Filmbranche blickt optimistisch in die Zukunft

Die Filmförderung Hamburg-Schleswig-Holstein (FFHSH) hat anläßlich ihres 10. Jahrestages in einer repräsentativen Studie die Situation der Bewegtbildbranche in beiden Bundesländern analysiert. Dazu wurden rund 1.250 Film- und Medienunternehmen in Hamburg und Schleswig-Holstein befragt.

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Filmbranche blickt optimistisch in die Zukunft

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Branche trotz aktueller Herausforderungen in den kommenden Jahren mit wirtschaftlichem Wachstum rechnet. Maria Köpf, Geschäftsführerin der FFHSH: „Seit der Fusion im Jahr 2007 ist die Zahl an Drehtagen in Schleswig-Holstein um 114 Prozent gestiegen und der Regionaleffekt lag bei über 18 Millionen Euro – diese Zahlen zeigen: Die Fusion war genau der richtige Schritt. Schleswig Holstein und Hamburg sind in den vergangenen zehn Jahren gut zusammengewachsen. Die Filmwerkstatt Kiel ist für die lokalen Produzenten eine nicht mehr wegzudenkende Plattform. Wir arbeiten weiter daran, den Medienstandort Schleswig-Holstein mit voranzubringen. An diesem Ziel wollen wir auch mit der neuen Landesregierung in Kiel festhalten.“

Die Ergebnisse im Überblick:

Die Bewegtbildbranche ist mit einem Gesamtumsatz von 3,2 Milliarden Euro und 14.500 Arbeitsplätzen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region. Rund 1.250 Unternehmen zählen zur Bewegtbildbranche in Hamburg und Schleswig-Holstein. Davon gehören rund 560 Unternehmen zur klassischen Filmproduktion. Hinzu kommen rund 200 Werbefilmer sowie 110 Spezialisten in den Bereichen Online-Video, 360-Grad, Virtual und Augmented Reality.

Zwei von drei TV-Produzenten und rund drei Viertel der Kino-Produzenten erwarten wachsende Umsätze bis 2020, wobei aktuell nur jeder Fünfte seine wirtschaftliche Lage als gut einschätzt. Auch am Arbeitsmarkt sind die Aussichten positiv: Mehr als ein Drittel der Bewegtbild-Unternehmen plant, 2017 mehr Personal einzustellen.

Online-Video und Virtual Reality locken als neue Geschäftsfelder. Ein Viertel der Filmschaffenden will in der Zukunft stärker auf Online-Video und On-Demand-Plattformen wie Netflix, Amazon oder Maxdome setzen. Jedes achte Unternehmen plant, in die Bereiche Virtual Reality, Augmented Reality oder 360-Grad-Videos einzusteigen. Allerdings bleibt die klassische TV- und Filmbranche mit einem Anteil von 38 Prozent weiter Hauptgeschäftsfeld für die Bewegtbildunternehmen in der Region.

80 Prozent der Kino- und 60 Prozent aller TV-Produzenten haben internationale Kooperationspartner. Trotz der hohen Zahl an internationalen Kooperationen wünschen sich viele der Befragten eine stärkere Beschränkung der Fördermittel auf Filmproduzenten vor Ort.

Als Standortnachteil sieht die Branche den schwierigen Zugang zu Fremdkapital und Banken. Sie wünscht sich dementsprechend mehr Lobbyarbeit für Film als Kultur- und Wirtschaftsgut, um ihn attraktiver für Privatinvestoren zu machen.

Infrastruktur, Zugang zu Equipment und Ausstattung sowie Vernetzung mit der eigenen Branche zählen zu den bedeutendsten Standortvorteilen. Im Vergleich zu Hamburg punktet Schleswig-Holstein zudem mit günstigeren Mieten und geringeren Lebenshaltungskosten.

Die Studienergebnisse bestärken Maria Köpf in der Arbeit der FFHSH: „Wir versuchen als Filmförderung unseren Beitrag zu leisten, indem wir zum Beispiel als finanzieller und kreativer Partner den Autoren und Produzenten bereits in frühen Phasen wie der Treatmenterstellung, der Drehbuchentwicklung und später auch bei der Projektentwicklung zur Seite stehen. So geben wir den Produzenten Raum, sich auf ein Filmprojekt zu konzentrieren und dabei das Publikum im Auge zu behalten. Denn auch kleine Kinoprojekte haben Erfolgschancen, wenn sie ihre Zielgruppe gefunden haben – wie der Dokumentarfilm ‚Manche hatten Krokodile‘ über die Sparclubs auf St. Pauli beweist: Mit wenigen Kopien hat der Film inzwischen 10.000 Besucher eingespielt – und ist auf dem ersten Platz der iTunes-Charts gelandet. Auch den Wunsch, mehr Mittel in die Entwicklungsphase umzulagern, werden wir evaluieren.“

Als Zukunftsmotor hat die Filmbranche die Bereiche Online-Video und Virtual bzw. Augmented Reality ausgemacht. Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein will darum die Talente aus den einzelnen Zweigen der Bewegtbildbranche besser zusammenbringen.

Die Filmbranche ist weiter Hauptgeschäftsfeld der Bewegtbildunternehmen in der Region, auch wenn vor allem die Kinoschaffenden mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben. Für Köpf hat dies vor allem zwei Ursachen: „Die Produzenten sehen ihre Erlöserwartungen im Kinosegment deutlich gedämpft. Der Besucherrückgang gerade bei den mittleren und kleineren Filmen in den letzten Jahren ist ein Problem und hat verschiedene Ursachen, wie ein qualitatives Überangebot, aber man muss sich der Frage stellen, warum so viele Filme ihr Publikum nicht mehr finden. Durch die Digitalisierung und den verbilligten Einsatz von Startkopien ist das Kino aber leider auch immer mehr zu einem Durchlauferhitzer für kommerzielle Filme geworden, bei dem deutsche Filme immer weniger Chancen auf längere Laufzeiten haben. Zum anderen betrachten die Produzenten ihre Situation in unserer Region vermutlich auch deshalb kritisch, weil der NDR sich im Bereich des Kinofilms sehr zurückhaltend verhält und andere Schwerpunkte setzt.“

Die Sorgen bei der Internationalisierung des Medienstandorts kann Maria Köpf nachvollziehen: „Die Mittel sind begrenzt und der regionale Wettbewerb bereits hoch. Dennoch ist es für die die gesamte Branche wichtig, die Zahl der Kinoproduktionen am Standort hochzuhalten. Die Region profitiert so von einer ständigen Beschäftigung, einer erhöhten Sichtbarkeit und einer Professionalisierung der Teams – alles Argumente, die den Standort Hamburg Schleswig-Holstein für Filmteams und Talente noch attraktiver machen.“

Die komplette Studie kann hier heruntergeladen werden. (7/17)

Foto: Maria Köpf, Geschäftsführerin der FFHSH