Erfolgreiches Öko-Engagement

Seit 2013 haben die Bavaria Filmstudios in Grünwald ihre eigene Energiewende vollzogen und bei der Energieversorgung auf Ökostrom aus regenerativer Wasserkraft und Fernwärmebezug aus Geothermie umgestellt. Als eines der weltweit ersten klimaneutralen Film- und TV-Studios überhaupt setzt die Bavaria den eingeschlagenen Weg zur weiteren Emissionsreduzierung und effizienter Energienutzung konsequent fort. Das lockt auch neue Produktionen an den Standort.

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Erfolgreiches Öko-Engagement

Das Ergebnis des Bavaria-Öko-Engagements kann sich sehen lassen: Der Ausstoß von vormals 7.000 Tonnen C02 (2011) wurde bis auf 200 Restemission im Jahr 2014 herunter gefahren. Der noch verbleibende CO2-Ausstoß wird durch die Unterstützung eines Geothermie-Projekts in Indonesien kompensiert. Seit der Umstellung der Energieversorgung wurden über Modernisierungsmaßnahmen in der Anlagentechnologie beträchtliche Einsparpotentiale im Kosten- und Emissionsbereich erzielt, wie der für die Energieversorgung der Bavaria Film zuständige Manager Thorsten Hoppe bestätigt. Als erstes wurde die Grundbeleuchtung einiger Gebäude und Studios auf dem Gelände der Filmstadt konsequent auf LED umgestellt. Zudem sorgen innovative neue Anlagen für eine effizientere und Strom sparende Klimatechnik und Nutzung der Fernwärme.

Alle eingeleiteten Schritte wurden von der kommunalen Initiative der Stadt München „Ökoprofit“ auf den Prüfstand gestellt, die der Bavaria als Ergebnis der Evaluierung ein grünes Umweltzeugnis ausstellte. Das Ökoprofit-Zertifikat bescheinigt der Bavaria Einsparungen von 174.400 kWh in diesem Jahr, was nicht nur einen ökologischen Effekt hat, sondern auch die Energiekosten um rund 40.000 Euro im Jahr senkt. „Viele der Kriterien, die Ökoprofit in den Betrieben ansetzt, waren bei uns bereits erfüllt“, erklärt Bavaria Film Geschäftsführer Achim Rohnke. „Mit einem umfassenden Modernisierungsprogramm der letzten Jahre haben wir die Bavaria Filmstadt zu einem klimaneutralen Produktionsstandort geführt und damit die Voraussetzungen für Green Production geschaffen. Das Ziel ist Ressource schonendes und Umwelt bewusstes Denken unternehmensweit zu leben und dafür auch die Kunden mit zu nehmen.“

Green Production vom Wetter bis zur Soap

Reine Studioproduktionen auf dem Gelände wie das ARD-Wetter oder „XY…ungelöst“, eine der ältesten Shows des deutschen Fernsehens, entstehen nun in einer klimaneutralen Produktionsumgebung. Die grünen Anstrengungen seitens des Studios fallen auf fruchtbaren Boden, zumal die Bavaria auch beratend zur Seite steht. Seit letztem Jahr wird mit der ARD-Soap „Sturm der Liebe“ die erste klimaneutrale Daily auf dem Gelände gedreht. Die Daily mit mehr als 20 Prozent Marktanteil im Ersten profitiert von den klimafreundlichen Bedingungen der Bavaria-Ateliers. Da zudem einige Außenmotive auf dem Gelände genutzt werden, ergeben sich kurze Wege. Die standortbezogene Energie erbringt den Löwenanteil für den bilanzierten CO2-Fußabdruck. Die Emission von vormals 700 Tonnen CO2 für diese Produktion reduzierte sich um mehr als 300 Tonnen (44 Prozent). Die verbleibenden Emissionswerte, die sich durch Fahrzeugnutzung, Anfahrt der circa 100 Cast- und Crewmitglieder, Reisen, Hotelübernachtung, Dekobau und Catering ergeben, werden mit dem Kauf von Zertifikaten für ein Waldschutzprojekt in Mosambik sowie ein Geothermieprojekt in Indonesien kompensiert. Produktionsleiter Peter Proske sieht die Serienproduktion als geeignetes Pilotprojekt für grüne Bedingungen: „Wir verfügen über viel Routine. Dadurch ist es sicher leichter, die Produktionsabläufe zu optimieren, gerade auch in Hinblick auf sparsamen Umgang mit Energie und Ressourcen.“

Die vielen kleinen Schritte der Umrüstung in umweltfreundliche Technologien waren schwieriger als die Umstellung der Energieversorgung, berichtet Hoppe. Vor allem gelte es bei allen Maßnahmen die Mitarbeiter mitzunehmen und ein Bewusstsein zu schaffen. Bei der Erneuerung der Grundbeleuchtung der Gebäude einschließlich Studios mussten auch Bedenken ausgeräumt werden, dass die Energie sparenden Lampen die Standards der Arbeitssicherheit beeinträchtigen könnten. „Wir konnten die Mitarbeiter überzeugen und unsere Berechnungen haben auch den TÜV-Prüfungen Stand gehalten“, so Hoppe.

