Mit Eventfilmen wie „Dresden“, „Die große Flut“ oder „Vulkan“ wurden zweistellige Millionenzahlen erreicht. Ist es Ziel einer Programmpolitik, langfristig mit teuren und spektakulären Eventproduktionen eine eigene Marke aufzubauen?
Langfristig lässt sich eine Marke mit den wirklich teuren Events nicht aufbauen. Solche Produktionen sind für den Sender in erster Linie Imageprojekte, um die Zuschauer mit außergewöhnlichen Filmen zu überraschen. Ein bis zwei Eventfilme im Jahr wird es auch in Zukunft geben, wenn dafür geeignete Stoffe vorliegen. Dahinter steckt keine Programm-planungspolitik. Aber ich finde es wichtig, dass solche herausragenden Zweiteiler-Produktionen wie die „Hindenburg“, die auch Kinoqualität haben, produziert werden.
Und das müssen bevorzugt historische Katastrophen-Szenarien sein?
Ich denke nicht, dass wir nun alle historischen Ereignisse durchgehen müssen, bis wir in der Jetztzeit angekommen sind. Wir schauen nach originären Stoffen, die ein relevantes Thema besitzen, um die sich eine spannende Geschichte bauen lässt und Figurenkonstellationen ermöglicht, die einen Mehrteiler tragen können.
Gibt es für diese Art von Event-Mehrteiler-Produktionen ein fiktionales Konzept, eine eigene RTL-Dramaturgie?
Im weitesten Sinne schon. Für die „Hindenburg“ haben wir die gesamten historischen Hintergründe des Unglücks, also die Verbindung der Treibstoffproblematik ob nun Wasserstoff oder das nicht brennbare Helium mit der Goebbelschen Luftfahrt- und Kriegspolitik und dem parallelen US-Embargo für Helium ausführlich recherchiert und in die Geschichte einfließen lassen. Aber wir haben es bewusst relativ knapp gehalten. Wir wollen vor allem einen Unterhaltungsfilm produzieren und kein Dokudrama. Wir setzen in erster Linie auf die Liebesgeschichte und das Abenteuerszenario mit der Bombe an Bord, über die wir einen Spannungsbogen erzeugen können, der über beide Teile trägt. Unter dem Hauptbogen der schwerreichen Familie van Zandt werden weitere Schicksale einzelner Passagiere erzählt. Wir haben für jede Figurenkonstellation eine eigene Geschichte, die sich sehr gut ins Gesamtkonzept einfügt. Es wurde in den Büchern lange daran gefeilt.
Was ist das nächste Projekt dieser Kategorie?
Thielen: Bereits abgedreht haben wir den Umweltthriller „Bermuda-Dreieck Nordsee“, der allerdings als Einteiler erzählt wird. Das Thema behandelt die brisante Thematik der CO2-Verklappung auf dem Meeresboden, wie sie auch von der EU und der Bundesrepublik Deutschland gesetzlich vorbereitet wird. In diesem Abenteuerfilm erzählen wir konkret davon, wie eine vom Menschen verantwortete Umweltkatastropheentsteht. Hier geht es um die Problematik, wie mit der Endlagerung von Kohlendioxid aus Industrie- und Kraftwerksanlagen verfahren wird, deren dauerhafte Speicherung noch weitgehend unerforscht ist.
Bernd Jetschin
(MB 02/2011)