtlosen Kameras machen. Wir verfügen hierzu über Grass Valley- als auch über Link-Systeme“, sagt Baumann.

Drei Wochen nach Steko´s Fight Night in Grünwald, am 1. Juni 2014, wurde in Krefeld die nächste „ran Boxen“-Sendung produziert. Hauptkampf war hier: Felix Sturm gegen Sam Soliman aus Australien. Hier wurde aufwändiger produziert. „Da haben wir nicht nur ein sondern zwei Feeds produziert. Und da hatten wir zusätzlich auch zwei drahtlose Kameras und ein Schnittmobil dabei. Statt ein GF9 wurde ein Super Techno 30 Kran eingesetzt“, berichtet Baumann.

Ein Box-Kampfabend bei „ran Boxen“ beginnt in der Regel um 18 oder 19 Uhr. Die Hauptkämpfe sind dann relativ spät. Die Vorkämpfe werden lediglich aufgezeichnet und teilweise zusammen geschnitten, um sie dann später gegebenenfalls zeigen zu können. „Das hängt von der Länge des Live-Kampfes ab, ob der über die volle Länge geht oder schon nach einer Runde vorbei ist. Dann braucht man natürlich mehr Futter für die Berichterstattung“, sagt Baumann.

Das Live-Sendesignal (22.30 bis 0.30 Uhr) von Steko´s Fight Night in Grünwald wurde über einen von ProSiebenSat.1 Produktion selbst gebuchten SNG auf den Satelliten geschickt. Die Beschallung und aufwändige Lichtgestaltung im Studio 9 realisierte die Veranstaltungstechnik-Firma Michaelis GmbH, die bei allen Boxveranstaltungen von Sat.1 vor Ort ist.

Auch kleinere Events, wie das in Grünwald, sind für ein Produktionshaus wie Studio Berlin wichtig. „Wir erledigen jeden Auftrag mit dem gleichen Engagement gleich, egal ob klein, mittel oder groß“, betont Baumann. Der Vertrag mit „ran Boxen“ läuft Ende des Jahres aus. Dann will sich Studio Berlin wieder neu um den Job bewerben.

Immerhin war das Unternehmen mit 24 Produktionsmitarbeitern plus Kamerapersonal vor Ort. „Es mussten dort schließlich viele Positionen betreut werden auch in den Kampfpausen. In den Ringecken wurden unter anderem Tonangeln eingesetzt, um die Gespräche zwischen Trainern und Kämpfern zwischen den Runden einzufangen“, sagt Baumann. Der bei den Box- bzw. Kickbox-Produktionen getriebene Produktionsaufwand, so der Studio Berlin-Projektleiter, hänge immer auch mit dem Zuschauerinteresse zusammen. In Krefeld verfolgten allein 8.000 Zuschauer die unerwartete Niederlage von Felix Sturm in der dortigen Event-Halle, in München waren es gerade mal 1.500 Gäste im Studio 9 der Bavaria. Für die Bavaria war das indes neuer Zuschauerrekord.

„1.500 Zuschauer in Studio 9. Soviel hatten wir noch nie“, erklärt Hendrik Niklas, Projektleiter der Bavaria Studios, verantwortlich für den Sat.1-Event. Die Bavaria hat dafür neben dem Studio auch die angrenzenden VIP-Bereiche, die Tribünen und das Studio-Aufsichtspersonal zur Verfügung gestellt. Studio 9 der Bavaria wird zwar weiter als TV-Studio genutzt, bietet aber seit seinem Umbau und der Erweiterung durch ein VIP-Foyer beste Möglichkeiten für Live-Events. „Grundsätzlich kann Bavaria Studios dabei auch alle nötigen Gewerke selbst bereitstellen, von der Produktionstechnik mit Ü-Wagen über das Licht bis hin zu den Teams. Von der Infrastruktur her sind wir hier natürlich komplett ausgestattet“, betont Niklas. „Wir sind in der Form sicherlich einzigartig und bieten eine komplette Infrastruktur mit Technik, Personal, VIP Foyer, Catering Foyer, VIP Vorfahrt, Parkplätzen, Nebenräume für Künstler, Gaderobe und Maske.“

Ein Studiobetreiber, so Niklas, müsse heute solche Veranstaltungen wie „ran Boxen“ in die Studios holen, weil sie sonst nicht ausgelastet seien. Auch für Firmenevents und Werbefilmaufnahmen sei Studio 9 bestens geeignet. So wurden zum Beispiel die Mercedes-Spots mit der deutschen Nationalmannschaft in Studio 9 produziert. Und auch für den klassischen Konzertbereich bietet die Location beste Möglichkeiten für Live-Produktionen. „Das war insgesamt ein sehr schönes Event. Wir haben mit allen Beteiligten sehr gut zusammen gearbeitet. Sender und Veranstalter waren am Ende auch sehr zufrieden. Wir hoffen, solche Veranstaltungen wie ‚ran Boxen’ künftig auch weiter machen zu können“, erklärt Niklas.

Von Sat.1 wurde das bestätigt. „Mit dem Verlauf des Kampfabends ist der Sender sehr zufrieden“, sagt Kommunikationsredakteur Michael Benn.

Eckhard Eckstein

MB 4/2014

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