H.264/AVC, auch bekannt als Advanced Video Coding oder MPEG-4 Part 10, wurde entwickelt, um eine hocheffiziente Videokompression zu ermöglichen. Das bedeutet, dass Videos mit einer geringeren Dateigröße gespeichert werden können, ohne dass die Bildqualität wesentlich beeinträchtigt wird. Einer der Hauptvorteile von H.264/AVC ist zudem die Fähigkeit, hochwertige Videos bei relativ niedrigen Bitraten auszuliefern. Dies macht es ideal für Streaming-Dienste, wie YouTube und Netflix, wo Bandbreite eine wertvolle Ressource ist. Außerdem ist H.264/AVC mit einer Vielzahl von Geräten und Plattformen kompatibel, was seine Anwendbarkeit erhöht. Dies ist von entscheidender Bedeutung für die Übertragung von HD-Videos über das Internet, für Streaming-Dienste, Videokonferenzen und digitales Fernsehen.

Lizenzierung und Patente von H.264/AVC:

Die Verwendung von H.264/AVC ist häufig mit Lizenzgebühren verbunden, was für Unternehmen und Entwickler ein wichtiger Aspekt ist. Der Codec ist durch eine Vielzahl von Patenten geschützt, die von verschiedenen Technologieunternehmen (wie Panasonic, Sony, LG oder Dolby) gehalten werden. Diese Patente sind in einem Patentpool organisiert, der von einer Organisation namens Via Licensing Alliance verwaltet wird. Für die Verwendung des H.264/AVC-Codecs in kommerziellen Produkten müssen daher Lizenzgebühren entrichtet werden. Dieser Umstand beeinflusst die Entscheidung vieler Unternehmen, diesen Codec zu verwenden, insbesondere wenn es um die Entwicklung von Produkten mit breiter Marktdurchdringung geht. Ganz wichtig – für bestimmte Anwendungen, wie z.B. Videostreaming im Internet, wurde jedoch eine Befreiung von den Lizenzgebühren gewährt, um die Verbreitung des Standards zu fördern.

Technischer Hintergrund: Profile und Level von H.264/AVC

In der H.264/AVC-Spezifikation sind “Profile” und “Levels” zwei Schlüsselelemente, die oft für Verwirrung sorgen. Sie beschreiben elementare aber sehr unterschiedliche Dinge. Einfach ausgedrückt definieren “Profile”, welche Funktionen unterstützt werden, während “Levels” bestimmen, wie viele Ressourcen – wie Rechenleistung und Speicher – für die Verarbeitung des Videos benötigt werden.

Profilcodes für spezielle Anwendungsbereiche

Die Spezifikation von H.264/AVC umfasst verschiedene “Profile”, die sich auf spezielle Anwendungsbereiche konzentrieren. Sie sind wie verschiedene Versionen des Codecs zu sehen, die für bestimmte Arten von Videos optimiert sind. Jedes Profil hat einen eigenen Code, den sogenannten “Profilcode” (profile_idc), und manchmal zusätzliche technische Beschränkungen. Diese Codes und Beschränkungen helfen einem Video-Decoder (das ist das Gerät oder die Software, die das Video abspielt), zu erkennen, welche Anforderungen es erfüllen muss, um ein bestimmtes Video korrekt zu decodieren. In vielen Fällen werden nur ein oder zwei dieser Profile in einem bestimmten Systemumfeld verwendet, weshalb Decoder in diesen Umgebungen oft nur diese häufig genutzten Profile erkennen müssen.

Eine Übersicht aller Profile findet sich mit allen Funktionen und Beschränkungen auf Wikipedia wieder.

“Levels” – die Leistungsgrenzen für die Videobearbeitung

In der H.264/AVC-Spezifikation beziehen sich die “Levels” auf eine Reihe von Beschränkungen, die angeben, welche Ressourcen für die Dekodierung eines bestimmten Videostroms erforderlich sind. Diese Levels sind im Wesentlichen technische Richtlinien, die verschiedene Aspekte wie die maximale Bitrate, die Bildauflösung, die Bildrate und die maximale Anzahl von Verarbeitungsoperationen pro Sekunde definieren.

Jede Stufe ist so konzipiert, dass sie eine bestimmte Gruppe von Leistungsmerkmalen unterstützt, was bedeutet, dass sie mit einer bestimmten Art von Hardware oder Software kompatibel ist. Beispielsweise erfordern höhere Level, die höhere Auflösungen und Bitraten unterstützen, leistungsfähigere Hardware und mehr Speicher, während niedrigere Level für weniger leistungsfähige Systeme geeignet sind.

Die Wahl des richtigen Levels hängt von den Anforderungen der spezifischen Anwendung und den Fähigkeiten der verwendeten Hardware ab. Durch die Festlegung eines bestimmten Levels in einem Video-Codec wird sichergestellt, dass das Video auf kompatibler Hardware korrekt dekodiert werden kann, ohne dass es zu Überlastungen oder Leistungseinbußen kommt.

Weitere detaillierte Informationen über die spezifischen technischen Aspekte jedes Levels im H.264/AVC-Codec findet man auf der Wikipedia-Seite.

H.264/AVC Techniken zur Videokompression

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, besteht die Hauptaufgabe des H.264/AVC-Codecs darin, Videos so zu komprimieren, dass sie weniger Speicherplatz benötigen und leichter über das Internet gestreamt werden können, ohne dabei nennenswerte Qualitätseinbußen zu erleiden. Die in H.264/AVC verwendeten Techniken zur Videokompression werden in diesem Abschnitt behandelt.