Ökologische Klimatechnik für die EDV

Das nach der EU-FCKW-Verordnung 2015 verbotene Kühlungsmittel R22 ist auch bei der Bavaria komplett eliminiert worden. „Wir haben die Chance genutzt und in eine ökologische Klimatechnik investiert“, wie Hoppe berichtet. Die komplett zentralisierte EDV der Filmstadt wird jetzt von einer zentralen Kälteversorgung gekühlt, die in den Wintermonaten die Kaltwasserversorgung durch freie Kühlung erzeugt. Das heißt bei entsprechender Außentemperatur kann ohne zusätzlichen Stromaufwand für eine Kältemaschine und FCKW frei gekühlt werden. Das heißt, die freie Kühlung setzt ein, sobald die Außentemperatur unter die Kühlwassertemperatur absinkt. Es reichen Temperaturdifferenzen von 1K. Liegt die Kaltwassertemperatur bei zehn Grad kann die freie Kühlung bei neun Grad beginnen. Im Winter kommt man auf diese Weise praktisch ohne Kältemaschinen aus.

Aber auch die Heizung basiert auf einer intelligenten Steuerung, die dafür sorgt, dass die bezogene Fernwärme aus klimaschonender Geothermie ohne Reibungsverluste im Kreislauf genutzt wird. Ein hydraulischer Abgleich an den Übergabestationen in den Gebäuden regelt, dass die vom Versorger vorgegebene Rücklauftemperatur von 50 Grad stets eingehalten werden kann. Fernwärmenetze erzielen durch Recycling von Wärme eine beträchtliche Verringerung der Kohlendioxyd-Emissionen. „Und es ist auch eine wirtschaftliche Maßnahmen, weil wir den Energieinhalt des Heizungswassers besser ausnutzen.“

Eine automatische Steuerung der Kühlung regelt die Frischluft-Zufuhr der Studios nach Nutzung, so dass die Anlage nicht mehr wie früher voll durchlaufen muss. Nachts kommt die Anlage mit freier Kühlung aus.

In den zum modernen Live-TV-Studiokomplex umgerüsteten Filmstudios 2 und 3 der Bavaria gastieren heute Fernsehshows wie „Aktenzeichen XY…ungelöst“ (Studio 3).

Und das Öko-Engagement der Bavaria trägt auch dazu bei, dass neue Produktionen den Standort Geiselgasteig wählen. So gehen ab Frühjahr 2015 im großen Live-TV-Studio 9 die Primetime-Shows des Südwestrundfunks (SWR) „Verstehen Sie Spaß“ und „Die große Show der Naturwunder“ auf Sendung. Der SWR hatte diese Shows mit zusammen jährlich sechs Ausgaben für die externe Vergabe ausgeschrieben. Bavaria Studios hat sich bei dieser bundesweiten Ausschreibung gegen andere große Studiobetriebe durchsetzen können. Die Modernisierung des auf Shows und Gala ausgerichteten Studio 9 im Jahr 2013 hat laut Martin Moll, Geschäftsführer der Bavaria Studios, zu einer spürbaren Belebung der Bavaria Filmstadt als Showstandort geführt. „Fashion Hero“ und die Sitcom „Bully macht Buddy“ für ProSieben, „ran boxen“ für Sat.1 oder die Gala zum 50-jährigen Bestehen des Bayerischen Fernsehens fanden dort statt, ebenso wie die „SKL-Millionen-Show“ von Sat.1, zwei Weihnachtsshows mit Carmen Nebel für das ZDF und der ZDF-Jahresrückblick „Menschen 2014“.

CO2 Rechner für die Nutzung der Studios

Um den Kunden vor Augen zu führen, wie der Energiehaushalt und die Emissionswerte ihrer Produktion aussehen, will die Bavaria den Nutzern der Studios künftig einen CO2 Rechner an die Hand geben, der vor Augen führt, welche Einspareffekte an Kosten und Schadstoffausstoß zu erzielen sind. Im Bereich Mülltrennung und Recycling sieht Hoppe weitere Potenziale für die Bavaria. Und die klimaneutrale Bavaria Filmstadt hat auch das Thema Elektromobilität bereits berücksichtigt. Seit einem Jahr gibt es eine Elektrotankstelle auf dem Gelände. Damit sind die Studios der Entwicklung voraus, denn die Produktion von Elektroautos und deren Nutzung muss in Deutschland erst noch Fahrt aufnehmen.

Bernd Jetschin

MB 1/2015

© Bavaria

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