  1. Intra-Frame-Kompression: Bei der Intra-Frame-Kompression werden Daten innerhalb eines einzelnen Bildes (Frames) reduziert. Dies wird erreicht, indem redundante Informationen innerhalb des Frames eliminiert werden. Zum Beispiel, wenn ein großer Teil eines Bildes eine einheitliche Farbe aufweist, speichert der Codec nicht die Farbinformation für jeden Pixel, sondern verwendet eine effizientere Methode, um diese Informationen zu komprimieren.
  2. Inter-Frame-Kompression: Diese Technik reduziert die Datenmenge, indem sie die Unterschiede zwischen aufeinanderfolgenden Frames analysiert. Anstatt jedes Frame als separates Bild zu speichern, speichert der Codec nur die Veränderungen von einem Frame zum nächsten. Dies ist besonders effektiv in Szenen mit wenig Bewegung, da hier viele Frames sehr ähnlich sind.
  3. Bewegungsschätzung und -kompensation: Dies ist ein Teil der Inter-Frame-Kompression. Der Codec versucht zu schätzen, wie sich Objekte zwischen Frames bewegen. Anstatt jedes Objekt in jedem Frame neu zu kodieren, speichert der Codec Informationen darüber, wie sich ein Objekt von einem Frame zum nächsten bewegt hat. Dies reduziert die Menge der zu speichernden Daten erheblich.
  4. Transformationskodierung: Der Codec wandelt die Pixelinformationen eines Frames in einen Satz von Frequenzdaten um (meistens mittels einer diskreten Kosinustransformation). Diese Frequenzdaten sind oft einfacher zu komprimieren, da sie die visuelle Information des Bildes in einer effizienteren Form darstellen.
  5. Quantifizierung: Bei diesem Prozess wird die Präzision der transformierten Daten reduziert, was zu einer weiteren Reduktion der Dateigröße führt. Dieser Schritt ist entscheidend für die Kompressionsrate, kann aber auch die Bildqualität beeinträchtigen. Die Kunst der Kompression liegt darin, die richtige Balance zwischen Dateigröße und Bildqualität zu finden.
  6. Entropiekodierung: Schließlich verwendet H.264/AVC Techniken wie die CABAC (Context-Adaptive Binary Arithmetic Coding) oder CAVLC (Context-Adaptive Variable-Length Coding), um die Daten noch weiter zu komprimieren. Diese Methoden kodieren die Daten basierend auf der statistischen Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens.

Zusammengefasst ermöglichen diese Techniken dem H.264/AVC-Codec, Videos mit einer wesentlich kleineren Dateigröße zu kodieren, ohne dass es zu einem signifikanten Qualitätsverlust kommt. Dies macht ihn ideal für Anwendungen, bei denen sowohl die Qualität als auch die Effizienz der Datenübertragung wichtig sind, wie beim Streaming von HD-Videos über das Internet.

Weiterführende Informationen:

  • ITU-T H.264 : Advanced video coding for generic audiovisual services: Die offizielle Seite der International Telecommunication Union, die den H.264-Standard dokumentiert.

Vergleich mit anderen modernen Codecs

  1. H.265/HEVC:
    • Kompressionsmethode: Verbesserte Version von H.264 mit fortschrittlicheren Techniken.
    • Auflösungsunterstützung: Unterstützt bis zu 8K.
    • Effizienz: Bietet eine etwa 50% bessere Kompression als H.264, ideal für 4K und höher.
    • Hardware-Anforderung: Höher, benötigt mehr Rechenleistung.
  2. VP9 (von Google entwickelt):
    • Kompressionsmethode: Ähnlich wie H.265, aber als offener und lizenzfreier Standard.
    • Auflösungsunterstützung: Bis zu 4K, optimiert für das Internet.
    • Effizienz: Vergleichbar mit H.265, aber ohne Lizenzgebühren.
    • Hardware-Anforderung: Moderate bis hoch, optimiert für Web-Streaming.
  3. AV1 (von der Alliance for Open Media entwickelt):
    • Kompressionsmethode: Neuester Standard, bietet höhere Kompressionseffizienz.
    • Auflösungsunterstützung: Bis zu 8K.
    • Effizienz: Höher als H.265 und VP9, lizenzfrei.
    • Hardware-Anforderung: Hoch, da der Kodierungsprozess rechenintensiv ist.

Zukünftige Entwicklungen von H.264/AVC

Obwohl H.264/AVC eine starke Position in der Videoindustrie einnimmt, gibt es ständige Entwicklungen in der Videokompressionstechnologie. Neuere Codecs wie H.265/HEVC bieten verbesserte Kompressionsraten, stellen jedoch höhere Anforderungen an die Verarbeitungsleistung. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen Kompressionsrate, Bildqualität und Hardware-Anforderungen zu finden.

Mit der Weiterentwicklung von H.264/AVC wird der Codec wahrscheinlich auch weiterhin eine Schlüsselrolle spielen, selbst wenn neuere Technologien aufkommen. Durch seine Fähigkeit, qualitativ hochwertige Videos effizient zu komprimieren und zu übertragen, hat es die Art und Weise, wie wir Videos online konsumieren und austauschen, maßgeblich beeinflusst.

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